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Städtebaulicher Wettbewerb Visionen von der neuen Innenstadt

Im städtebaulichen Wettbewerb, den Osterholz-Scharmbeck für die Innenstadtsanierung ausgelobt hat, haben sich Berliner Architekten durchgesetzt.
24.03.2021, 05:50 Uhr
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Von Michael Schön

Osterholz-Scharmbeck. Der Scharmbecker Bach als gewissermaßen ins Stadtzentrum zurückgeholter Naturerlebnisraum, Kirchenvorplatz und Marktplatz als „Drehscheiben“ im Zentrum der Kreisstadt – das sind die Kernelemente des preisgekrönten Entwurfs im städtebaulichen Wettbewerb, den die Stadt Osterholz-Scharmbeck ausgelobt hat, um einen „Meilenstein“ im Projekt Stadtsanierung zu setzen. Die neunköpfige Jury beurteilte die Arbeiten von elf Planungsbüros zur Neuordnung größerer Flächen rund um die Kirche St. Willehadi und kam nach ganztägiger Sitzung zu einem einstimmigen Votum: Der Beitrag aus Berlin, der von den Architekten Rintz und Quack und dem Bauforum aus der Bundeshauptstadt vorgelegt wurde, würde den ersten Preis verdienen. „Die Arbeit überzeugt durch eine klare städtebauliche Haltung und gelungene Einzelmaßnahmen“, zeigte sich Bürgermeister Torsten Rohde begeistert.

Mit den vorgestellten Arbeiten gewinnt das Bild von der zukünftigen Innenstadt Osterholz-Scharmbecks zwar noch nicht unbedingt echte Konturen, aber es werden wichtige Impulse für die weitere Planung gesetzt. Baudezernent Manuel Reichel spricht von Texturen und Volumina, die vorstellbar werden, von Visionen eben, die ein Planungsprozess fürs Vorankommen braucht. Das von Kirche und Stadt gemeinsam geplante Begegnungszentrum wird im Berliner Modell als traufständiger Baukörper vorgestellt, der markante Eckpunkte setzt und die gesamte Länge der Straße „Hinter der Kirche“ einnehmen würde. Es soll Kinder- und Jugendhaus, Diakonie, Superintendentur und Gemeindehaus Raum geben und mit einer Gemeinschaftsterrasse ausgestattet sein. Trotz der entsprechenden Dimensionierung wirkt der Baukörper überhaupt nicht monströs, was auf die starke Gliederung und die mäandernde Gebäudefigur zurückzuführen ist. Der einladende Haupteingang des Zentrums liegt im westlichen Abschnitt der „Schlange“ und nimmt mit wesentlichen Elementen deutlich Bezug auf die vorgelagerte Platzfläche und den Kircheneingang. Das Haus der Kirche, schlagen die Architekten vor, sollte für eine Zwischen- oder Umnutzung erhalten werden.

Hinsichtlich der Entwicklung des Stadtgrundrisses sticht besonders die attraktive Öffnung zum Stadtpark hervor. Der Vorschlag der Architekten, im Bereich des alten Pfarrhauses keine Bebauung vorzusehen, sondern den Park zur Altstadt hin zu erweitern, dürfte in der Umsetzung allerdings möglicherweise einen schmerzhaften finanziellen Verzicht bedeuten. Auch die Umgestaltung der Anlagen am Scharmbecker Bach fand bei den Preisrichtern besonderes Lob. Manuel Reichel fühlte sich besonders von der Art und Weise angesprochen, wie der „Teich erlebbar“ gemacht wurde.

Insgesamt lobte die Jury den Entwurf als eine überaus gelungene Antwort auf die vielfältigen Anforderungen der Ausschreibung. Reichels Fazit fiel ausgesprochen positiv aus: „Es war ein spannender Tag für alle Beteiligten. Mein Dank geht an alle Planungsbüros, die Professionalität und Kreativität bewiesen haben. Nun freuen wir uns auf die nächsten Schritte mit dem Gewinner des Wettbewerbs.“

