Die Entscheidung ist gefallen: Gaby und Markus Nentwig werden am 28. Oktober zum letzten Mal die Türen von Meyerdierks Hofladen aufschließen. Fast zehn Jahre lang haben sie das Geschäft für regionale Lebensmittel und Spezialiäten an der Moorhauser Landstraße 33 geführt. Jetzt hören sie auf, ohne dass es einen Nachfolger gibt. Unter mehreren Interessenten gab es laut der Inhaberin zwar einen mit einschlägiger Branchenerfahrung, doch letztlich sagte er ab. "Alles war besprochen, es ist jedoch trotz intensiver Suche nicht gelungen, genügend Personal zu finden, um neu durchstarten zu können", berichtet Gaby Nentwig.
Generell fehle es an Fachkräften im Lebensmitteleinzelhandel, aber insbesondere auch an jenen, die Verantwortung übernehmen wollen, sagt die Geschäftsfrau. Laut Nentwig hätte die Leitung des Ladens künftig auf zwei Schultern verteilt werden sollen, um die Gewähr zu haben, dass der Betrieb auch in Urlaubs- und bei möglichen Krankheitsausfällen weiter läuft. Doch diese beiden Angestellten-Positionen konnten nicht besetzt werden, sodass es nun zumindest keinen nahtlosen Übergang bei Meyerdierks Hofladen gibt. "Es hätte mich für Lilienthal gefreut, wenn es weitergegangen wäre", sagt Nentwig.
Verständnis für die Entscheidung
Im Hofladen leeren sich nun nach und nach die Regale: Neue haltbare Ware kommt nicht mehr herein, nur bei den frischen Sachen wie Obst, Gemüse und Fleisch läuft die tägliche Anlieferung weiter. Die Lieferanten, von denen viele seit Jahren mit dem Hofladen zusammenarbeiten, wissen Bescheid. Sie bedauern laut Gaby Nentwig, dass für sie nun ein treuer Geschäftspartner wegfällt. Auf der anderen Seite sei ihr aber auch großes Verständnis für die Entscheidung entgegengebracht worden. Nentwig hatte ihren Schritt damit begründet, die Verantwortung für das Geschäft nicht mehr alleine tragen zu wollen, so wie es bei inhabergeführten Geschäften eben stets der Fall sei.
Am letzten Oktober-Freitag ist für sie nun Schluss. Abgehakt ist die Nachfolge aber noch nicht: Die Ladenausstattung samt Kühlhaus, Tresen und Regalen bleibt bis Ende des Jahres stehen, für den Fall, dass sich doch noch jemand findet, der bereit ist und auch die Voraussetzung mitbringt, einzusteigen. "Wir warten noch ab und werden frühestens im Januar beginnen, das Mobiliar zu veräußern." Gaby Nentwig will nach ihrem Ausstieg bei Meyerdierks Hofladen erst einmal eine Auszeit nehmen und plant, ein sogenanntes Sabbatjahr einzulegen. Ihr Mann wird wieder in seinen alten Beruf als Elektriker zurückkehren.
Ladengründerin hofft auf Neustart
Auch die Familie Meyerdierks als Verpächterin bedauert die Schließung des Hofladens. Helga Meyerdierks hatte ihn 1995 gegründet, ehe sie das Geschäft 2013 an Gaby Nentwig abgab, die dort zuvor als Angestellte tätig gewesen war. Die Nachfolgerin baute den Laden weiter aus, verfolgte die Devise "frisch und hausgemacht" konsequent weiter. Die Kunden schätzen Eintöpfe und Brühen, Hausmacher-Wurst oder selbst gekochte Marmeladen. Auch das selbst gebackene Kürbisbrot und der Apfel-Schmand-Kuchen gehören zu den Rennern.
Auch Helga Meyerdierks würde sich freuen, wenn es nach dem Ausstieg der Nentwigs mit dem Geschäft im alten Bauernhaus in Moorhausen weiterginge. Der Pachtvertrag läuft ihren Angaben zufolge noch bis Mitte 2023. Sie hofft, dass es einen Neustart geben wird, betont aber auch, dass mit dem Betrieb eines solchen Hofladens viel Arbeit verbunden sei, und auch Ausdauer, Leidenschaft und Kompetenz nötig seien - eine Aufgabe für Profis eben und nichts für Leute, die nur vom idyllisch anmutenden Hofladen schwärmen. Meyerdierks kann sich vorstellen, dass vielleicht jemand einsteigt, der schon anderswo einen Hofladen betreibt, aber mit seinem aktuellen Standort nicht zufrieden ist. Vorstellbar sei es aber auch, dass das Geschäft vielleicht mit einem verkleinerten Sortiment mit weniger Personalaufwand weitergeführt werde. Niemandem sei geholfen, wenn sich ein Nachfolger finde und sich vielleicht schon nach kurzer Zeit herausstelle, dass dieser mit der Aufgabe überfordert sei.