Die Gemeinde Schwanewede richtet in Neuenkirchen eine Sammelunterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine ein. Im Gewerbepark Weser-Geest, einst Kasernen-Standort, hat die Kommune dafür ein Gebäude angemietet. In einer ehemaligen Truppenunterkunft für Soldaten soll Platz geschaffen werden für 98 Menschen aus dem Kriegsgebiet.
Eigentümerin der Immobilie ist die Volksbank Schwanewede. "Wir haben das Objekt befristet für zwei Jahre von der Volksbank angemietet", erklärt Dieter von Bistram, der im Rathaus den Fachbereich Ordnung und Soziales leitet. Die politische Rückendeckung gab der Verwaltungsausschuss, der nicht-öffentlich tagt. Der dreistöckige Gebäudeblock wird jetzt für die künftigen Bewohner her- und eingerichtet.
Gebäude wird hergerichtet
Dieter von Bistram zählt auf, was gemacht wird: Zimmer werden mit Etagenbetten, Spinden, Tischen, Stühlen und Kühlschränken ausgestattet. Jede Etage erhält eine Pantryküche und ein Spielzimmer für die Kinderbetreuung. "Wir gehen davon aus, dass wir dort vor allem alleinreisende Frauen mit oder ohne Kinder unterbringen werden. Wir haben in Schwanewede eher selten Familien oder alleinstehende Männer aus der Ukraine", erklärt der Fachbereichsleiter. Die Zimmer bieten laut von Bistram Platz für zwei- bis vier Personen. Im Außenbereich werden vier Duschcontainer aufgestellt, auch ein Spielplatz ist vorgesehen.
DRK soll Betreiber werden
Die Gemeinde wird die Notunterkunft nicht selbst betreiben, sondern will dafür einen Partner ins Boot holen. Laut Dieter von Bistram hat die Kommune mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK), Kreisverband Osterholz gesprochen. "Das DRK hat signalisiert, dass sie das machen wollen." In einem nächsten Schritt werde die Gemeinde mit dem Kreisverband einen Vertrag schließen. Das DRK werde als künftiger Betreiber das Personal stellen. Von Bistram spricht von Hausmeister, Reinigungskräften, Sozialarbeitern, auch von Sicherheitskräften. Und auch davon, dass das Gelände der Unterkunft eingezäunt werden soll. Wie – "da befinden wir uns noch in der Abstimmung. Im Moment halten wir einen stabilen Bauzaun für sinnvoll."
Der Zeitplan sieht vor, dass die Notunterkunft zum 1. Juli bezugsfertig ist. An den Kosten werden sich laut Bistram neben dem Land Niedersachsen auch der Landkreis und die Gemeinde beteiligen. Schwanewede übernehme Miet- und Nebenkosten, der Kreis bezahle das Mobiliar, Instandsetzungsarbeiten und Reparaturen.
Private Wohnraumangebote
Für die kurzfristige Unterbringung von Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine flüchten, hat die Gemeinde außerdem fünf Hotelzimmer in der Ortschaft Schwanewede angemietet. Insgesamt zehn Personen können hier nach Angaben des Fachbereichsleiters unterkommen. Unterstützung bei der Suche nach Wohnungen für die Menschen, die vor den Angriffen von Putins Armee aus ihrem Heimatland flüchten, erfährt die Verwaltung auch von Schwaneweder Bürgern. "Private Wohnraumangebote für 60 bis 70 Personen stehen derzeit zur Verfügung", sagt Dieter von Bistram. Allerdings erhält die Gemeinde nach seinen Worten nicht mehr so viele Angebote wie zu Beginn des Ukraine-Krieges.
Stand Montag dieser Woche waren nach Angaben von Bistrams 145 Ukraine-Flüchtlinge in Schwanewede gemeldet. Allein seit Mitte April habe die Gemeinde im Rahmen der vom Land Niedersachsen vorgegebenen Aufnahmequote für den Landkreis Osterholz 88 Menschen aus dem Kriegsgebiet aufgenommen, acht weitere erwarte die Kommune in der letzten Maiwoche.
Wohncontainer im Gespräch
Im Rathaus stellt man sich auf weitere Zufluchtsuchende aus der Ukraine ein. "Wir überlegen, ein zweites Gebäude im Gewerbepark Weser-Geest von der Volksbank anzumieten oder Wohncontainer auf dem Gelände der ehemaligen Bundeswehr-Standortverwaltung in Schwanewede aufzustellen." Im ersten Fall würden laut von Bistram nochmals 98 Plätze dazu kommen, im Fall der Container wären es rund 100. Baurechtlich sei die Aufstellung der Blechkisten auf dem ehemaligen Gelände der Standortverwaltung möglich.
Container zu bekommen, sei allerdings nicht so einfach, sagt von Bistram. Auch andere Gemeinden setzen für die Unterbringung von Flüchtlingen auf die Kisten. Am Montag haben sich die politischen Fraktionen im Verwaltungsausschuss mit den beiden Optionen beschäftigt – und sich laut von Bistram weder für die eine noch die andere entschieden. Vielmehr soll die Verwaltung zunächst weitere Alternativen prüfen, sowohl Gebäude als auch mögliche Container-Standorte. Außerdem möchte die Politik wissen, wie schnell Container beschafft und aufgebaut werden können.