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Ausstellung in Schwanewede Demokratie stärken gegen Rechtsextremismus

Eine Ausstellung in der Waldschule Schwanewede widmet sich dem Thema, wie Demokratie gestärkt und Rechtsextremismus bekämpft werden kann.
26.01.2023, 08:00 Uhr
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Von Christian Pfeiff/cp

„Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen“ lautet ein speziell auf Schulen ausgerichtetes Wanderausstellungsangebot der Friedrich-Ebert-Stiftung, das bereits vor drei Jahren an der Waldschule Schwanewede zu sehen war. Zu Wochenbeginn wurde in der roten Aula der Waldschule nun die zweite Auflage eröffnet.

„Die Ausstellung wurde in der Zwischenzeit überarbeitet und modernisiert. Da der Kontakt zu Anke Harms von der Friedrich-Ebert-Stiftung noch bestand, habe ich unsere Schule erneut als Ausstellungsstandort beworben – und es hat geklappt“, berichtet die Fachbereichsleiterin für Politik und Gesellschaft, Daniela Cilingir.

Zur Eröffnung reiste neben Anke Harms auch der SPD-Landtagsabgeordnete Oliver Lottke in die Waldschule, um das demokratische Engagement zu würdigen. „Demokratie ist auch ein fortwährender Gestaltungsprozess. Beteiligt euch daran und sorgt auf diese Weise dafür, dass hier alles so wird, wie ihr es euch vorstellt“, ermunterte Lottke die anwesenden Schüler und Lehrkräfte zur demokratischen Teilhabe.

Das Ausstellungsprojekt soll hierfür neben Informationen die entsprechende Anregungen bieten: „Das Projekt selbst stammt zwar von der Friedrich-Ebert-Stiftung, die Vermittlung der Inhalte erfolgt jedoch von Schülerinnen und Schülern“, erklärt Cilingir.

Schüler führen durch Ausstellung

Wie bereits 2019 ließen sich für diese neue Ausstellung abermals insgesamt elf Schülerinnen und Schüler im Alter von 17 bis 19 Jahren von Stiftungsmitarbeitern im Rahmen eines vierstündigen Workshops zu „Ausstellungsscouts“ ausbilden, um die so vertieften Erkenntnisse anschließend selbst an Mitschüler und Klassenverbände weiterzuvermitteln.

„Im Rahmen dieses Workshops wurden unsere freiwilligen Scouts so ausgebildet, dass sie in der Lage sind, selbst durch diese Ausstellung zu führen. Bis zum 10. Februar wird die Ausstellung hier bei uns zu sehen sein. In diesem Zeitraum können Klassen ab dem neunten Jahrgang entsprechende Ausstellungsführungen buchen, die dann von jeweils zwei oder drei unserer Scouts entsprechend durchgeführt werden“.

Auf diese Weise wolle die Waldschule einen „Beitrag leisten, um Demokratie zu stärken, Rechtsextremismus zu bekämpfen und das Thema präsent zu halten“, so die Fachbereichsleiterin. Dass das Thema nach wie vor hohe gesellschaftliche Relevanz besitzt und eine erstarkende Gefahr für die Demokratie darstellt, steht für die Verantwortlichen außer Frage. Bei der Eröffnung wurde wiederholt mahnend hingewiesen auf den Anschlag auf eine Synagoge in Halle im Jahr 2019, den rechtsextrem motivierten Terroranschlag in Hanau im Februar 2020, den Mord an dem CDU-Politiker Walter Lübcke im Jahr 2019 sowie die sogenannte „Reichsbürger-Razzia“ im vergangenen Dezember.

Zu den freiwilligen Scouts zählt unter anderem Schülersprecherin Laura Wunram. „Es wird häufig behauptet, dass heutige Jugendliche kein Interesse an Politik und demokratischen Prozessen hätten. Dem ist jedoch absolut nicht so“, meint Wunram und verweist neben zahlreichen schulinternen demokratiestärkenden Projekten, die sie als jahrelanges Mitglied der Schülervertretung mit angestoßen habe, auch auf die erfolgreiche Konzeption des Schwaneweder Jugendparlaments.

„Wir wollen uns dafür einsetzen, dass Demokratie sozusagen auch vom Unterbau, beginnend in der Schule, geschützt und gestärkt wird“, bekräftigt Lasse Hövermann, der ebenfalls zu den freiwilligen Ausstellungsscouts gehört.

Als probate, demokratiestärkende Maßnahmen im Alltag benennt Wunram: „miteinander im Dialog bleiben“; Fachbereichsleiterin Cilingir ergänzt: „Die sachliche Auseinandersetzung in Form kritischer Diskussionen ist ein zentraler Aspekt der Demokratie“.

Diskussionen in den Klassen

Für kritische Diskurse innerhalb der Klassenverbände könnte die Ausstellung mit ihren bewusst knapp gehaltenen Aussagen in den kommenden Wochen durchaus Anreize bieten, wie sich bereits bei der Eröffnung am Beispiel der Definition des Gewaltbegriffs zeigte. „Gewalt beginnt bereits dort, wo sich eine Person verletzt fühlt. Dies muss keine körperliche Gewalt sein“ – diese  Aussage stellt einen Mitschüler nur bedingt zufrieden: „Wenn ich beispielsweise über einen Mitschüler sage, dass dieser klein sei, verletzt ihn das wahrscheinlich auch – ist das bereits 'rechts'?“ lautet die entsprechende Rückfrage. Auch weitere knappe Aussagen wie etwa die Kritik an dem simplifizierten Weltbild der Rechten.  „Wir da unten gegen die da oben“ bieten  Anlass zu lebhaften Diskursen innerhalb der Klassenverbände.

Somit informieren Ausstellung und Ausstellungsscouts nicht nur über Wesen und gewandelte Erkennungsmerkmale des Rechtsextremismus und seiner derzeit wachsenden Anhängerschaft, sondern bieten bisweilen auch durchaus Anlass für kontroverse Diskussionen innerhalb der Klassenverbände, was im Sinne der Projektinitiatoren liegen dürfte: Schließlich handelt es sich bei solchen Meinungsaustauschen doch letztlich um praktizierte Demokratie.

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