Schwanewede. Der ins Stocken geratene Konversionsprozess in Schwanewede kommt wieder in Schwung. Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung am Donnerstagabend richtungsweisende Entscheidungen für die weiteren Schritte bei der Nachnutzung des ehemaligen Lützow-Kasernengeländes gefällt. Zugrunde lag ein interfraktionell abgestimmter Beschlussvorschlag, den die Arbeitsgruppe Konversion wie berichtet Ende Mai auf den Weg gebracht hatte. Einstimmig sprach sich nun der Rat dafür aus, dass die Gemeinde den gesamten Komplex der früheren Kaserne einschließlich der ehemaligen Offizierswohnhäuser und des nördlich der Hospitalstraße gelegenen Geländes ankaufen und dazu Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben aufnehmen soll.
Grundlage für die Verhandlungen soll das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept sein, das derzeit von den Ratsfraktionen überarbeitet wird. Über die eventuelle Gründung einer Entwicklungsgesellschaft und die Einbeziehung möglicher öffentlicher Partner soll zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden. Der Beschluss sieht außerdem vor, dass die Verwaltung kurzfristig ein Gespräch der Arbeitsgruppe Konversion mit der Niedersächsischen Landgesellschaft initiiert. Städtebaufördermittel von Land und Bund für die Konversion soll die Gemeinde weiterhin beantragen.
Bürgermeisterin Christina Jantz-Herrmann sprach in der Sitzung von einem "Projekt von allergrößter Bedeutung" für die Gemeinde. Auf dem ehemaligen Kasernengelände werde ein neuer Stadtteil entstehen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Björn Herrmann nannte den geplanten Kauf der Kaserne durch die Gemeinde einen "Meilenstein". Die Kommune behalte damit die Planungshoheit in ihrer Hand. "Der Konversionsprozess wird von der Gemeinde gesteuert werden und nicht von einem Investor." Zufrieden zeigten sich die Grünen. "Es war immer unsere Haltung, dass die Gemeinde den Hut bei der Konversion aufbehalten soll und das Kasernengelände nicht in die Hand eines Hauptinvestors geht", sagte Fraktionschefin Dörte Gedat. "Zum Glück haben wir es geschafft, uns gemeinsam darauf zu verständigen." Für die Wählergemeinschaft sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Brigitte Aschemann: Sie hoffe, dass die Fraktionen auch weiterhin beim Zukunftsprojekt der Gemeinde gemeinsam an einem Strang ziehen.
An diesem Sonnabend werden Vertreter der Ratsfraktionen Gebäude auf dem ehemaligen Kasernengelände in Augenschein nehmen. Es gehe darum zu entscheiden, welche Gebäude erhalten bleiben können, sagte Ronald Grzeschik (CDU) dazu in der Sitzung.
Feuerwehr: Fraktionen stimmen Schutzziel zu
Zustimmend zur Kenntnis genommen hat der Rat den neuen Bedarfsplan für die Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde. Dem dort formulierten Schutzziel stimmten alle Fraktionen zu, die im Plan vorgesehen Maßnahmen sollen "im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten" umgesetzt werden. Der Bedarfsplan schaffe für die nächsten Jahre Planungssicherheit für die Feuerwehr, war sich der Rat einig. Als Leitfaden für die künftige Entwicklung des Brandschutzes sieht der Plan wie berichtet neben Investitionen in Fahrzeuge und Ausstattungen auch eine Reduzierung der Wehrstandorte von zehn auf sieben vor. Von sechs kleineren Ortswehren sollen jeweils zwei an noch auszuwählenden Standorten zusammengelegt dafür, dafür sollen neue Gerätehäuser gebaut werden.
Mit dem Thema müsse sensibel umgegangen werden, meinte Björn Herrmann. "Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass die kleineren Wehren über den Deister gehen. Keiner sollte am Ende als Verlierer dastehen". Johann Ficken (CDU) verwies auf die Aussage des Gutachters im Fachausschuss. Jeweils zwei Wehren würden zwar an einem Standort zusammengelegt. "Es bleiben aber weiterhin zwei selbstständige Wehren, in einem Haus." Bei der Umsetzung des Bedarfsplanes werde die Feuerwehr-Führung alle mitnehmen, kündigte Gemeindebrandmeister Kai Teckentrup an. "Wir werden mit den Kameraden in allen Ortswehren sprechen." Der Rat beschloss in seiner Sitzung außerdem eine neue Gebührensatzung für die Freiwillige Feuerwehr.
Schnellbus nach Bremen
Einstimmig haben sich die Fraktionen zudem für eine Schnellbus-Verbindung von Schwanewede über die Autobahn A 27 bis Nähe Bremen-Hauptbahnhof ausgesprochen. Der Rat folgte einem Beschlussvorschlag des Fachausschusses, dem Anträge der Grünen und der CDU zugrunde lagen. Der Landkreis Osterholz soll für zwei Varianten prüfen, ob und wie eine solche Direktverbindung möglich ist und welche Kosten entstehen. Die eine Variante sieht eine Verbindung vom Zentrum oder der ehemaligen Kaserne in Schwanewede zum Bremer Hauptbahnhof vor. Die andere würde von der Kaserne über die Haltestationen Zentrum, Pendlerparkplatz Eggestedt und eventuell Ihlpohl zum Bahnhof Oslebshausen führen.