Schwanewede. Mehr Platz für Wohnbau, weniger Grünfläche, etwas Gewerbe und kein Badesee mehr - so sieht kurz gefasst das neue Nutzungskonzept für das Gelände der ehemaligen Lützow-Kaserne aus. Der jetzt vorliegende Plan ist eine überarbeitete Fassung eines früheren Konzeptes, das im Rahmen des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) aufgestellt wurde.
Zur Erinnerung: Die Politik hatte im März 2018 fraktionsübergreifend beschlossen, dass für das bisherige Konzept drei Varianten geprüft werden sollten – mit mal mehr, mal weniger Wohnbebauung, mal mehr, mal weniger Gewerbe. "Anhand der Variantenprüfung hat die Politik das jetzt vorliegende Nutzungskonzept entwickelt", erklärt Jens Bunk, Konversionsbeauftragter der Gemeinde Schwanewede. Im Vorfeld gab es Ortsbegehungen auf dem Kasernengelände, in der Arbeitsgruppe Konversion und in zwei Workshops diskutierten die Fraktionen. Die Vorstellungen der Politik hat das Bremer Planungsbüro BPW nun zu Papier gebracht. Planerin Claudia Dappen hat das Konzept jüngst in einer gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Konversion und für Planung mit dem Ortsrat Schwanewede öffentlich vorgestellt.
Das ISEK-Konzept von 2015 sah einen Mix aus Wohnen, Gewerbe, Freizeit und Naherholung vor. Bei dieser Mischung bleibt es auch im neuen Plan, Veränderungen gibt es bei der Größe der Nutzungsbereiche.
Wohnen: Hier legt die neue Version deutlich zu. Das ISEK sah 17,3 Hektar für bis zu 300 Wohneinheiten vor – Einfamilienhäuer, Reihen- und Doppelhäuser, seniorengerechte Bungalows sowie Geschosswohnungsbau an der Straße An der Kaserne. Jetzt sind bis zu 500 Wohnungen plus 40 Seniorenwohnungen entlang der Straße an der Kaserne und am Siedlungsrand m östlichen Bereich des Kasenengeländes geplant. BPW-Planerin Claudia Dappen sprach von einer "Vielfalt an Wohnungen": für junge Familien, ältere Menschen, Alleinerziehende, Singles. Ein- und Zweifamilienhäuser und Reihenhaus "in höherer Dichte" sind angedacht, aber auch Mehrfamilienhäuser mit Wohnungen für kleinere Haushalte, Sozialwohnungen und alternative Bauformen wie Baugemeinschaften, Genossenschaften oder Mehrgenerationen-Häuser.
Gewerbe: Der frühere Plan sah 8,5 Hektar für nicht-störendes Gewerbe vor, zwei Flächen nördlich der Straße An der Kaserne und eine weitere Fäche im nordwestlichen Bereich. Der neue Plan enthält vier Flächen. Eine der zwei Flächen nördlich der Straße An der Kaserne schrumpft, dafür kommt eine im Südwesten hinzu. Zusätzlich soll eine Fläche westlich der Haupterschließungsstraße auf dem Kasernengelände als Mischgebiet für Einzelhandel und Dienstleistungen ausgewiesen werden. Ein Verbrauchermärkte mit weniger als 800 Quadratmetern Verkaufsfläche ist laut BPW-Planerin Claudia Dappen vorstellbar. Bei größeren Märkten wären Auswirkungen auf den Einzelhandel im Zentrum von Schwanewede zu prüfen.
Naherholung: 20 Hektar Grünfläche mit Spiel und Freizeitmöglichkeiten und einem Badesee waren im ISEK mal geplant. Den See hatten Bürger vorgeschlagen. Im neuen Konzept ist er nicht mehr drin. Er weicht zusammen mit Grünfläche einem Gebiet für "Gemeinbedarf/Sport", das jetzt im Zentrum des Kasernengeländes an die Wohnbebauung anschließt.
Sportanlagen: Die Sportanlage im Zentrum des Kasernengelände soll laut BPW-Planerin Claudia Dappen "weitergenutzt oder neu errichtet werden". Ein im ursprünglichen Konzept vorgesehenes Sondergebiet für Freizeit im Fitzness im Südosten fällt weg, an dieser Stelle ist jetzt Wohnbebauung vorgesehen. Die vorhandenen Sporteinrichtungen und -flächen im Süden der Kaserne sollten im alten Plan erhalten werden, der neue sieht hier jetzt "Grünfläche mit Sportangeboten" vor.
Bestandsgebäude: Das ISEK-Konzept beinhaltete den Abriss von 59 der rund 80 Bundeswehr-Bauten. Zehn Gebäude, auch eine Sporthalle, sollten saniert werden. Auch der neue Plan sieht vor, einige Bauten zu erhalten. Dazu gehörten laut Dappen "charakteristische Gebäude am Eingang und entlang der Haupterschließungsstraße". Ebenso einige Unterkunftsgebäude im Südosten, die zu Wohnungen umgebaut werden könnten. Vor einer Sanierung sei zu prüfen, ob sich eine Modernisierung lohne. Für einen Teil der Lagerhallen ist eine gewerbliche Nachnutzung angedacht.
Was sonst noch auf dem Gelände geplant ist: eine Kita, ein Fuß- und Radwegenetz mit Anbindung an den Ortskern und im Süden zum Tilsiter Weg. "Das Grundgerüst der Straßen auf dem Kasernengelände soll erhalten bleiben", sagt Planerin Dappen. Grünflächen sollen vernetzt, Waldflächen eingebunden und "möglichst viele Bäume" erhalten werden.
Was eine Sanierung des Kasernengeländes auf der Grundlage des neuen Konzeptes kosten würde, ist schon gerechnet worden. Jens Bunk, der Konversionsbeauftragte, nennt die Zahlen. Hier Ausgaben von 33,59 Millionen Euro, dort Einnahmen durch Grundstücksverkaufe von 20,9 Millionen. Es bleibt ein Defizit von 12,6 Millionen. Zu den Ausgaben gehören unter anderem Aufwendungen von 19,5 Millionen Euro für Gebäudeabrisse und Infrastrukturmaßnahmen sowie 11,7 Millionen Euro für Baumaßnahmen. Laut Bunk in der Ausgabensumme von 33,59 Millionen Euro noch nicht enthalten ist der Kaufpreis für das 85 Hektar große Kasernengelände. Darüber muss die Gemeinde noch mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben verhandeln. Zuvor muss die Politik Nutzungskonzept beschließen.