Beckedorf. Seit Frühjahr 2020 wächst an der Bahnhofstraße in Beckedorf ein neues Wohngebiet. Barrierefrei entstehen hier ebenerdige Doppelhaus-Bungalows und Einfamilienhäuser, 33 Wohneinheiten sollen es einmal werden. Der Bebauungsplan sieht neben einem allgemeinen Wohngebiet auch ein Mischgebiet für Wohnen und nicht-störendes Gewerbe vor. Doch jetzt ist das Projekt ins Stocken geraten.
Kaum Nachfrage nach Gewerbeflächen
Das Problem: Für die Gewerbeflächen im Mischgebiet gibt es kaum Nachfrage, wie Investor Gerhard von Rahden, Chef des gleichnamigen Schwaneweder Wohnbauunternehmens, jetzt im Ortsrat Beckedorf erläuterte. "Wir sehen Entwicklungsprobleme, weil der Bedarf nicht da ist." Anders sieht es von Rahden zufolge für die Wohnbauflächen aus, hier sei die Nachfrage hoch.
Mehr Wohnnutzung geplant
Deshalb hat der Investor bei der Gemeinde Schwanewede einen Antrag gestellt, den Bebauungsplan zu ändern. Ziel: aus Teilen des Mischgebietes Wohngebiet zu machen und damit den Anteil der Wohnbauflächen zu vergrößern. Die Gesamtfläche des Baugebietes werde nicht verändert, so von Rahden. Seinen Angaben zufolge beträgt sie rund 15.600 Quadratmeter, derzeit aufgeteilt in etwa 5.5000 Quadratmeter allgemeines Wohngebiet und rund 10.000 Quadratmeter Mischgebiet. Dieses Verhältnis würde sich durch die geplante Änderung umkehren. "Wir möchten den Flächenanteil des Mischgebiets auf 5000 Quadratmeter reduzieren und den Anteil des Wohngebiets auf 10.000 Quadratmeter erweitern", erklärte von Rahden im Ortsrat.
Lärmschutz ein Thema
Erhalten bleiben soll nach seinen Worten eine Mischgebiet-Zone entlang der Bahnhofstraße. Der Bebauungsplan sieht in diesem Bereich eine zweigeschossige Bebauung für Wohn- und gewerbliche Nutzung vor, ansonsten darf im Gebiet nur eingeschossig gebaut werden. Die höheren Gebäude an der Bahnhofstraße sollen auch als Schallschutz für die dahinterliegende Wohnbebauung dienen.
Der Schutz vor Lärm umliegender Gewerbebetriebe war bei der Aufstellung des Bebauungsplanes ein heftig diskutierter Aspekt. Auch deshalb wurde damals festgelegt, nur einen Teil des Baugebietes als allgemeines Wohngebiet auszuweisen. Nun soll im Zuge der Änderung mehr Wohnen möglich werden. Der Investor hat die Lärmauswirkungen vorhandener Betriebe durch einen Gutachter erneut prüfen lassen. Aus der Vorlage der Gemeindeverwaltung erfuhr der Ortsrat: Das Ergebnis des Gutachtens zeige, "dass nach dem heutigen Stand der Technik die Emissionen der umliegenden Gewerbebetriebe geringer ausfallen, als zum Zeitpunkt der Aufstellung des Bebauungsplanes veranschlagt." Gerhard von Rahden selbst sagte: "Keiner der Gewerbetreibende hat etwas zu befürchten, die Vorgaben der Schallschutzbetrachtung bleiben erhalten.
Ortsrat hat noch Beratungsbedarf
Die Meinungen im Ortsrat zu den Plänen des Investors waren geteilt. "Wir könnten damit leben, den Anteil der Wohnnutzung zu erhöhen. Vorausgesetzt, es gibt keine großen Probleme für die Betriebe", sagte Martin Kai Köpke (CDU). Im Übrigen würden die künftigen Hausbesitzer sehen, wohin sie ziehen, meinte er mit Blick auf eventuelle Beschwerden wegen Lärmbelästigungen. Ortsbürgermeister Rudolf Tosonowski war skeptisch. Er habe "Bauchschmerzen" damit, einen Teil des Mischgebietes aufzuheben. Erfahrungen in Baugebieten andernorts hätten gezeigt: "Auch wenn die Leute wissen, wohin sie ziehen – irgendwann wird es ihnen doch zu laut." Lüder Kreft (SPD) befürchtete, dass die Fläche an der Bahnhofstraße mangels gewerblicher Interessenten zur Brache werden und es damit keinen Schallschutz für die dahinter liegenden Wohnhäuser geben könnte.
Der Ortsrat kam überein, den Antrag des Investors in einer gemeinsamen Sitzung mit dem Planungsausschuss am 19. März erneut zu beraten.