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Haushaltsdebatte in Schwanewede Kontroverse um Schulausbau in Neuenkirchen

Der Gemeinderat Schwanewede hat den neuen Doppelhaushalt 2022/23 verabschiedet. Kontrovers wurde die Verschiebung des weiteren Ganztagsausbaus in Neuenkirchen diskutiert.
28.01.2022, 19:00 Uhr
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Kontroverse um Schulausbau in Neuenkirchen
Von Gabriela Keller

Schwanewede. Es bleibt dabei: Die Grundschule Neuenkirchen wird bis zum Jahr 2024 auf neue Differenzierungsräume und zusätzliche Lehrerarbeitsplätze warten müssen. Im jetzt vom Gemeinderat beschlossenen Doppelhaushalt für 2022/23 steht außer Planungsmitteln kein Geld für den weiteren Ganztagsausbau an der Schule bereit. Die Aufstockung des Verwaltungstraktes wird geschoben. Ein Antrag der Grünen-Fraktion, die im ursprünglichen Haushaltsentwurf vorgesehen 1,5 Millionen für die Baumaßnahme im Etat zu belassen, scheiterte im Rat.

Keine Streichungen

Das jetzt verabschiedete Zahlenwerk sieht einige Verschiebungen von Baumaßnahmen, auch an weiteren Schulen, vor. Das Investitionsvolumen des ersten Haushaltsentwurfes hatte die Verwaltung veranlasst, Baumaßnahmen noch mal auf den Prüfstand zu stellen und Prioritäten zu setzen. Zu einigen Investitionen sei die Gemeinde rechtlich verpflichtet, etwa im Kita-Bereich durch den Rechtsanspruch und im Bereich des Brandschutzes, sagte Bürgermeisterin Christina Jantz-Herrmann. Andere Ansätze wurden korrigiert, die Umsetzung von Investitionen geschoben. Für die Durchführung einiger Baumaßnahmen etwa wie an der Grundschule Neuenkirchen und für den Ganztagsausbau an der Wiesenschule in Beckedorf steht im neuen Haushalt jetzt kein Geld mehr zur Verfügung sondern frühestens 2024. "Es ist aber zu keinen Streichungen gekommen", betonte die Bürgermeisterin.

Darüber, was sich die Gemeinde leisten sollte und kann, wurde im Rat lange und auch kontrovers diskutiert. "Wir hätten uns gerne gewünscht, viel ambitionierter an bestimmte Projekte herangehen zu können, aber leider gibt es die finanzielle Situation der Gemeinde nicht her", meinte CDU-Fraktionschef Ronald Grzeschik. "Auch uns macht das Schieben keinen Spaß, aber die Erfüllung aller Wünsche ist im Moment ein Ding der Unmöglichkeit", sagt Björn Herrmann für die SPD. "Wir sind überzeugt, dass die Gemeinde mit diesem Haushalt im Bereich Bildung die Aufgaben erfüllen und im Bereich Feuerwehr damit viel aufholen kann", so der Fraktionsvorsitzende.

Kritik an Verschiebung

Das sahen die Grünen anders. "Wir wollen nicht nur das Nötigste zu dem wir gesetzlich verpflichtet sind", sagte Fraktionschefin Dörte Gedat. Sie kritisierte die Verschiebung von Baumaßnahmen an Schulen "Wir haben an Schulen nicht nur einen Investitions- sondern auch einen Modernisierungsstau." Gegen den Strich geht den Grünen vor allem, dass der Ganztagsausbau an der Grundschule Neuenkirchen erst 2024 fortgesetzt werden soll. "Das finden wir nicht richtig" sagte Gedat. Die Grundschule habe seinerzeit als erste in der Gemeinde den teilgebundenen Ganztag eingeführt. "Wir alle haben damals das Konzept bejaht, dann gehört es sich auch, dass wir die Umsetzung des Konzeptes positiv begleiten. Die Aufstockung des Verwaltungstraktes sollte in 2022 angegangen werden" forderte die Grüne. Damit erhalte die Schule die Differenzierungsräume, "die für das Konzept zwingend erforderlich sind."

Die Baumaßnahmen in Neuenkirchen zu verschieben "sei der absolute Wermutstropfen und nicht akzeptabel", meinte der Linke Arnold Neugebohrn. Er werde dem Haushalt deshalb nicht zustimmen. Bernhard Wendelken, Vorsitzender der Fraktion der Wählergemeinschaft, bedauerte zwar, dass Investitionen an Grundschulen und Kitas teilweise geschoben würden. "Die Verschiebung der Baumaßnahme in Neuenkirchen geht uns auch sehr nah." Andererseits sei es auch wichtig, den Kostenrahmen für die Gemeinde einzuhalten. "Wir können mit dem Haushalt leben", sagte Wendelken.

