Ein großer Plan liegt auf dem Tisch. Daneben jede Menge Fotos unterschiedlichster Wohngebäude, von Parkanlagen, begrünten Straßenräumen, Freizeitanlagen. Anregungen für die Schwanewederinnen und Schwaneweder, die ins Meyenburger Dorphuus gekommen sind, um ihre Ideen zur künftigen Gestaltung des ehemaligen Kasernengeländes in Schwanewede einzubringen. Der Plan auf dem Tisch ist der städtebauliche Entwurf, den das Planungsbüro BPW für das Areal erarbeitet hat. Im Laufe des Abends wird er sich mit Fotos und Ideen-Zetteln füllen.
Acht Jahre nach der ersten Bürgerbeteiligung zur Nachnutzung der ehemaligen Lützow-Nachnutzung hatten die Schwanewederinnen und Schwaneweder jetzt zum zweiten Mal Gelegenheit, sich an der Planung zu beteiligen. Rund 60 Teilnehmer fanden sich im Dorphuus ein, darunter sieben Mitglieder des Gemeinderates.
Zu Beginn gab Frank Schlegelmilch vom Planungsbüro BPW einen Rückblick auf die bisherige Entwicklung und informierte über den aktuellen Planungsstand. Wie berichtet, liegen ein Nutzungs- und städtebauliches Konzept vor.
600 Wohneinheiten geplant
Rund 600 Wohneinheiten sind im künftigen "Lützow-Quartier" – so der von den Planern gewählte Arbeitstitel – geplant: 350 in Mehrfamilienhäusern, 150 in Reihen- sowie 100 in Einfamilien- und Doppelhäusern. Vor allem die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum, auch kleineren Wohnungen, soll im Gebiet bedient werden. Das Konzept sieht weiterhin Gewerbe in den Randbereichen und Einzelhandel bis zu 800 Quadratmeter im nördlichen Bereich, einen Mehrzweckplatz im Zentrum und Gemeinbedarfsflächen etwa für Sport und Freizeit im Süden vor. Geprüft werden soll, ob der vorhandene zentrale Sportplatz nachgenutzt werden kann.
Vorhandene Grün- und Freiflächen sollen erhalten werden. Zur möglichen Nachnutzung der vorhandenen Kasernengebäude sagte der Planer: "Wo es möglich und wirtschaftlich ist, Gebäude zu sanieren, sollte man das tun." Wegeverbindungen in die umliegenden Siedlungen sind geplant. Die Erschließung soll sich am vorhandenen Straßennetz orientieren.
Dann waren die Bürgerinnen und Bürger am Zuge. In zwei Gruppen konnten sie ihre Vorstellungen für die künftige Nutzung und Gestaltung des Geländes entwickeln. Zum Bereich Wohnen wurde angeregt, auch große Wohnungen für große Familien zu berücksichtigen. Eine abwechslungsreiche Bebauung mit unterschiedlichen Gebäudetypen, Fassadenbegrünung, Mehrgenerationen-Wohnangebote sowie Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten für Behinderte waren weitere Wünsche.
Sportstätten sind gefragt
Sportstätten sind gefragt: eine Sporthalle mit Tribüne, auch ein zweiter Sportplatz. Gegen eine Nachnutzung des bestehenden zentralen Sportplatzes gab es Bedenken. "Der Lärm ist nicht zu unterschätzen", meinte eine Bürgerin. Sie befürchtete Konflikte mit der geplanten benachbarten Wohnbebauung. "Der Sportplatz muss nicht zwingend an dieser Stelle sein", meinte Planer Schlegelmilch. Für die Sportstätten sei ein Lärmgutachten geplant, kündigte er an. Die Kultur soll nach den Vorstellungen der Teilnehmer ihren Platz auf dem Gelände finden. Open-Air-Konzerte im Landschaftspark, ein Freilicht-Theater und eine Mehrzweckhalle für kulturelle Veranstaltungen wurden vorgeschlagen.
Weitere Wünsche waren besonders gestaltete Spielplätze, ein "Haus der Vereine" mit angegliedertem Repair-Café und Fahrradwerkstatt, ein Jugendtreffpunkt, aber auch Möglichkeiten für Nutztierhaltung. Ein Teilnehmer möchte im ehemaligen Pförtnerhaus am Eingang zum künftigen Quartier einen Kiosk eröffnet.
Wunsch nach Busanbindung
Zahlreiche Ideen und Wünsche gab es zum Thema Verkehr und Erschließung. Für die Straße An der Kaserne wurde eine Buslinie angeregt. Ein in der Versammlung vorgestelltes Verkehrsgutachten sieht vor, die Straße An der Kaserne zur Verkehrsentlastung auszubauen. Dagegen gab es Kritik. Allgemeinen Durchgangsverkehr sollte es auf dieser Straße nicht geben, hieß es. Dafür wird ein Bahnanschluss für das neue Quartier gewünscht, auch eine Radschnellweg-Verbindung. Ebenfalls auf der Wunschliste: ausreichend Besucher-Stellplätze, Ladestationen für E-Autos und Carsharing-Angebote. Angeregt wurden auch Parkplätze unter aufgeständerten Häusern nach niederländischem Vorbild.
Bürgermeisterin Christina Jantz-Herrmann zeigte sich vom Ergebnis des Brainstormings sehr angetan. "Es sind tolle Ideen zusammengekommen, die wir gerne aufgreifen wollen."