Ritterhude. Mit einem Auto allein kommen viele Familien heute nicht mehr klar. Zwei Autos zu besitzen, ist jedoch eine kostspielige Angelegenheit, und nicht immer wird der Zweitwagen permanent benötigt. Ganz zu schweigen von der Umwelt- und der Gesundheitsbelastung der Bevölkerung, die jeder Wagen bedeutet. André und Regina Hilbers interessieren sich daher – genau wie Maria und Wolfgang Goltsche – seit Längerem für das Thema „Car Sharing“. Bei einem Vortrag in Tarmstedt kam ihnen die Idee: Sie könnten die Sache doch selbst in die Hand nehmen und ein Angebot in Ritterhude schaffen.
Das Rad müssen sie dafür nicht neu erfinden: Als Vorbild dient ihnen das „Dörpsmobil“ in Klixbüll, Schleswig-Holstein, das im April 2016 an den Start gegangen ist. Den entscheidenden Schritt haben die Ritterhuder inzwischen getan: Mit insgesamt neun Gleichgesinnten haben sie den Verein „Hu‘e Mobil“ gegründet und ein Elektroauto als Share-Objekt organisiert. Nun hoffen sie darauf, weitere Mitglieder zu finden, damit sich das Vorhaben selbst trägt.
Zweites Fahrzeug ist möglich
Um die Erzielung von Gewinnen gehe es ihnen nicht, sagt der Kassenwart des Vereins, André Hilbers, gegenüber der Redaktion. Damit dies funktioniert, brauche der Verein 30 Mitglieder. Das Vereinsauto müsste zudem 15 Stunden in der Woche gefahren werden. „Der Mitgliedsbeitrag für den Verein beträgt dabei fünf Euro im Monat“, erklärt André Hilbers. Angehörige von Mitgliedern zahlen monatlich 2,50 Euro. Für jede gefahrene Stunde muss das Mitglied weitere 3,50 Euro zahlen. Pro Tag würden aber maximal 35 Euro verlangt. „Natürlich trägt sich die Idee auch dann, wenn weniger Mitglieder das Fahrzeug häufiger nutzen“, meint die Vereinsvorsitzende Regina Hilbers. Sobald sich das Vorhaben finanziell nicht nur decke, sondern Gewinn einspiele, werde über die Anschaffung eines zweiten E-Mobils als Leasing-Fahrzeug nachgedacht.
Die Vereinsgründer sind optimistisch: „Es gibt in Ritterhude sicher genügend Menschen, die ein Auto nur zum Einkaufen brauchen oder um Freunde zu besuchen“, sagt die stellvertretende Vorsitzende Maria Goltsche. Dafür könnten sie gut auf das Auto des Vereins zurückgreifen. Sie sind überzeugt: Für Familien oder Paare, die über den Kauf eines Zweitautos nachdächten, sei die Mitgliedschaft eine Alternative, die sich rechne. Denn laut André Hilbers fallen für einen durchschnittlichen Golf monatlich Kosten von etwa 500 Euro an. Der Betrag setze sich unter anderem aus den Ausgaben für Sprit und Steuern, Versicherung und Wertverlust zusammen.
Hinter dem „Hu‘e Mobil“-Gedanken steckt aber noch mehr. So sollen auch Senioren, die nicht mehr selbst Auto fahren, durch den Verein wieder mobil werden. „Auch sie können Mitglied werden und suchen sich dann einen ehrenamtlichen Fahrer“, sagt Maria Goltsche. Diese ehrenamtlichen Fahrer sollen allen älteren Mitgliedern, die auf ihre Hilfe angewiesen sind, zur Verfügung stehen. Sie würden sozusagen einen Pool bilden, auf den bei Bedarf zurückgegriffen werden kann. „Das soll aber keine Konkurrenz zum Bürgerbus werden“, betont Goltsche.
Außerdem ist geplant, eine Buchungsplattform für Mitfahrgelegenheiten im Internet einzurichten. „In Klixbüll wird das schon erfolgreich umgesetzt“, sagt André Hilbers. Regina Hilbers nickt: „Das Projekt bietet viele Möglichkeiten, wir sind dafür offen und werden gucken, was funktioniert.“
Da das Projekt derzeit noch in den Startlöchern steckt, haben Hilbers‘ das Elektrofahrzeug für den Verein geleast. Sollten die Vereinsgründer doch zu optimistisch gewesen sein, würden sie den Wagen als Zweitwagen behalten. Aber davon gehen Hilbers‘ nicht aus. Fester Standort des E-Mobils ist daher der Wohnsitz der Vorsitzenden in Alt-Ritterhude. „Wir gehen auch davon aus, dass in diesem Teil von Ritterhude die Nachfrage am größten sein wird“, sagt sie. Sobald es darum gehe, ein zweites E-Mobil für den Verein anzuschaffen, werde ein weiterer Standort ausgeguckt. Im Gespräch ist Platjenwerbe, der Wohnort der stellvertretenden Vorsitzenden.
Damit die Mobilitätswende klappe, müsse das Car-Sharing-Angebot mit anderen Verkehrsträgern wie Bus, Bahn und Fahrrad verknüpft werden, führt André Hilbers die Zielrichtung des Vereins noch ein bisschen weiter aus. Nur so werde die Gesamtzahl der Fahrzeuge – vor allem der mit Verbrennungsmotor – verringert, ist er überzeugt.
Wer sich für den Verein interessiert, erreicht den Vorstand unter der Rufnummer 0 42 92 / 7 13 90 91. Auch übers Internet (info@hue-mobil.de) ist der Kontakt möglich.