Vom schnell gehäkelten Schaf bis zur Violine, an der mehr als ein Jahr gearbeitet wird, reichte das Spektrum an handwerklichen Produkten: Beim Kunstmarkt in der Begegnungsstätte Schwanewede trafen bereits zum 16. Mal kreativ Tätige auf Besucher, die schöne, handgemachte Dinge lieben. Wegen der Pandemie fiel der Kunstmarkt im vergangenen Jahr aus, und auch in diesem Jahr wurde der Termin, der ursprünglich bereits für Februar vorgesehen war, coronabedingt auf den Juni verschoben. Endlich konnten sich wieder Aussteller und Besucher persönlich gegenüberstehen. Insgesamt wurden 26 Anbieter gewonnen, die auf dem Kunstmarkt ihre Sachen präsentierten. „Einige sind zum ersten Mal dabei, andere schon seit vielen Jahren“, sagt Tajana Kriete, die den Kunstmarkt organisiert hat.
Zu denen, die das erste Mal auf dem Kunstmarkt ausstellen, gehört Ludmyla Parkhomenko aus Kiew, die im März, kurz nach Ausbruch des Ukraine-Krieges, in die Gemeinde Schwanewede geflüchtet ist. Wickelarbeiten im Kleinen sind ihr Spezialgebiet: Die 61-Jährige fertigt Motankas an, traditionelle Stoffpuppen aus der Ukraine, zum Beispiel in Engelsgestalt. „Die Stoffstücke werden nur mit einem Faden fixiert und dann gewickelt“, sagt sie, die auch Spielzeug-Tierchen für Kinder wie Hündchen und Pferde anbietet, ausschließlich aus Wollfäden gewickelt. Erst vor drei Wochen ist Olga Fomina aus der Ukraine geflohen, die auch mit Selbstgemachtem aufwarten kann: Ihre höchst beweglichen und kuscheligen Teddys und Hasen sind mit einem watteartigen Stoff gefüllt, wie man ihn für Daunenjacken verwendet.
Häkelarbeiten und Vogelhäuschen, Buchbindearbeiten, Deko aus Glas und Holz bis zu Töpferarbeiten, Grußkarten und Schmuck kommen nicht nur aus Schwanewede und der näheren Umgebung, sondern auch von weiter her: zum Beispiel Tiffanytechnik aus Friesoythe oder Brandmalerei auf Leder von einer Frau aus Zetel.
Timo Janns aus Bremen ist hauptberuflich Schornsteinfeger, doch er hat für sich feine Drechselarbeiten in Holz als ideales Hobby zur Entspannung entdeckt. Massive Teller aus Ahorn oder Olivenholz mit intensiver Maserung stehen neben Teelichtern, Eierbechern, Kugelschreibern in Holzfassung oder Tischfackeln.

Upcycling - Malen und gestalten von Doris Schrader
Wenige Schritte weiter lassen auf dem Rasen des Begu-Außengeländes große Vögel Wasser aus ihren Schnäbeln sprudeln. Ihr Hersteller musste dazu große Steine durchbohren, Schläuche hindurchführen und Metallteile für Beine, Hals und Kopf hinzufügen. „Als die Vögel fertig waren, hatte ich eigentlich keine Lust, sie auf dem Kunstmarkt vorzuführen, denn ich bin ein Mensch, der seine Ruhe liebt - doch meine Frau hat mich mitgeschleppt“, sagt er, der auch nicht namentlich genannt werden möchte.
„Verfilzt und zugenäht“ geht es auf den Tischen von Nicole Golla aus Schwanewede zu, denn sie betreibt Filzen und Nähen als idealen Ausgleich für ihre Tätigkeit als Arzthelferin, die sie ziemlich fordert, wie sie sagt. „Doch vor einigen Jahren habe ich auch entdeckt, dass man flache Kieselsteine und kleine Holzstücke zu Kompositionen zusammenlegen kann, die im passenden Rahmen wie Gemälde aussehen“, sagt sie.
Selbst ein Geigenbauer stellt aus
„Schmecken und schnacken“ heißt es bei Antje Wiedenroth aus Brundorf: Denn sie bietet als Hobby-Imkerin viele Sorten Honig an, der vom Rapsfeld oder aus dem Wald stammt, sie legt aber auch viel Wert darauf, auf dem Kunstmarkt mal wieder mit Leuten zu reden, wie sie sagt: „Ich freue mich, dass der direkte Kontakt mit anderen Ausstellern und Besuchern wieder möglich ist“, sagt Antje Wiedenroth, die ihre Bienen zusammen mit Ehemann, Sohn und Schwiegersohn hegt und pflegt. Doch Bienen produzieren nicht nur Honig, sondern auch Wachs, den Antje Wiedenroth zu Kerzen dreht. „Inzwischen habe ich mehr als 60 Kerzenformen im Angebot“, sagt sie.
Tatjana Mücher aus Meyenburg lässt vor allem das Holz sprechen: Sie ist mit ihren Kunstwerken aus selbst gesammelten Holz seit der ersten Stunde des Kunstmarkts dabei und bietet an ihrem Stand neue Klangspiele und Kettenanhänger aus Holz an, verziert mit Edel- und Swarovski-Steinen, also Gebilden aus hochwertigem Glas, die schimmern wie Diamanten. Erstmals bringt sie auch Danke-Schutzengel mit, die sie aus Holz und zugekauften Filzelementen gefertigt hat. „Das hat mich in der Corona-Zeit über Wasser gehalten“, sagt sie, die sich mit ihrer Kunst als Kleinunternehmerin selbstständig gemacht hat.
Die wohl aufwendigsten Produkte aus Handarbeit stellt Siegfried Stölting aus Geestland her: mehrere Violinen, eine Okulele, eine Taschengeige, eine Harfe und mehr stehen als Marke Eigenbau im großen Raum der Begu. „Für eine Geige brauche ich mehr als ein Jahr“, sagt Siegfried Stölting, der den Musikinstrumentenbau als Hobby betreibt. „Bei einem professionellen Geigenbauer muss man für ein gutes Instrument rund 14.000 Euro hinlegen, bei mir bekommt man sie erheblich günstiger“, sagt er.