Im Verkehr sind immer mehr Radfahrer unterwegs, folglich gibt es auch mehr Unfälle. Auch in Lilienthal. Was sagt die Polizei zu Unfallschwerpunkten, den häufigsten Ursachen und was rät sie Radfahrern? Und was wünscht sich der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC)?
In Lilienthal sind Zusammenstöße mit Autos die häufigste Ursache von Radfahrunfällen. Allerdings passieren etliche Fahrradunfälle auch ohne weitere Beteiligte, etwa durch Stürze. Das sei bei 30 Prozent aller Unfälle der Fall, an denen Pedelecfahrer beteiligt waren, sagt die Polizei. Kreuzungen gelten als besonders gefährlich. Neuralgische Punkte sind in Lilienthal nach Darstellung der Polizeiinspektion Verden/Osterholz die Einmündungsbereiche Trupermoorer Landstraße/Moorhauser Landstraße und Heidberger Straße/Alte Reihe. Allgemeine Gefahrenpunkte für Fahrradfahrer seien wie auch in anderen Ortschaften überwiegend Einmündungsbereiche zu anderen Straßen und Grundstücksein- und ausfahrten.
Im Jahr 2022 registrierte die Polizei in Lilienthal 39 Unfälle mit Zweiradfahrern, davon waren acht auf einem Pedelec unterwegs. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Unfälle, bei denen Radfahrer beteiligt waren, auf 43, darunter neun Pedelecfahrer. In diesem Jahr gab es laut Polizei bislang 21 Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern. In vier registrierten Fällen (Fahrrad und Pedelecs) gerieten seit 2022 die Fahrer in die Straßenbahnschienen und stürzten.
Verletzte bei Unfällen
Bei den meisten Unfällen waren die Zweiradfahrer zwischen 25 und 65 Jahre alt. Über 65 Jahre alt waren dagegen die meisten Pedelecfahrer, die einen Unfall hatten. Am seltensten waren Radfahrer zwischen 15 und 24 Jahren an Unfällen beteiligt. Bei den Radfahrunfällen zwischen 2022 und 2024 trugen 75 Fahrradfahrer und Pedelecfahrer leichte Verletzungen davon, acht wurden schwer verletzt und ein Radfahrer starb.
Fahrradfahrer stellen laut Polizei insbesondere bei Kollisionen mit Kraftfahrzeugen die schwächeren Verkehrsteilnehmer dar, eine Knautschzone sei nicht vorhanden. Dementsprechend seien sie für Verletzungen anfälliger. Kopfverletzungen und Verletzungen an den Extremitäten seien häufiger zu beobachten. Die Polizei rät, grundsätzlich beim Fahrradfahren einen Helm zu tragen und auf die Verkehrssicherheit des Fahrrads zu achten. Weiterhin sollte man die Verkehrsregeln beachten und Rücksicht auf andere nehmen, heißt es.
Trotz der Unfälle: Aus Sicht der Polizei leben Radfahrer in Lilienthal nicht gefährlich. "Es gibt keine Auffälligkeiten im Vergleich zu anderen Gemeinden im Landkreis Osterholz", berichtet die Polizeiinspektion Verden/Osterholz. Die Verkehrssicherheit für Fahrradfahrer werde in der Gemeinde gewährleistet.
ADFC: Viel Luft nach oben
Das Lilienthaler ADFC-Mitglied Martin Enderle sagt, dass die Situation angesichts der vielen Radfahrer im Ort gut sei. Allerdings, und da schränkt er stark ein: Aus seiner Sicht gebe es noch eine Menge Luft nach oben, um den Radverkehr in der Gemeinde zu stärken. "Es gibt ein paar Knackpunkte." Er geht davon aus, dass sich manche Lilienthaler angesichts der schlechten Wege nicht trauen, das Rad zu benutzen, obwohl sie dies gerne tun würden. Und viele Radfahrer fühlten sich unsicher, wenn sie in Lilienthal unterwegs seien.
Dass einiges im Argen liegt, zeigt für Enderle auch der Fahrradklimatest des ADFC, bei dem Lilienthal seit Jahren nur mittelmäßig abschneidet. Der Ort konnte sein Gesamtergebnis gegenüber früheren Jahren nicht verbessern. Die Schulnote 3,9 war geringfügig schlechter als in den Vorjahren. Schlechte Noten erhalten seit Jahren Breite und Oberfläche der Radwege, sie sind zu schmal und zu holprig. Unzufrieden sind Lilienthals Radfahrerinnen und Radfahrer weiterhin mit Falschparkern und Hindernissen auf Radwegen.
Dabei ließe sich schon mit kleineren Maßnahmen die Situation deutlich verbessern, beispielsweise durch mehr Tempo 30, sagt Enderle. Auch wünsche er sich, dass man den Radverkehr mit Piktogrammen sichtbar mache: Denn Radfahrer, die etwa zwischen Zinckestraße und Torneestraße auf die Straße wechseln, würden des Öfteren von Autofahrern bedrängt oder eng überholt. Enderle fordert hier zum Schutz der Radler eindeutige Hinweise, dass Fahrradfahrer die Straße benutzen dürfen. Für ratsam hält er auch ein entsprechendes Schild. Dass künftig entlang der Kreisstraße 8 auf Lilienthaler Gebiet Markierungen, wie es sie auch auf der Moorhauser Landstraße in Lilienthal gibt, darauf hinweisen, dass die Fahrbahn auch für Radfahrer vorgesehen ist, begrüßt der 72 Jahre alte ADFC-Mann.
Zu hohe Bordsteinkanten?
Bessere Sichtverhältnisse wünscht sich der frühere Förderschullehrer unter anderem am Jan-Reiners-Weg an der sogenannten Umlaufsperre in Höhe Trupe. Die Radfahrer haben dort zwar Vorfahrt, für sicherer als ein Vorfahrtsschild an der Straße hält Enderle ein Stoppschild. Außerdem seien die nicht abgeflachten Bordsteinkanten im Ort ein wirklicher Nachteil. Weil sie nicht richtig auf Straßenniveau abgesenkt sind, müsse man als Radfahrer sehr genau auf den richtigen Winkel zum Überqueren achten, weil die hochstehende Kante wie eine Schiene wirkt. Damit drohe Sturzgefahr. Zu eng und damit gefährlich seien zudem die kombinierten Rad- und Fußwege an der Hauptstraße.