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Ortsrat schiebt Projekt an Heidkamp: Ein Platz für das Gedenken an Zwangsarbeiter

Am Standort des ehemaligen Zwangsarbeiter-Lagers an der Ostlandstraße in Schwanewede soll ein Gedenkplatz mit Mahnmal entstehen. Der Ortsrat hat das Projekt jetzt angeschoben.
04.03.2021, 06:00 Uhr
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Von Gabriela Keller

Schwanewede. An der Ostlandstraße soll ein Gedenkplatz mit einem Mahnmal entstehen. Der Ortsrat Schwanewede hat das Projekt jetzt angeschoben. Wo heute Wohnhäuser, die Heideschule, die Begegnungsstätte und das evangelische Gemeindehaus stehen, erstreckte sich im Zweiten Weltkrieg das NS-Lager Heidkamp. Bis zu 4500 Zwangsarbeiter, die auf der Baustelle für den U-Boot-Bunker in Bremen-Farge eingesetzt wurden, waren hier ab 1943 untergebracht, darunter Franzosen, russische Kriegsgefangene und sogenannte Ostarbeiter. Im Sommer 1944 kamen rund 1200 italienische Militärinternierte hinzu.

Mehr als 50 Baracken, darunter 26 Wohnbaracken, umfasste das Lager. Daran erinnert heute fast nichts mehr. 1963 wurden alle Baracken abgerissen. Bis auf zwei: eine zu einem Wohnhaus umgebaute steht an der Breslauer Straße, eine weitere neben dem Gelände der Kirchengemeinde an der Ostlandstraße. Die soll jetzt aber weg – abgerissen werden für Wohnungen, die ein Investor auf dem Grundstück plant.

Gedenktafel war bereits geplant

Mit dem Verschwinden würde an der Ostlandstraße nichts mehr an das frühere Zwangsarbeiter-Lager erinnern. Schon zu Beginn des Bauleitverfahrens hatte der Ortsrat deshalb beschlossen, dass eine Gedenktafel aufgestellt werden soll. Nun will er das Projekt mit einem Gedenkort ausweiten.

Den Anstoß gab Dörte Gedat (Bündnis 90/Die Grünen) mit einem Antrag in der Ortsratssitzung am Montag. Darin schlägt sie nicht nur eine Informationstafel vor, die an der Fassade des künftigen Neubaus angebracht werden soll, sondern auch einen Gedenkplatz mit Mahnmal. „Bislang gibt es in Schwanewede keinen öffentlichen Ort des Gedenkens“, begründet Gedat den Anstoß in ihrem Antrag. Weiter heißt es: „Der erstarkende Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus verlangt von der heutigen Generation, die Geschichte lebendig zu halten.“ Einstimmig hat der Ortsrat Gedats Vorschlag zugestimmt, im Bereich des früheren Lagergeländes an der Ostlandstraße als „historisch für Schwanewede bedeutenden Örtlichkeit“ einen Gedenkplatz mit Mahnmal zu schaffen. Eine noch zu gründende Arbeitsgruppe soll sich dazu Gedanken machen und auch eine Beschriftung für die Informationstafel entwickeln.

Der Ortsrat will Verbände, Vereine, Schulen und andere Organisationen, die sich mit dem Thema beschäftigen, mit ins Boot holen. „Die Arbeitsgruppe soll möglichst breit aufgestellt werden“, sagt Ortsbürgermeister Martin Grasekamp. Er hat jetzt den Auftrag bekommen, zu einem ersten Treffen einzuladen. Der Ortsrat hat zudem die Gemeinde beauftragt, durch einen städtebaulichen Vertrag mit dem Investor das Anbringen einer Informationstafel am Neubau zu regeln.

Neuer Platz für Gedenkstele

Außerdem soll ein neuer Platz für eine bereits vorhandene Gedenkstele gefunden werden, die derzeit etwas versteckt im Bereich der Begegnungsstätte steht. Das brettförmige Stück Metall, aus dem die Umrisse einer Hand ausgeschnitten sind, wurde vor einigen Jahren auf Initiative der Heimatfreunde Neuenkirchen, die die Gedenkstätte Baracke Wilhelmine betreiben, hier aufgestellt und sollte an die Zwangsarbeiter im Lager Heidkamp erinnern. Die Stele ist laut Martin Grasekamp unfertig geblieben. „Die Platte mit dem Informationstext ist nie gekommen.“ Am neuen Standort soll sich das ändern, die Stele eine Beschriftung erhalten.

Eine weitere Gedenkstele steht seit Sommer 2016 an der Ecke Hospitalstraße/Danziger Straße. Der Ortsrat ließ sie dort aufstellen, wo sich einst der Eingang zum Lager Heidkamp mit dem Wachgebäude befand.

Nach dem Krieg zogen US-Besatzungstruppen in die Lagerbaracken ein. Ihnen folgten ab 1947 Flüchtlinge aus dem Osten, die später in der Heidkamp-Siedlung sesshaft wurden. Ab den 1950er-Jahren entstand hier das erste geschlossene Wohngebiet von Schwanewede.

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