Die Preisgerichtssitzung des Planungswettbewerbs war eigentlich schon für Januar vorgesehen gewesen, wurde aufgrund der Corona-Pandemie aber auf den März verschoben. In der Mehrzweckhalle der IGS Buschhausen wurden die Entwürfe von einer neunköpfigen Jury bewertet, die mit Vertretern der Stadt, des Stadtrats, der Kirche, des Sanierungsbeirates und mit Fachpreisrichtern besetzt war. Neben den Berliner Siegern wurde weitere Preisträger gekürt: das Büro Hilmes Lamprecht Architekten BDA mit Horeis + Blatt Garten- und Landschaftsarchitekten BDLA aus Bremen (2. Preis), das Büro Kunst+Herbert mit Rabe Landschaften aus Hamburg (3. Preis) und das Büro KAW Architects and Consultants mit NSP Schonhoff Schadzek Depenbrock aus Groningen (NL)/Hannover (4. Preis).

Das Gewinnerbüro wird nun auf Grundlage des Wettbewerbsergebnisses einen städtebaulichen Entwurf erarbeiten, der dann die planerische Grundlage für die Änderung von betroffenen Bebauungsplänen darstellt und ebenso Grundlage für die von der Kirche geplante Auslobung eines hochbaulichen Realisierungswettbewerbs sein soll. Dieser hochbauliche Wettbewerb wird sich im Detail mit der Architektur des neuen Begegnungszentrums auseinandersetzen.

Es ist geplant, die Wettbewerbsarbeiten in einer Ausstellung im öffentlichen Raum zu präsentieren. Dies soll voraussichtlich im April und Mai 2021 erfolgen. Die Wettbewerbsarbeiten können unter folgendem Link auf der städtischen Webseite eingesehen werden: https://www.osterholz-scharmbeck.de/wirtschaft-bauen/sanierungsgebiet-innenstadt/aktuelles/

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Partnerschaft mit der Kirche

Wohnen, Arbeiten und Einkaufen attraktiver gestalten, kurzum die Aufenthaltsqualität verbessern – darum geht es beim Zukunftsprojekt der Innenstadtsanierung, das in der Mitte Osterholz-Scharmbecks in diesem Jahrzehnt vorangebracht werden soll. Die Kreisstadt profitiert dabei von Fördergeld-Millionen aus dem Programm "Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“, das für Bund, Land und Kommunen Kostenanteile von jeweils einem Drittel vorsieht. Die Städtebauförderung ist ein vom Bund aufgelegtes Milliardenprogramm, das vornehmlich auf die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse zielt. Sie soll Gemeinden oder Städten helfen, im Kern an Vitalität zu gewinnen, sich für die Zukunft, vor allem für die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung smarter zu machen. Als Hintergedanken spielen die Identitätsstiftung und der gesellschaftliche Zusammenhalt in Zeiten des aufgeregten Facebook-Diskurses an Bedeutung zunehmende Rollen.

Mit der evangelischen Kirche hat die Stadt eine starke Partnerin an ihrer Seite, die ebenfalls ein vitales Interesse an Veränderungen hat. Neben der Stadt und der kommunalen Stadtentwicklungsgesellschaft verfügt sie über den größten Grundbesitz im Herzen Osterholz-Scharmbecks. Zwischen Marktweide und Kirchenstraße stehen 13 000 Quadratmeter zur Disposition, um sie teilweise umzugestalten, Immobilien und Plätze zu verschönern, an Traditionen anzuknüpfen und mit der Schaffung von Sichtachsen den Blick auf die liebenswerten Seiten der Stadt zu lenken. Für Torsten Rohde eine „historische Chance“. Der Bürgermeister hat zusammen mit Superintendentin Jutta Rühlemann einen „Letter of Intent“ unterschrieben, eine gemeinsame Absichtserklärung von Stadt und Kirche, die Innenstadt zukunftsfähig weiterzuentwickeln. Dabei werden Grundstücke verkauft, erworben und zum Tausch angeboten.

Neben Bund, Land und Kirche, so Rohdes Hoffnung, werden viele private Investoren ihren Beitrag zum Wandel in der Scharmbecker City leisten. Zum Beispiel können Besitzer von Immobilien mit stadtbildprägender Bedeutung auf Zuschüsse hoffen, wenn sie dabei sind, ihre alten Gebäude wieder in einen Zustand zu bringen, der sich dem ursprünglichen annähert. Der Entwurf für die dafür geltenden Gestaltungsgrundsätze wurde, wie berichtet, gerade im Fachausschuss einstimmig beschlossen.

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