Landkreis Osterholz. Mitte dieses Jahres will die Osterholzer Kreisverwaltung mithilfe von Landesmitteln in Holste einen Radweg an der K 22 bauen lassen. Die Finanzierung für das knapp 2,1 Kilometer lange Teilstück zwischen Steden und Oldendorf ist in trockenen Tüchern. Als nächstes Projekt kommt dann der fehlende Radweg an der K 32 zwischen Hinnebeck und Schwanewede an die Reihe. Dafür plädierte jetzt der Kreistagsausschuss für Umweltplanung und Bauwesen, der über die Fortschreibung des Radwegebedarfsplans zu beraten hatte. Gebaut wird laut Baudezernent Dominik Vinbruck „realistischerweise frühestens 2022 und spätestens 2025“.
Einige Zuhörer im Saal schienen empört und verließen später enttäuscht die Sitzung: Offensichtlich hatten sie einen früheren Bautermin erhofft. Vor zwei Jahren war das schon einmal so: Da hatte der zunächst auf Platz drei der Bau-Reihenfolge liegende Radweg in Holste dem in Hinnebeck bei einer Neubewertung der Prioritäten den Rang abgelaufen. Zu Grunde liegt seit vielen Jahren ein ausgeklügeltes Punktesystem, in das unter anderem Schulweg- und Verkehrssicherheit, Fahrzeugaufkommen und touristische Bedeutung einfließen. Holste hatte seinerzeit überraschend mehr Schüler und Autos auf der K 22 vorzuweisen als Hinnebeck.
Zuletzt hatten im August 2018 rund 150 Anwohner der Schwaneweder Ortschaft für einen baldigen Bau der Rad-Verbindung demonstriert, im Mai 2012 hatte es eine Unterschriftensammlung und einen Sternmarsch gegeben, ein Unfall fachte die Debatte 2014 erneut an. Alles vergebens. Nun liegt Hinnebeck wieder vorn – dank eines Zusatzpunkts für die kommunale Kofinanzierung; weiterhin gefolgt von Friedensheim (2,6 Kilometer an der K 21), das bis vor ein paar Jahren noch die Top-Priorität besaß. Dort werden sich die Menschen aber nun erst recht gedulden müssen, wie Vinbruck bekanntgab. Die Verwaltung plädiere nach der Maßnahme in Hinnebeck zunächst für ein Moratorium, denn sowohl in Friedensheim, als auch in Bornreihe (K 30.1) und Teufelsmoor (K 30.2) verursachten meterdicke Torfschichten im Untergrund bautechnische Probleme.
Im Moor droht Mehraufwand
Die Erfahrung mit den Trockenheitsschäden des Sommers 2018 lasse das übliche Verfahren einer vorherigen Auflastung mit Sand als ungeeignet erscheinen, teilte Vinbruck mit. Schlimmer noch: Der Landkreis Rotenburg habe selbst mit einer noch aufwendigeren Technik Schiffbruch erlitten und Risse und Versackungen zu flicken gehabt. „Dort wurde mit Geotextil gearbeitet, das Druckunterschiede ausgleichen soll, und auch da sind die Radwege weggeknackt.“ Weil außerdem die K 30 mit rund 600 Fahrzeugen pro Tag ungleich weniger befahren sei als etwa die Friedensheimer Straße, müsse es vielleicht auch nicht überall unbedingt ein vollwertiger separater Fuß- und Radweg sein, so der Dezernent weiter. „Wir werden kreativ denken müssen, um die Situation zu vertretbaren Kosten zu verbessern“, so der Dezernent.
Bis zur Fortschreibung des Bedarfsplans in rund zwei Jahren werde die Verwaltung für die Radwege an den Moor-Kreisstraßen Alternativ-Vorschläge machen. Grundsätzlich gelte, dass der Landkreis auf die Landeszuschüsse angewiesen bleibe. Daher könne man auch „nur alle paar Jahre mal einen Radweg bauen“ lassen, bis es mal wieder einen Zuschlag aus dem sogenannten NGVFG-Förderprogramm gibt, das aus Bundesmitteln gespeist wird. Hinter der Abkürzung verbirgt sich das Wortungetüm Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz, und das deckt bis zu 75 Prozent der Kosten. An der K 22 bei Oldendorf werden es 60 Prozent sein: 300 000 von 500 000 Euro. Möglicherweise, so Vinbruck, könne der Kreis bei Radwegen im Moor eine höhere Förderquote beim Land beantragen.
Nach den personellen und finanziellen Ressourcen erkundigte sich jetzt der CDU-Abgeordnete Torsten Wischhusen. Der Dezernent erklärte, die Auftragsbücher der Baufirmen und Ingenieurbüros seien prall gefüllt. „Asphaltierungsarbeiten werden immer teuer. Wir erleben da im Moment unglaubliche Zuschläge“, so Vinbruck. Er setze darauf, dass sich die Lage in ein paar Jahren entspannen werde. „Ich möchte öffentliches Geld eigentlich lieber dann ausgeben, wenn die Bauwirtschaft die Nachfrage gebrauchen und auch umsetzen kann.“ Mit Geld allein wäre es dabei auch nicht getan, so der Baudezernent: Sowohl die Planungsfirmen als auch die Kreisverwaltung spürten allmählich den Fachkräftemangel, sodass die Projekte auch nicht zügiger entwickelt und begleitet werden könnten, wenn der Etat mehr Mittel hergäbe.
In Hinnebeck zeigt die Kosten-Entwicklung aus Landkreis-Sicht sogar nach unten. Weil die Gemeinde Schwanewede laut Kreis-Sprecherin Jana Lindemann die Ortsschilder an der K 32 versetzt hat, ist sie dort nun für ein fast 550 Meter langes Teilstück im Lückenschluss verantwortlich. In der Landkreis-Obhut bleiben knapp 1,1 Kilometer Radweg, der schätzungsweise 249 000 Euro kosten wird.