Osterholz-Scharmbeck. Das Haus steht in leichter Hanglage. Gleich dahinter erstreckt sich das Gelände des Segel-Clubs Hamme – das Haus gehört dem Vorsitzenden Fritjof Schumacher. Mal eben schauen, ob alles in Ordnung ist oder mal auf einen Schnack zu den anderen Skippern: Für beides hat Fritjof Schumacher einen kurzen Weg. Sozusagen aus der Haustür raus, zwei Mal ums Eck, schon ist er am Hafen von Osterholz-Scharmbeck. „Den haben wir von der Stadt gepachtet“, sagt er. Vom Tisch aus geht der Blick an diesem noch sommerlichen Tag auf einen idyllischen, mit diversen Bäumen bewachsenen Garten, in dem es unter anderem genug Platz zum Spielen für den Enkel gibt.
Seit 2015 führt Fritjof Schumacher den Verein. Zuvor, ab Anfang 2000, war er Hafenmeister. „Man lernt den Verein kennen“, blickt Fritjof Schumacher auf diese Zeit zurück. Als es darum ging, den Verein unter anderem mit einem Vorstand neu aufzustellen, waren die Blicke schnell auf den heute 68-Jährigen gerichtet. Die Wahl selbst sei dann nur noch eine Formsache gewesen, „wie es oftmals im Verein der Fall ist“, schiebt der überzeugte Wassersportler augenzwinkernd nach. Dass Fritjof Schumacher nebenbei auch noch den „Shanty Chor vom Segel Club Hamme“ leitet, erwähnt er eher nebenbei. Wie viele Mitglieder hat der Segel-Club Hamme? So genau lasse sich das nie sagen, das schwanke von Jahr zu Jahr. Die Zahl bewege sich immer zwischen 200 und 300 Wassersportlern.
Affinität zum Wasser angeboren
Während sich Fritjof Schumacher sein erstes Brötchen schmiert, berichtet er von seiner Affinität zum Wasser: „Mein Opa väterlicherseits war bei der Handelsmarine.“ Der Vereinschef selbst war nach der Ausbildung bei der Marine als Ausbilder in Bremerhaven und im Anschluss beim Marineflieger-Geschwader 3 in Nordholz. Die weiteren beruflichen Stationen führten Fritjof Schumacher erst zu Daimler-Benz und dann zur Werkstatt Bremen. Er sorgte dafür, dass die Menschen mit Handicap seit den 1980er-Jahren für den Autobauer arbeiten können. „Es war eine Erfahrung“, blickt Fritjof Schumacher positiv zurück, „das bringt viel in Sachen Menschenkenntnis.“
Der Blick schweift durch die großzügig geschnittenen und freundlich-hellen Räume des Schumacherschen Hauses. Darin gibt es gerade eine kleine Baustelle, weil sich die Familie einen Kachel-Ofen gönnt. Fritjof Schumacher zeigt nach draußen in den Garten auf das geschnittene Holz: „Heizmaterial haben wir genug.“ Die Nähe zum Hafen übrigens habe beim Kauf des Hauses keine Rolle gespielt, betont er. Dieser Vorteil habe sich im Prinzip erst mit der Zeit ergeben – spätestens mit seinen Ehrenämtern im Segel-Club. Ob Hafenmeister oder jetzt Vorsitzender: Durch die Nachbarschaft lässt sich vieles auf dem im wahrsten Sinne des Wortes kurzen Dienstweg regeln.
Umdenken durch Corona
Indes: Dass die Vereine sich Anfang 2020 wegen der Corona-Pandemie völlig neu orientieren mussten, hatte auch ein alter Hase wie Fritjof Schumacher nicht erwartet. „Durch Corona ist vieles anders“, sagt er etwas nachdenklicher. Er zählt auf: „Wir mussten die Hafendienste anders organisieren, Vorstandssitzungen fanden nur online statt und es gab kein Treffen des Shanty-Chores.“
Zwischen diversen Tassen Kaffee, Brötchen, Aufschnitt und Eiern auf dem Tisch hat Fritjof Schumacher die Aufgabe, seinem Besuch den Segel-Club und den Hafen schmackhaft zu machen: Warum sollte ein Skipper gerade dort liegen? Die generelle Antwort auf die Frage fällt ihm leicht: „Der Segel-Club ist für Osterholz-Scharmbeck eine kleine Perle.“ Wenn Schumacher eine Antwort auf die Frage geben soll, was anders am hiesigen Hafen ist, hält er sich vornehm zurück – wie es seine Art ist: „Da müssen Sie die Mitglieder fragen.“
"Zu wenig Kontingente"
Die Sonnenstrahlen streifen die auf der Terrasse stehenden Gartenmöbel und fallen später auf den Frühstückstisch. Fritjof Schumacher kommt im Gespräch auf die Diskussion über die sogenannte Sammelverordnung über Natur-und Landschaftsschutzgebiete im Bereich Hammeniederung und Teufelsmoor. Da habe der Segel-Club ordentlich bluten müssen: „Wir haben zirka 120 Boote, aber nur 45 Kontingente für vereinseigene Boote und fünf Gäste.“ Die Kontingente sind Ausnahmegenehmigungen zum Befahren der Hamme ab Tietjens Hütte flussaufwärts, denn dort sind nur Wasserfahrzeuge mit Genehmigung des Landkreises erlaubt.
Wenig glücklich findet es Fritjof Schumacher auch, dass nicht alle Vereinsmitglieder zu ihrer Liegewiese an der Hamme vor Melchers Hütte fahren können, „da wir zu wenige Kontingente zur Verfügung haben". Nach dem Frühstück geht’s noch kurz in die Nachbarschaft: zum Hafen hinunter. Aber den Weg über die Hafenstraße muss Fritjof Schumacher nicht nehmen. Ein kleiner Weg führt von seinem Garten direkt aufs Vereinsgelände. Die meisten Boote dümpeln an diesem Wochentag-Vormittag ein wenig verträumt in der Sonne. Der Blick schweift hinüber zum Horizont in Richtung Tietjens Hütte. Eine echte Idylle – und oben auf dem Hang thront das Schumachersche Haus am Hafen.