Die Gemeinde Schwanewede bereitet sich für die Aufnahme weiterer Flüchtlinge vor. Im Gewerbepark Weser-Geest in Neuenkirchen richtet sie eine zweite Sammelunterkunft ein, eine dritte ist geplant.
Laut Dieter von Bistram, Leiter des Fachbereichs Ordnung und Soziales im Rathaus sowie stellvertretender Bürgermeister, hat die Gemeinde am Donnerstag dieser Woche den Mietvertrag für die neue Notherberge unterschrieben. Bei der von der Volksbank Schwanewede vermieteten Immobilie handelt es sich um eine weitere ehemalige Mannschaftsunterkunft der früheren Weser-Geest Kaserne. Das Gebäude befindet sich in direkter Nachbarschaft der bereits bestehenden Sammelunterkunft, in der seit August vergangenen Jahres Flüchtlinge aus der Ukraine leben.
Dieter von Bistram zufolge ist die künftige neue Flüchtlingsherberge derzeit noch anderweitig vermietet. Der Mietvertrag laufe aber demnächst aus. Der jetzt von der Gemeinde unterzeichnete Mietvertrag mit der Volksbank sehe eine Nutzung des Gebäudes ab dem 1. März vor. "Wir gehen im Moment davon aus, dass wir die Unterkunft spätestens zum 1. April bezugsfertig haben." Die Gemeinde hat das Gebäude für zwei Jahre angemietet.
Platz für bis zu 60 Flüchtlinge
Bis zu 60 Flüchtlingen könnten dort unterkommen, meint der Fachbereichsleiter. Am Mittwoch dieser Woche wurden die Räumlichkeiten besichtigt. Dabei ging es laut von Bistram unter anderem um die Frage, wo noch Investitionsbedarf besteht. Zu klären ist auch, wer die neue Herberge betreiben wird. Die Gemeinde hofft auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem DRK-Kreisverband Osterholz, der bereits die vorhandene Sammelunterkunft für die Ukrainer betreibt. "Wir haben mit dem DRK gute Erfahrungen gemacht. Deshalb würden wir als Gemeinde es gerne sehen, wenn das DRK auch das neue Gebäude als Bedarfsträger übernimmt", sagt von Bistram. Am Dienstag, 17. Januar, werde es dazu ein Gespräch mit dem DRK geben.
Weitere Flüchtlinge
Die Planungen der Gemeinde gehen bereits weiter. Im Rathaus rechnen sie mit weiteren Flüchtlingen nicht nur aus der Ukraine und damit, dass auch die zweite Sammelunterkunft nicht ausreichen wird, um alle Zufluchtsuchenden unterzubringen. Fachbereichsleiter von Bistram nennt Zahlen. Demnach hat Schwanewede seit Februar vergangenen Jahres rund 320 Flüchtlinge aufgenommen: 250 Ukrainer, von denen derzeit noch 231 vor Ort sind, sowie 70 Asylbewerber aus anderen Ländern. "Nach der aktuellen Statistik müssen wir als Gemeinde noch insgesamt 140 Flüchtlinge aufnehmen."
Das Land Niedersachen habe indes schon angekündigt, in den kommenden sechs Monaten weitere 70.000 Flüchtlinge aus der Ukraine aufnehmen zu wollen. Nach der vom Land vorgegeben Aufnahmequote würden davon rund 1100 auf den Landkreis Osterholz entfallen und hier auf die Gemeinden verteilt werden. Für Schwanewede würde das rund 200 zusätzliche Flüchtlinge bedeuten.
In der bestehenden Sammelunterkunft sind derzeit 73 von 98 Plätzen belegt. "Mit der zweiten Unterkunft werden wir das Soll nicht erfüllen", sagt denn auch Bürgermeisterin Christina Jantz-Herrmann. Deshalb plant die Gemeinde, ein weiteres Gebäude im Gewerbepark Weser-Geest anzumieten. "Wir sind mit der Volksbank im Gespräch über ein konkretes Objekt", so Jantz-Herrmann.
Für die Gemeinde habe die Nutzung vorhandener Gebäude zur Unterbringung von Flüchtlingen "erste Priorität", betont die Bürgermeisterin. Laut Dieter von Bistram gelingt es der Gemeinde auch immer noch, private Unterkünfte anzumieten. Im Rathaus sind Mitarbeiterinnen für die Flüchtlingshilfe eingestellt worden, die sich vor allem auch um die Unterbringung der Zufluchtsuchenden kümmern. "Wir haben uns frühzeitig aufgestellt, das kommt uns jetzt zugute", meint Dieter von Bistram
Flächen für Wohncontainer
Sollte es dennoch mal eng werden, haben sie in Schwanewede vorgesorgt: "Wir haben Standorte, wo wir kurzfristig Wohncontainer aufstellen könnten." Zwei private Flächen stünden der Gemeinde zur Verfügung. In manchen Kommunen werden Turnhallen oder Dorfgemeinschaftshäuser als Flüchtlingsunterkünfte genutzt. In Schwanewede wollen sie das nach Möglichkeit nicht. "Wir können es zwar nicht kategorisch ausschließen. Aber wir unternehmen jede Anstrengung, um das zu vermeiden", betont die Bürgermeisterin. Dank der Unterstützung der Bürger und der Mitarbeiter im Rathaus sei es der Gemeinde bis jetzt immer noch gelungen, Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen.
Obwohl sich Schwanewede gut vorbereitet habe: Von einer entspannten Situation könne keine Rede sein, meint Fachbereichsleiter von Bistram. Die Aufnahme der zahlreichen Flüchtlinge bringe zusätzliche Aufgaben und ein erhöhtes Arbeitsaufkommen für die Verwaltung im Rathaus mit sich, aber auch für Schulen und Kindergärten. "Es ist eine enorme Kraftanstrengung, die wir zu bewältigen haben", sind sich Bürgermeisterin Christina Jantz-Herrman und ihr Stellvertreter einig.