Osterholz-Scharmbeck. Susanna Laue wohnt in der Mensingstraße und sucht mit der jungen Collie-Dame Adima gern die gleich um die Ecke liegende Wiese südlich der Integrierten Gesamtschule (IGS) in Buschhausen auf. "Da kann sie sich so richtig austoben." Vor allem geschieht das in der Gesellschaft von Artgenossen, denn das Gelände ist bevorzugter Treffpunkt von vielen Hundehaltern, die dieses Fleckchen Erde ebenfalls lieben. Susanna Laue zieht es "mindestens zweimal täglich" dorthin. Einziger Haken: Sie mag Adima dort nur ungern von der Leine lassen. Zwar könne man von friedlicher Koexistenz mit passierenden Fußgängern und vorbeifahrenden Radlern sowie mit Kindern und Jugendlichen sprechen, die zu den Sport- und Spielplätzen in diesem Bereich unterwegs sind. Doch unliebsame Zwischenfälle sind nicht ausgeschlossen, wenn sich beispielsweise die Wege von Hund und Joggern oder Radfahrern überraschend kreuzen. "Dann kann der Hund halt auch mal weg sein, wenn er nicht angeleint ist." Vom Hörensagen weiß die Diplom-Ingenieurin auch von "richtigem Ärger", den es mit Jägern und Bauern gegeben habe. Überhaupt hat sie das Gefühl beschlichen, "dass wir hier doch bestenfalls nur toleriert werden".
Susanna Laue und etliche Gleichgesinnte wünschen sich daher, dass die auf städtischem Grund liegende Wiese als Hunde-Freilauffläche ausgewiesen wird. "Möglichst mit einer Umzäunung", damit man die Vierbeiner auch ganz unbeschwert leinenlos herumtollen lassen kann. Wilfried Pallasch, Sprecher von FDP und Bürgerfraktion im Stadtrat, unterstützt das Vorhaben. "Südlich der IGS und der Sportplätze erwecken einige Bereiche den Eindruck, als wären sie hierfür ideal geeignet", hat er dem Bürgermeister in einem Brief mitgeteilt. Und weiter: "Auf die Notwendigkeit, Auslaufflächen für Hunde vorzuhalten, brauche ich nicht besonders hinzuweisen. Für eine artgerechte Tierhaltung sind auch Bereiche ohne vorgeschriebenen Leinenzwang von großer Bedeutung." Schon im Sommer war er mit Fraktionskollegen vor Ort gewesen, um sich ein Bild von der Situation zu machen. "Da waren bestimmt 15 Leute mit ihren Hunden. Man hat gesehen, dass da Bedarf besteht."
Rathaus trägt Bedenken vor
Im Rathaus hat man Zweifel an der von Pallasch attestierten "Eignung". Frank Wiesner, Chef des Bauamtes, verweist darauf, dass das begehrte Grün sich auf einem Gelände befindet, das als Kompensationsfläche ausgewiesen ist. Die Hunde-Freilauffläche wäre ein klarer Fall von intensiver Nutzung. "Und die würde ja dem hinter der Ausgleichsfläche stehenden Gedanken völlig widersprechen." Das Thema käme aber im Januar im zuständigen Fachausschuss auf die Tagesordnung.
Pallasch findet, dass es an der Stelle höchste Zeit ist, über das Anliegen der Hundehalter zu beraten. Er wisse nicht, ob das von Wiesner vorgebrachte Argument stichhaltig sei. Erst recht nicht gelten lässt er, dass die Verwaltung die Lage im Sanierungsgebiet "Soziale Stadt" als hinderlich ansieht. Eine Ausweisung zur Nutzung als Freilauffläche für Hunde würde der allgemeinen Nutzung nicht im Wege stehen. "Auf dieser Fläche kann doch jeder rumlaufen. Ich muss nur wissen, dass ich auf Hunde treffen kann, wenn ich mich dorthin orientiere."
Keine Alternativen
Er macht der Verwaltung den Vorwurf, dass sie sich auch nicht um Alternativen bemühe. Im Osterholzer Stadtpark gibt es zwar seit 2013 ein Angebot, das auch von Hundeschulen genutzt wird. Doch auch da sei der Haken, dass es keinen Zaun gebe, der die wilde Jagd auf Eichhörnchen unterbinde. Außerdem müsse auf die in direkter Nachbarschaft wohnenden Senioren Rücksicht genommen werden. Er empfiehlt eine Abgrenzung der Wiese zum Schutz der im angrenzenden Wald lebenden Wildtiere.
Susanna Laue, die in einem Reihenhaus mit "überschaubarem Gärtchen" wohnt, und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter "ärgern sich sehr" über den Standpunkt der Verwaltung. "Wir haben mal über den Tellerrand danach geschaut, wie das in anderen Kommunen gehandhabt wird. In unserer Stadt möchte man die Hundesteuer haben, doch die Halter mit ihren Bedürfnissen werden vergessen. Wenn die sich treffen, hat das doch auch eine soziale Komponente. Spielplätze gibt es gleich zwei, doch wir Hundehalter sind offenbar unerwünscht."
"Nutzungszusagen"
Pallasch hat recherchiert und herausgefunden, dass es hinsichtlich des in Rede stehenden Bereichs "offensichtlich bereits Nutzungszusagen" gebe. Da seien neben den vorhandenen Spiel- und Sportplätzen auch Begehrlichkeiten von Bikern vorhanden, die auf einen Dirtpark spekulieren, der wiederum Interessen des Vereins VSK Osterholz-Scharmbeck tangieren würde. Der Politiker hat den Eindruck, dass man sich im Moment gegenseitig blockiert. "Die Verhältnisse müssen geordnet werden." Dabei denkt er auch an den Einwand aus dem Rathaus, dass für den Bau der neuen IGS Flächen reserviert werden müssten, die von den Baufahrzeugen benötigt werden. "Das ist ja irgendwann auch mal vorbei."
Pallasch gibt zu, dass es nicht ganz leicht ist, geeignete Spielplätze für Hunde zu finde, zumal Osterholz-Scharmbeck zu "drei Vierteln von Landwirtschaft und Natur umzingelt" sei. Doch für eine Kreisstadt sei das Angebot doch ein wenig zu bescheiden.
Susanne Laue argumentiert damit, dass man von der Pflicht, die Hundeführerscheinprüfung abzulegen, auch gewisse Rechte ableiten könne. "Wo soll man denn für den praktischen Teil proben, wenn man nicht gerade einen riesigen Garten zur Verfügung hat?"