Es gab Zeiten, da strahlte die Sonne vom Himmel, vor und hinter der Gaststätte an der Waldschmiede war kaum ein Sitzplatz zu ergattern. Lange Schlangen bildeten sich vor dem Schmiedemuseum, gleich gegenüber der Gaststätte. "Da waren gegen 14 Uhr auch schon mal 2000 Würstchen verkauft", erzählt Norbert Krause. Das waren allerdings Zeiten, als das Schmiedefest – so wie es Usus ist – am 1. Mai gefeiert wurde. Die Corona-Pandemie hat so manches verändert. Ausfallen lassen wollten der Vorsitzende des Fördervereins Beckedorfer Schmiedemuseum und seine Mitstreiter das Fest nicht noch einmal, schließlich wird der Verein in diesem Jahr 25 Jahre alt. So kam also ein weiterer Feiertag, der Tag der Deutschen Einheit, der 3. Oktober, ins Spiel – und ein kleines, zusätzliches Rahmenprogramm.
Neuheiten und Altbewährtes waren es auch, die trotz Nieselregen und stürmischen Böen die Besucher aufs abgesperrte Gelände lockten. Als Gradmesser für den Besucherstrom diente auch bei diesem Schmiedefest der eigens vom Förderverein aufgebaute Würstchenstand: Von "597 verkauften Stück" berichtete Norbert Krause zum gestrigen Ende so gegen 17 Uhr. In etwa so hoch sei auch die Besucherzahl gewesen.
Das Schmiedefest, es präsentierte sich einmal mehr als sonntägliche Anlaufstelle für Familien. "Das ist ein Beruf, den kennt meine Lehrerin noch nicht", befand unter anderem die achtjährige Thea. Ruckzuck hatte sie Schürze und Handschuhe an und Schutzbrille auf, um dann den Hammer zu schwingen und das glühende Stück Eisen zu bearbeiten, das ihr Kai Kutschera zuvor aus der mobilen Esse geholt und auf den Amboss gelegt hatte. "Wir wohnen gleich um die Ecke, in der Gaststätte haben wir Hochzeit gefeiert, und der Besuch des Schmiedefestes gehört für uns seit Jahren dazu", erzählte derweil Theas Mutter Margarete Kloppenborg, die mit Theas Vater Christian der Tochter zuschaute. "Sie wollte das unbedingt machen, schließlich sprechen sie in der Schule gerade über Berufe", berichtete Margarete Kloppenborg vom Wunsch ihrer Tochter. Die Kloppenborgs sind darüber hinaus davon überzeugt: "Man muss Kindern auch ein Bewusstsein fürs Handwerk mitgeben. Schließlich müssen nicht alle studieren." Die achtjährige Thea war mit sichtlicher Begeisterung dabei und hatte am Ende auch noch ein haptisches Erlebnis: ein selbst geschmiedetes Hufeisen.
Büsche, Sträucher und Gräser wechselten in der dem Schmiedefest angeschlossenen Pflanzenbörse den Besitzer, Vögelhäuschen an einem Stand, Socken, Pullover und weitere Wollutensilien im Zelt der Spinnrad-Damen ließen neben der Wetterlage keinen Zweifel aufkommen: der Sommer hat sich verabschiedet, es folgt die kalte Jahreszeit. Dennoch überwog norddeutsche Gelassenheit, schlenderten die Besucher von Zelt zu Zelt und ließen sich dort gezeigte Fertigkeiten erklären. Beispielsweise das Brettchenweben von Anne Loock aus Ritterhude. Eine Technik, die schon Wikinger nutzten, um ihre Kleidung mit entsprechend gewebten Borten zu verzieren. "Später im Mittelalter wurden für edle Damen so auch Seiden- oder Goldbordüren gewebt", erzählt Anne Loock, die dieses Handwerk ursprünglich auf Mittelaltermärkten präsentierte.
Bernd Rohlfs, der sich an diesem Tag die Zeltüberdachung mit Anne Loock teilte, gehört zum Förderverein Beckedorfer Schmiedemuseum, präsentiert üblicherweise das Schmiedehandwerk. "Doch hier sind genügend Schmiede", sagt er und übernahm so ein zusätzliches Handwerk, nämlich wie Pfeil und Bogen entstehen. Ein Zelt weiter waren Jan und Jana Schlange damit beschäftigt, zu spleißen, "das Verbinden eines Seils nur mithilfe des Seils", erklärte Jan Schlange die Tätigkeit und berichtete gleich noch über Berufsunterschiede des Spleißers, des Reepschlägers und des Seilers.
Norbert Krause war am Ende des Schmiedefestes zufrieden. Der Anbau ans Schmiedemuseum mit dem dort aufgebauten Lufthammer, "so können wir jetzt zu viert, statt vorher nur zu zweit Kurse anbieten", der neu entstandene Sanitärraum, "damit sind wir unabhängig von den Öffnungszeiten der Gaststätte", die Ausstellung und einiges mehr kam bei Besuchern gut an. Nur bei einer Sache musste Norbert Krause weiter vertrösten: "Für unsere Messerschmiedekurse haben wir eine Warteliste, die wird erst einmal abgearbeitet."