Schwanewede. Eine Zuhörerin brachte es auf den Punkt. „Was für ein Hickhack“, stöhnte sie lautstark, als die Sitzung des Schwaneweder Gemeinderates am Donnerstagabend ein zweites Mal unterbrochen wurde. Die Frau gehörte zu den vielen Zuhörerinnen und Zuhörern, die ins Schwaneweder Rathaus gekommen waren, um zu erfahren, ob und wie die Politik nun über die Sanierung der Waldschule entscheiden würde.
Um es vorweg zu nehmen: die Politik hat entschieden. Die Waldschule wird saniert, in zwei Bauabschnitten. Dabei folgte das Gremium in Punkt eins dem Antrag der CDU. Die Christdemokraten fordern darin die von der Arbeitsgruppe Waldschule schon Ende Mai empfohlene Sanierungsvariante 7 „umgehend“ als ersten Bauabschnitt durchzuführen. Der Plan sieht bekanntlich einen Umbau im Bestand und eine Brandschutz-Sanierung für die Waldschulaula samt betroffener Räume und Treppenhäuser vor.
In Punkt zwei und drei stimmten die Ratsmitglieder für die Wünsche der Sozialdemokraten. So heißt es im SPD-Antrag: „1. Der zweite Bauabschnitt wird nach einem gemeinsam von Schule und Schulträger zu entwickelnden Raumbedarfsplan zu einem modernen, pädagogisch zeitgemäßen Klassenhaus weiterentwickelt. 2. Die gesamte Waldschule wird von einem unabhängigen Brandschutzprüfer nach den Erfordernissen des Baurechts überprüft und bewertet. Die Verwaltung legt der Politik das Ergebnis vor."
Der Beschlussempfehlung war eine mehr als 90-minütige Debatte mit zwei Sitzungsunterbrechungen vorausgegangen. Die Unterbrechungen waren nötig geworden, weil im Rahmen der Diskussion zunächst die SPD und dann die CDU-Fraktion Beratungsbedarf angemeldet hatten. Raus aus dem Saal, rein in den Saal. Ein auch für die Schwaneweder Politik recht seltener Sitzungsverlauf.
Ronald Grzeschick hatte in seiner Antragsbegründung deutlich gemacht, dass die CDU-Fraktion nicht bereit sei, die notwendige Sanierung der Waldschule noch weiter aufzuschieben. Arbeitsgruppe und Schulausschuss hätten sich auf die Variante 7 schon im Mai verständigt. „Seitdem sind fünf Monate vergangen und nichts ist passiert“, monierte der Christdemokrat. Man habe mit der Schule ein gutes Konzept erarbeitet, doch wenn man jetzt nicht beginne, würde der Umbau auch im übernächsten Schuljahr nicht fertig. Die SPD, die noch Mitte Oktober ein komplett neues Alternativkonzept zum geplanten Umbau der Waldschule vorgelegt hatte, forderte Grzeschick auf, zur Gemeinsamkeit zurückzukehren.
Diese Aussage rief Bürgermeister Harald Stehnken auf den Plan. „Was Sie gerade vorgetragen haben, überrascht mich jetzt“, sagte Stehnken in Richtung Grzeschick. Man habe doch einstimmig beschlossen, in diesem Jahr keine Entscheidung mehr zu treffen. Woraufhin die Grünen-Politikerin Dörte Gedat dem Bürgermeister entgegnete, von dieser Entscheidung wisse sie nichts.
Für die Sozialdemokraten ergriff anschließend Björn Herrmann das Wort. Auch der SPD ginge es um die bestmögliche Lösung für die Schule, betonte er, natürlich wollten auch die Sozialdemokraten eine Lösung gemeinschaftlich auf den Weg bringen. Zur Überraschung aller Anwesenden beantragte Herrmann dann eine Unterbrechung der Sitzung. Die SPD-Fraktion habe nicht genügend Vorlaufzeit gehabt, um den CDU-Antrag zu beraten, meinte Herrmann.
Nach weiteren Stellungnehmen des Linken-Politikers Arnold Neugebohrn („Wir müssen von der Schule her denken“), Dörte Gedats („Die Waldschule ist keine Schrottimmobilie“), des WG-Vertreters Udo Prinz („Wir können mit der Variante 7 leben“) und des CDU-Fraktionsvorsitzenden Karl-Gerd Brand („Wir weichen nicht von unserem Antrag ab“) unterbrach der Ratsvorsitzende Otto Bothmann (SPD) die Sitzung für 15 Minuten.
Waldschul-Leiter Eugen Kolodziej bezeichnete die Variante 7 als Minimalkonsens, der nicht das Ende bedeuten dürfe. Auch für Björn Herrmann und die SPD ist dies offenkundig nur ein erster Schritt auf dem Weg zur Komplettsanierung. „Wir stimmen der Variante 7 schweren Herzens zu“, verkündete Björn Herrmann nach der Pause in die Runde. Um dann seinerseits die oben genannten Forderungen seiner Fraktion zu formulieren.
Was nun die Christdemokraten veranlasste, eine Unterbrechung der Sitzung zu beantragen. Allerdings war diese Sitzungspause deutlich kürzer. Mit dem Ergebnis, dass sowohl Christ- als auch Sozialdemokraten für ihre Wunschformulierungen den Segen des Gremiums bekamen. Fakt ist unterm Strich: Die Waldschule wird in zwei Bauabschnitten saniert. Offen blieb an diesem Sitzungsabend, wie das Wort „umgehend“ im Beschluss definiert wird. Im Klartext: Niemand weiß, wann die Bagger anrollen.