Rund 8,90 Meter lang, 2,50 Meter breit und 3,30 Meter hoch – allein mit seiner Größe macht das neue Löschfahrzeug der Ortswehr Schwanewede Eindruck. Der stellvertretende Ortsbrandmeister Kornelius Drewes spricht denn auch von der Königsklasse: "Das HLF 20 ist derzeit das größte seriengängige Feuerwehrfahrzeug, das es in Deutschland gibt."
Die inneren Werte des Hilfeleistungslöschgruppen-Fahrzeugs, das ein nach 30 Jahren ausrangiertes Tanklöschfahrzeug (TLF) ersetzt, zeigen sich, als Gerätewart Daniel Büttner die sieben Geräteräume öffnet. "Wir haben im neuen Fahrzeug im Vergleich zum alten ungefähr das Dreifache an Geräten". Das Tanklöschfahrzeug wurde für den Wassertransport bei Bränden eingesetzt. Das neue Löschfahrzeug kann noch mehr. "Es ist ausgerüstet für die Brandbekämpfung, technische Hilfeleistung und Gefahrgut-Unfälle. Mit diesem Fahrzeug können wir all' das machen, wofür wir früher zwei Fahrzeuge gebraucht hätten", erklärt Drewes.
Akku-betriebene Rettungstechnik
Worauf die Wehr bei der Ausstattung Wert legte: "Wir haben verstärkt darauf geachtet, dass wir mit weniger Personaleinsatz die gleiche Wirkung erzielen." So ersetzt neue Akku-betriebene Rettungstechnik die früheren Geräte, die über Verlängerungsschläuche erst an ein Stromgerät angeschlossen werden mussten. "Diese Aufbauarbeiten fallen weg, das spart Zeit und Personal." Und sorge auch für Sicherheit und Freiraum am Einsatzort, weil keine Verlängerungsschläuche mehr im Weg liegen.
Weitere Neuerungen, die Zeit und Personalaufwand sparen: In der Mannschaftskabine, in der sechs Feuerwehrleute der achtköpfigen Besatzung Platz haben, können sich vier Atemschutz-Geräteträger während der Fahrt ausrüsten. Im alten Fahrzeug gab es im Mannschaftsraum nur zwei Atemschutzgeräte, zwei andere im Heck konnten erst an der Einsatzstelle angelegt werden.
Bei Autobränden setzt die Feuerwehr Schaummittel ein, um ein Fahrzeug herunterzukühlen und Glutnester zu ersticken. Statt in mehreren Kanistern wird das Schaummittel nun in einem 120-Liter-Tank mitgeführt. Auch das spart beim Einsatz Zeit.
Diverse Extras
Das Fahrzeug ist mit diversen Extras ausgestattet. Von der Fahrerkabine können neben Blaulicht, Heckwarnsystem und Warnblinklicht zusätzlich Scheinwerfer an den Seitenspiegeln und die neue Umfeldbeleuchtung eingeschaltet werden. Weiße LED-Bänder über den Geräteräumen sorgen für mehr Sicherheit an der Einsatzstelle. In der Fahrerkabine gibt es zudem ein Einsatz-Navigationsgerät und ein Tablet, über das Rettungskarten für Fahrzeuge und Einsatzpläne für größere Gebäude von der Leitstelle abgerufen werden können. Büttner weist auf eine weitere Besonderheit hin: "Auf der Fahrerseite und in der Mannschaftskabine gibt es Airbag-Systeme." Im Mannschaftsraum außerdem einen Notfallrucksack mit einem automatischen externen Defibrillator.
Auch in den jeweils drei Geräteräumen auf jeder Längsseite gibt es einige Neuheiten. Dazu gehören ein tragbarer Wasserwerfer mit einer Leistung von 4000 Litern pro Minute, der am Brandort flexibel eingesetzt werden kann; ein tragbarer Akku-Lüfter zur gezielten Rauchentlüftung von Räumen; eine flexible Öl-Auffangwanne für den Einsatz bei Verkehrsunfällen; ein Felgen-Adaptersatz zum Anheben von Lkw-Rädern, um darunter liegende Personen zu bergen; ein D-Strahlrohr, das für kleinere Wassermengen bei Vegetationsbränden eingesetzt wird; Motor- und Kettensägen, mit denen sich Verbundwerkstoffe schneiden lassen.

Ein weißer Schwan mit drei züngelnden gelben Flammen zieht die Längsseiten des Fahrzeugs.
Der Geräteraum im Heck mit Feuerlöschpumpe, Schaummitteltank und –zumischanlage ist gleichzeitig eine Schalt- und Kontrollzentrale. Fahrzeugmotor, Umfeldbeleuchtung und Heckwarnsystem lassen sich von schalten, die Füllstände von Wasser- und Schaumtank sowie die Stromerzeugung überwachen und die Pumpen bedienen. Per Knopfdruck lässt sich ein Gestell vom Dach herunterfahren – bestückt mit Schiebeleiter, Steckleiter und vier Saugschläuchen. Die mobile Dacheinheit ist laut Büttner deutschlandweit noch sehr selten. Sie war Teil des Vorführfahrzeugs, das die Gemeinde Schwanewede für die Ortswehr erwarb und dann für deren Anforderungen umbauen ließ.
So viel innovative Technik kostet: 804.000 Euro inklusive Ingenieurleistungen hat die Gemeinde eigenen Angaben zufolge bezahlt, 850.000 Euro standen an Haushaltsmitteln bereit.