Der Antrag der Grünen, die Mittel für Ganztagsausbau in Neuenkirchen in der ursprünglichen Höhe wieder in den Haushalt einzustellen, wurde von der Mehrheit im Rat abgelehnt. Angenommen wurde ein gemeinsamer Änderungsantrag von CDU und SPD: Die Verwaltung soll prüfen, ob Fördermittel für die Differenzierungsräume in Neuenkirchen möglich sind und gegebenenfalls die Planungskosten von 200.000 Euro entsprechend reduzieren.

Weitere Einsparungen

Weitere angenommene Änderungsanträge von CDU/SPD sehen Einsparungen vor. Die größte für den Umbau der ehemaligen Kreissparkasse am Damm: Hier sind jetzt für 2022 Planungskosten von 100.000 Euro angesetzt (vorher 500.000) und in 2023 für erste Baumaßnahmen 100.000 Euro (vorher eine Million), dazu 750.000 Euro als Verpflichtungsermächtigung für den Doppelhaushalt 2024/25. Weitere Einsparungen betreffen die außerschulische Kinderbetreuung (neuer Ansatz: jährlich 100.000 Euro), den Ausbau der Straßenbeleuchtung (jährlich 25.000 statt 50.000 Euro), die Sanierung der Straßenbeleuchtung (jährlich 10.000 statt 50.000 Euro), die Planung der Neugestaltung der Ortsdurchfahrt L 134 in Schwanewede (50.000 statt 100.000) und die Erneuerung von Wirtschaftswegen (95.000 statt 125.000 Euro). Der geplante Zuwegung für die Heideschule wird gestrichen. Ebenso Beschattungsmaßnahmen am Rathaus, dafür stehen jetzt 20.000 Euro Planungsmittel für Fassaden- und Fensterdämmung im Haushalt. Mehr Geld soll es für den neuen Regenwasserkanal Bergstraße/Oberstraße geben (30.000 Euro für 2023). Für eine neue Drehleiter der Feuerwehr Schwanewede sind Planungskosten von 20.000 Euro eingestellt. Angenommen wurden zwei Anträge der Grünen-Fraktion. Für den Anbau von Differenzierungsräumen in der Kita Schwanenkinder sollen zunächst gestrichene 100.000 Euro wieder eingestellt werden, für einen geplanten Gedenkplatz an der Ostlandstraße einschließlich Sicherung einer ehemaligen Lagerbaracke jeweils 5000 Euro pro Haushaltsjahr. Ein Antrag der Grünen, 75.000 Euro pro Jahr für Klimaschutzmaßnahmen einzustellen, wurde abgelehnt.

Zur Sache

Der Haushalt in Zahlen

Der neue Doppelhaushalt sieht im Entwurf für den Ergebnishaushalt Einnahmen von rund 40,7 Millionen Euro für 2022 und 40,6 Millionen für 2023 vor. Dem stehen Ausgaben von rund 40,8 Millionen Euro (2022) beziehungsweise 41,7 Millionen Euro (2023) gegenüber. Im Jahresergebnis für 2022 bedeutet das ein Defizit von 80.900 Euro und für 2023 von 980.400 Euro.

Tatsächlich wird das Ergebnis nach Darstellung von Kämmerer Christian-Malte Klinz aber besser ausfallen, als es im Entwurf vom November 2021 noch steht. Vom Land gibt es mehr Schlüsselzuweisungen, auch mehr Geld vom Landkreis durch die Erhöhung der Platzpauschale der Jugendhilfevereinbarung. Außerdem sinken in einigen Bereichen die Aufwendungen, unter anderem muss Schwanewede weniger Kreisumlage zahlen als zunächst kalkuliert.

Das führt im Ergebnishaushalt nun zu einer Entlastung von 775.600 Euro in 2022 und 665.800 Euro in 2023 im Vergleich zum ursprünglichen Entwurf. Damit verbessert sich auch das Jahresgebnis: Der Kämmerer rechnet jetzt mit einem Plus von 674.700 für 2022, das Defizit für 2023 sinkt auf 334.600 Euro.

Auch die Zahlen im Finanzhaushalt werden sich noch verändern. Im Entwurf stehen Investitionen in Höhe von 15,1 Millionen für 2022 und 11,4 Millionen für 2023. Durch die von der Verwaltung vorgeschlagene Verschiebung von Baumaßnahmen und die jetzt zusätzlich vom Rat beschlossenen Änderungsanträge wird es auch hier zu Einsparungen kommen. Nach einer ersten Hochrechnung geht der Kämmerer nun von einem Investitionsvolumen von rund 10,6 Millionen Euro (2022) beziehungsweise rund zehn Millionen (2023) aus. Die voraussichtliche Neuverschuldung der Gemeinde beziffert Klinz für 2022 mit 5,4 Millionen und für 2023 mit 6,4 Millionen Euro.

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