Schwanewede. Sie kümmern sich um die Renaturierung der Schwaneweder Beeke, den Amphibienschutz in Leuchtenburg und um seltene Orchideen in Löhnhorst. Mit vielen Projekten widmet sich die Aktionsgemeinschaft Bremer Schweiz um den Erhalt von Natur und Landschaft. Nun haben die Naturschützer eine weitere Aufgabe übernommen: Sie sind Allee-Paten.
Der Verein beteiligt sich an einem 2019 gestarteten gleichnamigen Projekt des Niedersächsischen Heimatbunds in Kooperation mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Gesucht werden Privatleute, Vereine oder Naturschutzverbände, die als Paten aktiv vor Ort eine oder mehrere Alleen betreuen. Die Aktionsgemeinschaft Bremer Schweiz, selbst Mitglied im Niedersächsischen Heimatbund, ist von dem Thema laut Susanne Wagner begeistert. „Auch in der Bremer Schweiz haben wir eine ganze Menge schöner Alleen“, meint die Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft. In Niedersachsen seien Alleen, anders als in anderen Bundesländern, bislang nicht geschützt. „Als Allee-Pate wollen wir uns für den langfristigen Erhalt der Alleen einsetzen“, sagt Wagner.
Für zwei Alleen hat der Verein eine Patenschaft übernommen: für eine Eichenallee an der Hauptstraße (Kreisstraße 1) in Löhnhorst zwischen Hohehorst und der Straße Am Waldesrand und für Baumreihen am Holthorster Weg in Leuchtenburg. „Die Eichenallee an der K 1 ist eine der ältesten noch intakten Alleen in der Bremer Schweiz. Für das Ortsbild hat sie eine enorme Bedeutung“, sagt Wagner. Die jüngere Allee am Holthorster Weg sei indes eine „Allee mit Zukunft“, mit großer Bedeutung für die Erholungssuche der Bevölkerung.
Der Niedersächsische Heimatbund hat bereits Anfang 2015 damit begonnen, eine Datenbank über die Alleen im Bundesland aufzubauen. Unter www.alleen-niedersachsen.de werde gemeldete Alleen in Form von Steckbriefen mit Fotos, Daten und zum Teil auch historischem Hintergrund erfasst. Seit Winter 2019/20 steht das Portal auch den Allee-Paten zur Verfügung. Sie können dort neue Alleen melden, eigene Steckbriefe anlegen, vorhandene Daten aktualisieren oder ergänzen. „Die Eichenallee in Löhnhorst hatte der Heimatbund bereits für die Datenbank kartiert; wir haben den Holthorster Weg und auch den Platjenwerber Weg in Leuchtenburg gemeldet und kartiert“, erzählt Susanne Wagner.
Viele Informationen gesammelt
Die Aktionsgemeinschaft hat inzwischen selbst viele Informationen für ihre Patenalleen gesammelt. Für die Steckbriefe werden Bäume gezählt, Art und Alter bestimmt; die Vollständigkeit der Baumreihen, der Abstand untereinander und zur Fahrbahn werden ebenso erfasst wie der Zustand der Bäume. „An der Kreisstraße 1 haben wir 64 Stiel-Eichen und eine Rosskastanie gezählt. Bei ein paar Bäumen müssen wir noch bis zum Blattaustrieb warten, um die Art sicher bestimmen zu können“, berichtet die Vorsitzende.
Rund 170 Meter lang ist die Löhnhorster Allee, die nach den Erkenntnissen der Aktionsgemeinschaft auf Privatgrund verläuft. Im Datenportal des Niedersächsischen Heimatbunds wird das Alter der Bäume mit 60 bis 90 Jahren angegeben. Die Aktionsgemeinschaft kommt nach ihren Recherchen zum Schluss, dass die Baumreihe älter sein dürfte. „Was wir sicher sagen können ist, dass die Allee in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden ist, danach wären die Bäume deutlich über 100 Jahre alt“, sagt Susanne Wagner.
Bäume gezählt und bestimmt haben die Naturschützer auch an der rund 420 Meter langen Allee am Holthorster Weg - und kommen auf 47 zu 29 Stiel-Eichen, neun Rosskastanien, sechs Roteichen, zwei Bergahorne, eine Sommerlinde. „Die Allee ist im Sommer 1979 angelegt worden.“ Auf einer Seite gebe es auch noch Altbestände.
Die Allee-Steckbriefe sind laut Wagner so gut wie fertig. Sie enthalten nach ihren Worten auch Handlungsempfehlungen. Die Aktionsgemeinschaft werde sich nun mit dem Niedersächsischen Heimatbund und den betroffenen Grundstückseigentümern abstimmen, danach sollen die gesammelten Informationen an die Ortsräte Löhnhorst und Leuchtenburg und an die Gemeinde Schwanewede gehen. Das soll laut Wagner bereits diese Woche geschehen.
Die Aktionsgemeinschaft plant, weitere Alleen in der Bremer Schweiz zu kartieren und im Datenportal des Heimatbunds zu melden. „Wir haben einige Alleen auf der Liste, die wir dieses Jahr noch aufnehmen wollen“, kündigt Susanne Wagner an.
Vom Verschwinden bedroht
Der Niedersächsische Heimatbund hat sich seit 2015 den Schutz von Alleen auf seine Fahnen geschrieben. Damals waren Bürger aufgerufen, für ein Datenbank-Projekt die 500 schönsten und wertvollsten Alleen Niedersachsens zu melden. Inzwischen umfasst das Online-Verzeichnis rund 2000 Einträge. Alleen seien wichtige Elemente der Kulturlandschaft, heißt es vonseiten des Heimatbundes. Durch den Straßenausbau und neue Richtlinien zur Verkehrssicherheit seien sie aber gefährdet. So würden gefällte Alleebäume in Niedersachsen häufig nicht nachgepflanzt, die landschaftsprägenden Baumreihen verschwänden dadurch allmählich aus dem Straßenbild. Das Alleepaten-Projekt soll dazu beitragen, Schutz und Erhalt der Alleen in Niedersachsen zu stärken.