Erst sollten es zwei Mehrfamilienhäuser werden. Ein Biotop auf der geplanten Baufläche durchkreuzte die Pläne. Nun hat der Investor für ein Grundstück an der Ostlandstraße einen neuen Entwurf vorgelegt: für ein Haus, das Biotop vor Ort soll in Teilen erhalten bleiben. Der Ortsrat hat die geänderte Planung am Dienstagabend auf den Weg gebracht – aber nicht allen Fraktionen gefällt sie.
Die neue Planung auf dem Grundstück gegenüber der Heideschule, zwischen dem ehemaligen Militärpfarrhaus und dem evangelischen Gemeindehaus, sieht ein Mehrfamilienhaus mit drei Vollgeschossen und einer um zwei auf 14 Meter reduzierten Firsthöhe vor. 35 Prozent der Grundstücksfläche darf überbaut werden. Zur Straße hin soll das Gebäude 22 Meter Abstand halten, vor dem Haus sind Parkplätze geplant.
Das geschützte Biotop im Plangebiet, eine 360 Quadratmeter große Fläche mit Besenheide und zwei Heide-Wachholderbäumen, würde teilweise erhalten bleiben. Rund 70 Quadratmeter müssten der Bebauung weichen. Laut einer Vorgabe des Landkreises Osterholz ist dafür doppelt so viel, 140 Quadratmeter, Ersatz an anderer Stelle zu schaffen. Als Ausgleichsfläche stehen gemeindeeigene Grundstücke an zwei Standorten in Meyenburg zur Wahl.
Die Meinung im Ortsrat zur geänderten Planung war geteilt. SPD und CDU befürworteten den neuen Entwurf. "Das Gelände eignet sich hervorragend für einen Geschoss-Wohnungsbau", meinte Ronald Grzeschik (CDU). Bus, Schule und Kindergarten seien in unmittelbarer Nähe. "Wir hätten es allerdings besser gefunden, wenn das Gebäude näher an die Straße gerückt wäre und die Parkplätze in den hinteren Bereich verlegt worden wären." Für die CDU war das indes kein Grund, die neue Planung abzulehnen. Dem geänderten Entwurf sollte zugestimmt werden, beantragte Ronald Grzeschik. Zufrieden zeigte sich auch die SPD. "Die Gebäudehöhe ist durch das geplante Flachdach jetzt reduziert, das Biotop bleibt in großen Teilen erhalten, der kleinere Rest wird ausgeglichen", meinte Martin Grasekamp. Die SPD wolle den Baufortschritt nicht verhindern.
Kritik kam von den kleineren Fraktionen. "Die geplante Bebauung ist nach wie vor viel zu hoch, sie passt nicht ins Ortsbild", meinte Brigitte Aschemann (Wählergemeinschaft). Auch das Biotop sollte vor Ort vollständig für den Insektenschutz erhalten bleiben. Sie beantragte deshalb, das Bauvorhaben zu stoppen, um die Planung entsprechend zu ändern.
"Wir lehnen eine Bebauung nicht ab, aber die Art, wie hier gebaut werden soll", sagte Dörte Gedat (Bündnis 90/die Grünen). Auch die Grünen wollen keinen Quadratmeter Biotop an der Ostlandstraße opfern. "Wir haben hier mitten im Ort diese wertvolle Fläche, die im Rahmen eines Biotop-Verbundsystems ein wichtiger Trittstein für Bienen und andere Insekten ist. Es geht nicht an, Sonntagsreden über den Artenschutz zu schwingen, aber wenn es Ernst wird, zu sagen: Es kommt ja nur ein bisschen weg", meinte die Grüne. Die geschützte Heidefläche müsste laut Dörte Gedat gar nicht angetastet werden, wenn das Wohnhaus näher an die Straße rücken würde. "Dann könnte das Biotop erhalten bleiben." Das erhob sie zusammen mit der Forderung, die Parkplätze zu reduzieren, zum Antrag.
Bei der anschließenden Abstimmung konnten sich weder die Grünen noch die Wählergemeinschaft mit ihren Anträgen durchsetzten. Die Mehrheit von SPD und CDU stimmte dem geänderten Entwurf zu. Er soll öffentlich ausgelegt werden, Behörden und Träger öffentlicher Belange sollen dazu Stellung nehmen können. Der Beschluss sieht außerdem vor, dass die Verwaltung beim Landkreis Osterholz eine Ausnahmegenehmigung beantragt, damit ein Teil des Biotops überplant werden kann. Die Entwicklung der Ausgleichsfläche in Meyenburg soll die Gemeinde in einem städtebaulichen Vertrag mit dem Investor regeln.