Zehn kostenlose E-Ladesäulen oder drei bis vier Stationen auf Leasing-Basis? Für die Mitglieder im Schwaneweder Umweltausschuss war die Entscheidung klar: Sie stimmten in der Sitzung am Mittwochabend geschlossen für das Angebot des Lilienthaler Unternehmens Reon, das in Schwanewede ein Netz von bis zu zehn Stromtankstellen für Elektroautos aufbauen will, für das die Gemeinde keinen Cent bezahlen muss. Dagegen konnte das vom Unternehmen EWE angebotene Leasing-Modell, das als zweites Angebot auf dem Tisch lag, nicht mithalten. Diskussionsbedarf sieht der Ausschuss aber noch bei den von Reon vorgeschlagenen Standorten.
Die von den Lilienthalern in Schwanewede geplanten Ladestationen sind Teil eines größeren Projektes des Unternehmens im Rahmen eines Förderprogramms, wie die Schwaneweder Klimaschutzmanagerin Lisa Griem im Ausschuss erläuterte. Reon will demnach insgesamt 100 Ladepunkte in Norddeutschland installieren. Für die Gemeinde Schwanewede sind laut Griem bis zu zehn mögliche Stationen im Rahmen des Förderprogramms vorgesehen. Die Förderung setze voraus, dass die Fahrzeuge an den Stationen mit Ökostrom geladen werden. Mit einer Ladekarte, so Griem, könnten Bürger die Säulen nutzen. Die Stromkosten für die Nutzer liegen nach ihren Worten bei 39 bis 49 Cent pro Kilowattstunde.
Die von Reon vorgeschlagenen Standorte – vier in der Ortschaft Schwanewede, drei in Neuenkirchen, zwei in Beckedorf und einer in Eggestedt – will der Fachausschuss prüfen. So gab es Bedenken gegen eine Station am Pendlerparkplatz in Eggestedt oder in der Nähe des S-Bahnhofes in Beckedorf. Dauerparker könnten hier den ganzen Tag Ladesäulen blockieren, sah der Ausschuss ein Problem. Ladestationen sollten besser an Orten aufgestellt werden, wo Bürger ihre Autos nur für eine begrenzte Zeit parken, etwa in der Nähe von Arztpraxen, Geschäften, Banken oder Sportstätten hieß es.
Mit seiner Zustimmung für das Reon-Angebot folgte der Ausschuss dem Beschlussvorschlag der Verwaltung. Die sieht in den geplanten Ladesäulen einen Baustein, den Ausstoß von Treibhausgasen in der Gemeinde zu verringern. Was Schwanewede noch tun kann, um die klimaschädlichen Gase einzusparen, erläuterte Klimaschutzmanagerin Lisa Griem bei der Vorstellung eines Klimaschutzszenarios für die Gemeinde. Das Szenario zeige "einen möglichen Weg auf, in welchen Sektoren und wie viel Treibhausgase eingespart werden müssen, um die Klimaziele nach dem Vorbild des neuen deutschen Klimagesetzes zu erreichen." Im Auftrag der Gemeinde hatte das Unternehmen Energielenker anhand einer Energie- und Treibhausgas-Bilanz für Schwanewede Einsparpotenziale ermittelt und zwei Szenarien zur Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen bis 2050 aufgezeigt: ein Trendszenario, von Griem als "business as usual" bezeichnet, und ein weitergehendes Klimaschutzszenario.
Das Klimaschutzszenario, das die Verwaltung dem Ausschuss vorschlug und das einstimmig angenommen wurde, sieht eine Gebäude-Sanierungsquote von 69 Prozent vor. Strom wird demnach bis 2050 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien erzeugt. Dabei wird laut Griem stark auf den Ausbau von Fotovoltaik und Windkraft gesetzt. Weitere Annahmen sind, dass der Individualverkehr um 24 Prozent sinkt und der Güterverkehr um fünf Prozent. Der Anteil alternativer Antriebe soll um 62,6 Prozent zulegen.
Nach dem Klimaschutzszenario könnte der Endenergieverbrauch in der Gemeinde auf diese Weise bis 2050 um 57 Prozent im Vergleich zum Jahr 2018 sinken. Und die Treibhausgas-Emissionen um 90,8 Prozent. Auf jeden Schwaneweder käme demnach rund eine halbe Tonne Treibhausgase pro Jahr, derzeit sind es laut Energielenker-Bilanz knapp unter acht Tonnen pro Einwohner und Jahr.
Das Klimaschutzszenario soll Grundlage sein für ein Klimaschutzkonzept mit konkreten Zielen und Maßnahmen für Schwanewede. Ein Konzeptentwurf soll im Frühjahr 2022 vorliegen.