Zerstörte Brücken und Straßen. Autos, die zu tödlichen Blechlawine zusammengeschoben sind. Tiefgaragen, die unter Wasser stehen. Menschen, die mit Schippen und Holzbrettern versuchen, den Schlamm aus ihren Häusern und Straßen zu bekommen, die um ihre Angehörigen bangen: Die Bilder von der Flutkatastrophe in der spanischen Provinz Valencia sind um die Welt gegangen. Auch Daniela Funck hat sie gesehen und ist zur Tat geschritten. Die Ritterhuder Haupt- und Realschullehrerin hat eine Co-Funding-Aktion gestartet, um Spenden für die Ritterhuder Partnerschule La Comarcal in Valencia zu sammeln. Sie und ihre Mitstreiter wollen den Schülern und Lehrern, die dort leben und alles binnen weniger Stunden in den Fluten und Schlammmassen verloren haben, helfen.
"Ich habe erst am Tag danach davon erfahren; als die ersten Nachrichten gesendet wurden", sagt Daniela Funck. Fassungslos habe sie die Berichterstattung verfolgt und sofort ihre Freunde in der betroffenen Region angeschrieben. Zum Glück hätten alle geantwortet. Dabei erfuhr sie, dass La Comarcal, die Partnerschule der Haupt- und Realschule Ritterhude, rein baulich von der Katastrophe verschont geblieben ist. "Sie liegt höher", sagt Funck. Das Wasser sei an ihr vorbeigerauscht. Aber die Schüler und deren Familien sowie Lehrer lebten in den Siedlungen unterhalb von La Comarcal. Sie hätten die Zerstörungskraft der Wassermassen voll abbekommen. Die materiellen Verluste seien hoch. Einige hätten auch Angehörige und Freunde verloren. "Ich weiß von mindestens zwei Lehrerkollegen, die Familienmitglieder vermissen."
Hilfsaktionen laufen
Seit 2005 engagiert sich Daniela Funck in dem Partnerschaftsprojekt. Als sie vor wenigen Jahren nach Ritterhude wechselte, habe sie in Rücksprache mit Schulleiter Ralf Willert die Kontakte mitgebracht und die Partnerschaft weitergeführt. Zweimal seien die Schüler der Ritterhuder Spanisch-AG inzwischen zu Besuch in Valencia gewesen. Schüler von dort reisten wiederum an die Hamme. Für 2025 war eine dritte Fahrt nach Valencia geplant.
Die Lehrerin steht seit dem ersten Tag in ständigem Kontakt mit ihren Freunden. "Die Lage dort ist dramatisch", sagt sie. Ihr wurde erzählt, dass die Menschen in Valencia fünf Minuten bevor das Wasser kam, gewarnt worden seien. Die Warnung habe sie unter anderem dazu aufgefordert, wichtige Papiere in die oberen Stockwerke zu bringen und Autos aus den Tiefgaragen zu holen. Nach der Sturzflut rieche die Luft nun nach Verwesung, das Wasser sei kontaminiert, es gebe keinen Strom. Essen und Trinken bekämen sie durch Hilfslieferungen. Gekocht werde auf offenem Feuer in den Straßen. Inzwischen würden täglich 10.000 Helfer mit Bussen in die Region gefahren. Diese Art von Hilfe könne sie von Ritterhude aus nicht leisten, sagt Funck. Aber es gebe andere Möglichkeiten.
Persönlicher Bezug zur Region
"Ich habe keine Sekunde gezögert, zu helfen, als sie zu mir kam", sagt Schulleiter Ralf Willert. Die Flutkatastrophe habe ihn besonders betroffen gemacht, weil er einen persönlichen Bezug zu der Region habe. "Das ist dann noch etwas anderes", meint er. Er habe Valencia besucht, habe mit den Menschen dort gesprochen und mit ihnen und den Schülern der Spanisch-AG gefeiert. Die Fernsehbilder zeigten Orte, an denen er selbst gewesen war. Etwa die Halle, in der sie gemeinsam gefeiert hatten. Die habe komplett unter Wasser gestanden. Auch deshalb seien sie – Schüler, Eltern und Lehrer – mit besonderem Engagement dabei.
Das Co-Funding sei eines von vielen Projekten, sagt Daniela Funck. Das so gesammelte Geld gehe direkt an die Schule, die vor Ort entscheiden werde, welche Schüler und Lehrer am dringendsten finanziell unterstützt werden müssten. "Außerdem sammeln wir Sachspenden; sie haben ja alles verloren." Von Kleidung bis zu Matratzen und Elektrogeräten – "alles, was gut ist, bringen wir in die Region." Ein Vater habe sich bereit erklärt, zu fahren. Außerdem schreibe sie gerade Logistikunternehmen an, frage, ob sie bei Transporten in die Region, Sachspenden mitnehmen könnten. Funck verspricht: "Wir werden die Sachen auf jeden Fall nach Valencia bekommen."
Mithilfe eines weiteren Vaters planen die Spanisch-AG-Schüler des neunten und zehnten Jahrgangs der Haupt- und Realschule einen spanischen Abend mit Tapas und Paella. Das Geld, das sie dabei einnehmen, gehe ebenfalls auf das Spendenkonto. Es sei aber keine öffentliche Veranstaltung, erklärt Daniela Funck. Das würde ihre Möglichkeiten sprengen. So viele Gerichte könnten sie nicht kochen. Mithilfe von Kuchenverkäufen sollte weiteres Geld zusammenkommen. Eine Straßensammlung sei ebenfalls geplant, bemerkt Ralf Willert. Zurzeit würden sie dafür die Ausweise und Sammelbüchsen für die Schüler organisieren. Und es kämen ständig neue Ideen hinzu, wie sie Geld für ihre Freunde und Bekannten in Valencia sammeln könnten.