Die Landesstraßen 134 und 149 sind nach wie vor die Lärm-Hotspots in Schwanewede. Entlang der Autobahn 27 sind einzelne Wohngebäude sehr hoch belastet. Zu diesem Ergebnis kommen Gutachter im überarbeiteten Lärmaktionsplan für die Gemeinde. Carsten Kurz vom Büro Lärmkontor in Hamburg, der das Projekt leitet, hat den Entwurf am Mittwoch im Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz und Mobilität vorgestellt. In welchen Straßenabschnitten die Lärmpegel besonders hoch sind und welche Maßnahmen empfohlen werden – ein Überblick.
Wann muss ein Lärmaktionsplan erstellt werden?
Das Bundes-Immissionsschutzgesetz schreibt entsprechende Pläne, die alle fünf Jahr fortzuschreiben sind, unter anderem für Orte an Hauptverkehrsstraßen mit über drei Millionen Fahrzeugen im Jahr vor. Dem aktuellen Aktionsplan für Schwanewede liegen Daten einer Lärmkartierung von 2022 zugrunde, für die Verkehrszahlen aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 hochgerechnet wurden. Demnach wird an der A 27 sowie auf den zwei Landesstraßen in Schwanewede die Verkehrsmenge erreicht, die einen Lärmaktionsplan erfordert. Für die Autobahn zählte das Land 31.000 bis 36.000 Fahrzeuge am Tag, auf Abschnitten der L149 rund 13.600 bis 15.500 Fahrzeuge und an der L134 in Teilbereichen 8800. Zusätzlich nahm das Land Niedersachsen laut Kurz noch eine Kartierung für einen weniger stark befahrenen Streckenabschnitt der L149 im Bereich der Ortsdurchfahrt Brundorf vor.
Wie sind die Belastungen bewertet worden?
Betracht wurden ein 24-Stunden-Mittelungspegel und ein Nachtwert. Bei über 70 Dezibel (Mittelungspegel) und über 60 in der Nacht sprechen die Gutachter von einer sehr hohen Belastung. Bei diesen Werten sei eine Gesundheitsgefährdung anzunehmen, heißt es im Entwurf. 65 bis 70 Dezibel (Mittelungspegel) beziehungsweise 55 bis 60 (Nacht) werden als hohe Belastung eingestuft, bei 55 bis 65 Dezibel (Mittelungspegel) beziehungsweise 50 bis 55 Dezibel (Nacht) sprechen die Gutachter von einer Belastung/Belästigung. Die Lärmbelastungen an den kartierten Hauptverkehrsstraßen wurden für Menschen wie Wohngebäude berechnet.
Was ist das Ergebnis der Berechnung?
"In Schwanewede haben wir keine sehr hohen Belastungen durch den Straßenlärm für Anwohner", so Kurz. Aber 200 Menschen seien über den Tag beziehungsweise 300 in der Nacht hohen Lärmbelastungen ausgesetzt. Bei den berechneten Lärmpegeln an Wohngebäuden ergeben sich laut Gutachten die höchsten Belastungen an der L134 und L149 in der Ortsdurchfahrt Schwanewede. Schon in früheren Kartierungen waren diese Straßen als Lärm-Brennpunkte identifiziert worden. "Entlang dieser Straßen gibt es einige Gebäude, die sehr hoch und hoch belastet sind", sagte Kurz im Ausschuss. Punktuell würden nächtliche Lärmwerte von über 60 Dezibel auftreten. "Das kann in den Bereich der Gesundheitsgefährdung gehen." Hohe und sehr hohe Lärmbelastungen stellen die Gutachter zudem an Gebäuden in der Ortsdurchfahrt Brundorf fest. Die A 27 sei zwar kein Hotspot, so Kurz. Einzelne autobahnnahe Wohngebäude seien aber auch hier sehr hoch belastet. Im Aktionsplan wird explizit der Bereich Großer Kamp in Meyenburg genannt.
Wie lässt sich gegen den Verkehrslärm tun?
Projektleiter Carsten Kurz stellte die im Aktionsplan empfohlenen Maßnahmen vor. Für die L149 im Bereich der Straße Langenberg in Schwanewede schlagen die Gutachter außerorts einen lärmmindernden Asphalt vor. Für den Abschnitt zwischen der Kreuzung Hohenbuchener Alle und Heidkamp sollte eine Reduzierung der Geschwindigkeit von 50 auf 30 Stundenkilometer geprüft werden. Handlungsbedarf sehen sie auch bei der Ortsdurchfahrt Brundorf der L149, zwischen der Straße Zu den Wischen bis zur Überquerung der Blumenthaler Aue. Hier lautet die Empfehlung, das Tempo von 70 auf 50 zu senken. "Der Lärm würde sich dadurch um drei Dezibel reduzieren", so Kurz. Bei Tempo 50 würde zudem der vorhandene lärmmindernde Asphalt Wirkung zeigen, das bringe zusätzlich zwei bis drei Dezibel. Kurz sprach von einer "sehr effektiven Maßnahme".
Für die L134 im Straßenzug Heidkamp der Ortsdurchfahrt Schwanewede wird eine Geschwindigkeitsreduzierung von 50 auf 30 Stundenkilometer vorgeschlagen. Damit könne die Lärmbelastung um rund drei Dezibel gesenkt werden. Für belastete Gebäude an der A 27 sei eine Lärmsanierung zu prüfen. Als eine mögliche Maßnahme, um langfristig die Lärmbelastung zu senken, könnte die Gemeinde sogenannte Ruhige Gebiete festlegen, so Kurz. Vorhaben, die zu mehr Lärm führen würden, würden in entsprechend ausgewiesenen Gebieten dann schwierig. Dörte Gedat (Bündnis 90/Die Grünen) griff den Hinweis auf. Die Gemeinde solle prüfen, ob der Bereich der Schwaneweder Beeke und die Fläche des Standortübungsplatzes, die für den Naturschutz gesichert werden soll, als Ruhige Gebiete geeignet seien. Mit dieser Ergänzung stimmte der Ausschuss dem Entwurf des Lärmaktionsplanes einstimmig zu.