Er ist winzig, gerade mal zehn bis 28 Millimeter groß, doch er kann immensen Schaden anrichten: der Holzbock. Die Larven des Käfers fressen sich durch Holz und können es vollkommen zerstören. Der unerwünschte Untermieter hatte sich im Gebälk der alten Wassermühle in Meyenburg eingenistet. Nun sind Fachleute dem Schädling zu Leibe gerückt.
Der Befall sei schon im vergangenen Jahr entdeckt worden, sagt Gerd Arfmann-Knübel vom Arbeitskreis für Dorfverschönerung und Heimatpflege Meyenburg (AKM). Der Verein nutzt und kümmert sich um die Mühle, die dem Landkreis Osterholz gehört. Ein Gutachter habe die Eichenbalken der Mühle untersucht und festgestellt, dass die Balken im vorderen, unbeheizten Teil in allen drei Stockwerken befallen waren. In diesem Bereich befindet sich unter anderem die Mühlentechnik. Der hintere, beheizte Teil mit dem Versammlungsraum im Erdgeschoss, Küche und Sanitäranlagen im Untergeschoss und dem Archivraum im Dachgeschoss sei nicht betroffen gewesen.

Das Mahlgetriebe in der Wassermühle Meyenburg
Eine vom Landkreis beauftragte Fachfirma aus Lippstadt bekämpfte den Holzbock mit einem Heißluftverfahren. Dazu wurde die Wassermühle an den befallenen Seiten mit Isoliermaterial eingepackt. "Mit zwei mobilen Dieselheizungen ist ein heißer Luftstrom erzeugt worden, der über ein Schlauchsystem im Inneren und an den eingepackten Außenwänden an das Eichenholz gebracht wurde", berichtet Gerd Arfmann-Knübel. In fünf Tagen wurden die befallenen Balken auf über 55 Grad aufgeheizt, mit Sonden in der Balkenmitte wurde die Temperatur gemessen. Die Hitze zerstört das Eiweiß der Larven, die daraufhin absterben.
"Die Behandlung wurde erfolgreich abgeschlossen", stellt Gerd Arfmann-Knübel fest, der seit 2022 zusammen mit Jörg Wiesberg die Doppelspitze des Arbeitskreises Meyenburg bildet. Den beiden ersten Vorsitzenden steht Dieter Roniger als zweiter Vorsitzender zur Seite, Kassenwartin Kristina Henke-Kopischke und die in der jüngsten Mitgliederversammlung im Februar gewählte neue Schriftführerin Amena Barsa-Mobayed komplettieren das Vorstandsteam.
Der Verein mit seinen aktuell 155 Mitgliedern hat in den nächsten Wochen noch einiges in der Mühle vor. Im Gebäude, das 1856 errichtet wurde, stehen Renovierungsarbeiten an. Hier und da soll auch ein bisschen umgeräumt werden. Und dann sind da laut Arfmann-Knübel die Risse im Fundament und im Gemäuer, die dem Verein Sorgen machen. "Die Rissbildung ist erst mit den Schäden an der Mühlenbrücke aufgetreten", sieht der Verein einen Zusammenhang.

Die Wassermühle Meyenburg mit der maroden Holzbrücke.
Das Problem bei der Brücke, die der Gemeinde Schwanewede gehört: Die Schrauben, die den maroden Holzbohlen-Belag mit den Stahlträgern verbinden, haben sich gelockert. Dadurch rumpelt die Brücke, wenn Fahrzeuge drüberfahren (wir berichteten). Im Verein gehen sie davon aus, dass nicht nur die Risse am Mühlengebäude, sondern auch die mittlerweile behobenen Lagerschäden am Mühlenrad auf die Erschütterungen zurückzuführen sind. Inzwischen ist die Brücke für Fahrzeuge gesperrt. Die Gemeinde arbeitet an einer Sanierungslösung.
"Wir haben die Risse an der Mühle erst mal mit Gips belegt, um zu sehen, ob sie weiter reißen oder nicht. Im Moment ist es stabil, aber es fahren ja derzeit auch keine Autos über die Brücke", sagt Arfmann-Knübel. Und was das wieder funktionstüchtige Mühlenrad angeht: "Das lassen wir wegen der Fundamentschäden noch nicht durchgängig drehen."
Der 1968 gegründete Arbeitskreis Meyenburg engagiert sich in vielfältiger Weise für das Dorf im Norden der Gemeinde Schwanewede. Neben dem Erhalt des historischen Mühlenanwesens kümmert er sich unter anderem um die Pflege von Wanderwegen und Rastplätzen und hat einen offenen Bücherschrank aufgestellt. Und er richtet mit dem Tanz in den Mai im Dorphuus und dem Mühlenfest mit Gottesdienst am Pfingstmontag traditionell zwei Großveranstaltungen aus. Aktuell bereitet der Verein eine Dauerausstellung im Landhaus Meyenburg mit Bildern der Malerin Elisabeth Noltenius (1888 bis 1964) vor, die viele Jahre in Meyenburg lebte und arbeitete. Die Eröffnung ist für den Herbst geplant. Dann will der Verein auch seine Vortragsreihe "Bi us in de Möhl" wieder aufnehmen.