Die Notunterkunft für ukrainische Flüchtlinge im Gewerbepark Weser-Geest in Schwanewede-Neuenkirchen hat ihren Betrieb aufgenommen. Am Donnerstag sind die ersten drei Bewohner auf Zeit eingezogen.
Um die wachsende Zahl von Geflüchteten aus der Ukraine unterzubringen, hat die Gemeinde eine ehemalige Truppenunterkunft der früheren Weser-Geest-Kaserne angemietet und zusammen mit der Eigentümerin, der Volksbank Schwanewede, als Übergangsquartier mit 98 Plätzen hergerichtet. Betrieben wird die Notunterkunft vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), Kreisverband Osterholz.
Feste Betreuungszeiten von 8 bis 16 Uhr
Das DRK stellt das Personal für die Einrichtung. "Mindestens zwei Mitarbeiter sind täglich montags bis sonntags von 8 bis 16 Uhr vor Ort", sagt Kreisgeschäftsführer Patrick Grotheer. Bei Bedarf könne um weitere Kräfte aufgestockt werden. Das DRK, das neben Neuenkirchen eine weitere Notunterkunft für ukrainische Flüchtlinge am Dammgut in Ritterhude betreibt, kann nach seinen Angaben aus einem Pool von 27 Mitarbeitern für die Flüchtlingsbetreuung schöpfen. "Bei Bedarf können wir auch auf Ehrenamtliche in unserem Ortsverband Schwanewede zurückgreifen. Sie haben angeboten, zu unterstützen." Auch eine Zusammenarbeit mit Flüchtlingsinitiativen vor Ort kann sich Grotheer vorstellen.
Ständig rund um die Uhr vor Ort ist seinen Angaben zufolge ein Sicherheitsdienst mit mindestens zwei Kräften. Die Mitarbeiter sollen nicht nur Unbefugte vom Gelände fernhalten. Außerhalb der festen Betreuungszeiten seien sie auch Ansprechpartner für die Ukrainer. Flüchtlinge, die das Gelände verlassen, müssen sich beim Sicherheitsdienst abmelden und bei ihrer Rückkehr wieder anmelden.
Mittagstisch für die Bewohner
In der Notunterkunft in Neuenkirchen bietet das DRK einen Mittagstisch für die Bewohner an. Ein Caterer liefert warme Mahlzeiten. Gegessen werden kann in einem Gemeinschaftsraum. Für die Selbstversorgung der Flüchtlinge hat die Gemeinde Schwanewede auf jeder Etage eine kleine Küchenzeile eingerichtet.
Für Kinder gibt es Spielzimmer und einen Spielplatz. "Uns ist es wichtig, dass es nicht nur eine Unterkunft ist, sondern die Bewohner in einem gewissen Rahmen auch betreut werden", sagt Dieter von Bistram, der den Fachbereich Ordnung und Soziales bei der Gemeinde leitet.
Um die Betreuung kümmert sich das DRK. Die Mitarbeiter würden bei allem helfen, was notwendig sei, um die Flüchtlinge "in den Alltag zu integrieren", sagt Geschäftsführer Patrick Grotheer. Dinge besorgen, die gebraucht werden, Unterstützung bei Behördengängen oder Arztbesuchen nennt er als Beispiele. "Aber auch das Zusammenleben von Menschen, die aus allen Teilen der Ukraine kommen, muss organisiert werden."
In Ritterhude bietet das DRK Sprachkurse, eine Kinderbetreuung und Ausflüge für die Ukrainer an. Grotheer sagt, dass es auch in Neuenkirchen "bedarfsorientierte Betreuungsangebote" geben soll. Konkret sei aber noch nichts geplant. "Wir fangen hier gerade erst an und müssen erst mal schauen, was die Flüchtlinge benötigen und wofür wir sie begeistern können."
Shuttle-Service zum Zentrum
Damit die Ukrainer von Neuenkirchen ins Schwaneweder Zentrum kommen, um einzukaufen, Behörden oder Ärzte aufzusuchen, hat die Gemeinde mit einem ortsansässigen Busunternehmen einen Shuttle-Service eingerichtet. "Zurzeit fährt ein Bus zwei Mal am Tag nach Schwanewede und zurück", sagt Dieter von Bistram. Die Gemeinde setzt zudem ihren eigenen Kleinbus ein. Mit mehr Flüchtlingen in der Notunterkunft lässt sich die Zahl der Fahrten seinen Worten zufolge auf vier pro Tag steigern.
Laut Dieter von Bistram sind in der Gemeinde derzeit rund 200 ukrainische Flüchtlinge registriert. "Wir haben einen kontinuierlichen Zuwachs." Hinzu kommen die Kontingentflüchtlinge aus Syrien, dem Irak, Afghanistan und anderen Krisengebieten, für die es laut von Bistram kaum private Wohnraum-Angebote gibt. "Wir müssen fast schon um Wohnungen betteln. Es ist Woche für Woche ein zähes Ringen, die uns vom Landkreis zugewiesenen Flüchtlinge adäquat unterzubringen", sagt der Fachbereichsleiter. Für den 18. August sind der Gemeinde 18 neue Kontingentflüchtlinge angekündigt worden. Für die gebe es noch eine Bleibe. "Danach aber haben wir keine freien Kapazitäten mehr."
Planung für Containerdorf
Deshalb will die Gemeinde ein Containerdorf auf dem Gelände der früheren Standortverwaltung der ehemaligen Lützow-Kaserne bauen. Das Kasernengelände hat die Kommune erst vor wenigen Tagen erworben. Die Planung der Verwaltung sieht laut von Bistram 16 Wohncontainer für jeweils vier Personen, zwei Küchen- sowie zwei Sanitärcontainer mit jeweils fünf Duschen und Toiletten vor. Die Blechkisten sollen für die Dauer von zwei Jahren angemietet werden. "Als wir im Juni/Juli Angebote von Firmen einholten, war von einer Lieferzeit von drei bis vier Monaten die Rede", sagt von Bistram. Erst mal aber muss die Politik über das Containerdorf entscheiden, am 29. August berät dazu der Verwaltungsausschuss.