Weihnachtsbaumkäufe sind eine Sache für sich. Das wissen vor allem die Baumverkäufer nur zu gut. Nicht immer geht es dabei flott und prosaisch zu: Der Kunde fährt im Auto vor, sucht sich die Wunschtanne aus, bezahlt das gute Stück, lädt es ein und fährt davon. So geht es dieser Tage auch beim Möbelhaus in Buschhausen zu, wo der Tannenkult auf Gutscheinkauf seit gut 20 Jahren Trumpf ist.
Die meisten wollen nicht lange danach suchen: Deshalb fahren sie dorthin, wo sie seit Jahren ihren Weihnachtsbaum gefunden hatten. Das ist auch bei Baumverkauf des Möbelhauses Meyerhoff so. Wie es scheint, kann sich das Einrichtungshaus-Team auch in Corona-Zeiten auf seine Stammkunden verlassen. Das beweist die Autoschlange, die sich zu den Hauptverkehrszeiten schnell vor dem Eingangsportal des Geländes bildet. Meist löst sie sich ebenso schnell wieder auf, weil der Sicherheitsdienst den Wartenden laufend Parkplätze zuweist, weiß Ute Lipp als Marketingleiterin des Hauses.
Pro Jahr gingen gut 13 500 Bäume bei der dreieinhalb Wochen dauernden Aktion über den Tresen. „Das müssen Sie sich einmal vorstellen.“ Auch für das Corona-Jahr rechnet die Marketing-Expertin mit ähnlich hohen Verkaufszahlen. „Eher sind es noch mehr.“ In diesem Jahr habe man aufgrund der Pandemie und aus Infektionsschutzgründen den Baumverkauf auf das Gelände vor die Gartenwelt verlegt. „Jahrelang hatte das vor der Küchenwelt stattgefunden“, erläutert Lipp. Aber die aktuelle Gefahrenlage mache den Umzug nötig. „Dafür hat sich die Verkaufsfläche vergrößert“, betont ihr Kollege Florian Kollek.
Der technische Leiter des Möbelhauses spricht von 1200 Quadratmeter, die den Kunden zur Tannenwahl zur Verfügung stünden. Berücksichtige man die geltenden Bestimmungen für Verkaufsflächen im Einzelhandel, so könnten maximal 60 Kunden gleichzeitig sich einen Baum aussuchen. „Wir achten auf die Einhaltung.“ Das sei auch möglich, weil vor Betreten des umzäunten Verkaufsgeländes ein Gutschein erworben den müsse. „Und es gibt keine Schlupflöcher in der Einfriedung“, stellt Kollek klar. Damit könne man die per Auflagen maximal zulässige Kundenanzahl am Ende auch garantieren.
Mit der Pandemie habe sich der Organisationsaufwand für die Traditionsveranstaltung insgesamt schon beträchtlich erhöht, sagt Kollek. Eine Sicherheitsdienst wurde engagiert und das Gesundheitsamt im Detail über die Aktion informiert. Auch eine Skizze der Verkaufsfläche sei der Behörde sicherheitshalber vorgelegt worden; das Hygienekonzept sollte ebenso vorbildlich sein. „Wir wollen den Menschen ein natürliches Gefühl von Sicherheit vermitteln“, sagt Lipp. „Unsere Kunden sollen sich schließlich wohlfühlen.“
Die Käufer fahren oft mit Auto und Anhänger vor, andere bevorzugen den Kombi oder legen im Kleinwagen kurzerhand die Rückbank um, um für den Tannen-Transport genügend Platz zu schaffen. So oder so müsse der Verkehrsfluss auf dem Parkplatz geregelt werden, stellt Florian Kollek klar. Denn speziell am Wochenende komme es schon mal zu einem Stau vor dem Eingangstor: „Alle wollen ganz vorne parken.“
Nachschub aus Oerel
Das Team auf dem Verkaufsgelände hat unterdessen alle Hände voll damit zu tun, die Nachfrage-Lücken mit neuer Ware wieder aufzufüllen. Oft werde der Baum bereits vom Hänger aus verkauft. Mehrmals am Tag treffe frische Ware aus der Bremervörder Gegend ein, erläutert Ute Lipp. Die Tannen kommen aus Oerel von einer dort ansässigen Firma. Auch das gehöre zum Selbstverständnis einer regionalen Firma: „Die Ware kommt aus der Region.“
Auswahl gibt es offenbar genug. Das zeigt der Gang über das Verkaufsareal. Bauzäune gliedern die Fläche in Segmente ein. „Zu 90 Prozent steht hier Nordmanntanne“, sagt der freundliche Verkäufer. Auch Nobilis-Tannen und sogar Blaufichten seien erhältlich, fügt er hinzu. Der grüne bis silbergraue Nadelbaum im Retro-Stil rieche zwar gut, pikse aber etwas. „Blautannen sind also genau das Richtige, wenn sie Hund oder Katze zu Hause haben.“ Schnell ist klar, dass der Herr im grünen Dress einige Erfahrung im Geschäft hat. Er mache das schon seit Jahren, gibt er zu verstehen. „Und? Einigen sich die Menschen schnell auf einen Wunschbaum?“ Der Verkäufer zögert mit der Antwort, dann winkt er ab: „Glauben Sie mir: Von Freudentränen bis Familienkrach ist alles dabei.“