"Das Telefon stand am Donnerstag nicht still", sagt Dieter von Bistram. Am Mittwoch hatte die Gemeinde Schwanewede ihre Bürgerinnen und Bürger dazu aufgerufen, Wohnraum für mögliche Flüchtlinge aus der Ukraine zur Verfügung zu stellen. Am Donnerstagabend lagen nach Angaben von Bistrams 22 Angebote vor. Und es melden sich weiterhin Schwanewederinnen und Schwaneweder, die helfen wollen. "Auch am Freitag haben wieder Leute angerufen", weiß der Leiter des Fachbereiches Ordnung und Soziales.
Zimmer und Häuser
"Dass sich Bürger melden würden, damit hatten wir nach den Erfahrungen der Flüchtlingskrise 2015 schon gerechnet. Dass die Resonanz aber so groß sein würde, das ist eine positive Überraschung", sagt von Bistram. Die Palette der angeboten Unterkünfte ist seinen Worten zufolge breit gefächert, von einzelnen Zimmern über Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen hin zu Einfamilienhäusern und Doppelhaus-Hälften sei alles dabei. "Auch ein Zimmer für Mutter und Kind gehört dazu." Aus allen Ortschaften der Gemeinde seien Wohnraum-Angebote gekommen. Manche Unterkünfte stünden für zwei, drei oder vier Wochen, andere für zwei bis drei Monate zur Verfügung.
Wohncontainer eine Option
Die Gemeinde selbst prüft verschiedene weitere Unterbringungsmöglichkeiten "Wir schließen dabei aktuell nichts aus", sagt Bürgermeisterin Christina Jantz-Herrmann. Die Aufstellung von Wohncontainern ist nach ihren Worten "grundsätzlich eine Möglichkeit". Laut Dieter von Bistram erstellt die Verwaltung derzeit eine Übersicht infrage kommender Quartiere. Der Fachbereichsleiter zählt auf, was die Kommune dabei im Blick hat: ehemalige Truppenunterkünfte im Gewerbepark Weser-Geest, gemeindeeigene Immobilien wie Dorfgemeinschaftshäuser und Sporthallen, Pensionen, Hotels, Motels, privat angebotene Ferienwohnungen oder in Meyenburg das Freizeitheim der Kirchengemeinde. Für die Aufstellung von Wohncontainern werden nach seinen Angaben Freiflächen in Gewerbegebieten, auf Sportplätzen und anderen gemeindeeigenen Grundstücken geprüft, "aber auch freie Grundstücke in Privatbesitz".
Die Umnutzung von Sporthallen und Sportflächen müsste laut von Bistram vom Landkreis genehmigt werden. Ebenso wie Flüchtlingsunterkünfte in Gewerbegebieten, die der Kreis bislang ablehnt. Bei einem Treffen am Mittwoch mit Bürgermeistern und anderen Hauptverwaltungsbeamten der Gemeinden habe der Landkreis aber signalisiert, "eventuelle Erleichterungen für die Kommunen bei der Unterbringung von Flüchtlingen zu schaffen."
Lützow-Kaserne kommt nicht infrage
Auf der Liste möglicher Quartiere stehen von Bistram zufolge auch zwei ehemalige Feldwebel-Häuser der früheren Lützow-Kaserne. "Da sind wir im Austausch mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben". Die leer stehende Kaserne selbst gehört hingegen nicht zu den Objekten, die geprüft werden. "Für die Gemeinde ist die Kaserne für die Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine im Moment kein Thema", sagt Dieter von Bistram. Er nennt mehrere Gründe. Viele Gebäude seien beschädigt, die technische Infrastruktur sei nicht mehr funktionstüchtig. "Wasserleitungen sind nicht mehr intakt, die abgestellte Heizungsanlage kann nicht so einfach wieder hochgefahren werden." Zudem sei das Areal "zu groß". Die Gemeinde wisse zwar noch nicht, wie viele Ukrainer nach Schwanewede kommen und ob überhaupt. "Wir rechnen aber auch nicht mit 200."
Paten für Flüchtlinge
Die Flüchtlinge bekommen von der Gemeinde nicht nur eine Unterkunft gestellt. "Sie erhalten von uns auch eine Erstausstattung mit Kleidung, Bettwäsche und Geschirr", erklärt der Fachbereichsleiter Ordnung und Soziales. In Kontakt steht die Verwaltung mit der ökumenischen Initiative in Schwanewede. "Wie schon 2015 wollen wir gemeinsam nach Paten suchen, die sich der Flüchtlinge aus der Ukraine annehmen, sie zum Beispiel bei Behördengängen oder zum Arztbesuch begleiten", so Dieter von Bistram. Eine weitere Überlegung sei, eine zentrale Sammelstelle für Sachspenden einzurichten.
Private Kontakte
Ob sich bereits Flüchtlinge aus der Ukraine über private Kontakte in Schwanewede aufhalten, Zuflucht bei Verwandten, Freunden oder Bekannten gefunden haben, "darüber haben wir keine Kenntnis", sagt der leitende Verwaltungsmitarbeiter. "Bei der Gemeinde hat sich noch keiner gemeldet. Wir gehen davon aus, dass bislang noch keine Familien angekommen sind." Eine Meldepflicht bestehe aber auch erst ab dem 91. Tag des Aufenthaltes. Nach Angaben des Landkreises Osterholz können ukrainische Staatsangehörige bis zu 90 Tage visafrei zu Besuchszwecken nach Deutschland einreisen.