Bornreihe. Der SV Blau-Weiß Bornreihe hat das Topspiel der Landesliga Lüneburg für sich entschieden. Dieser nüchternen Einordnung ging ein berauschendes Fußballspiel voraus, das die rund 300 Zuschauer in seinen Bann zog und vor allem im zweiten Durchgang zu einer Achterbahnfahrt der Emotionen wurde. Mit dem besseren Ende für die Mannschaft der Trainer Frank Meyer und Nils Gresens. Mit 4:3 (1:1) behielten die Gäste die Oberhand und sind damit als einziges Team noch verlustpunktfrei.
Der fünfte Sieg im fünften Spiel war ein spektakulärer, aber aus Sicht von Gresens und Meyer vor allem eins: ein verdienter. „Wir waren die ganze Zeit die bessere Mannschaft“, hielten die beiden Trainer unisono fest, während ihre Spieler ein paar Meter weiter ihren Triumph laut und ausgelassen feierten. Die deutlich stärkere Elf waren die „Moorteufel“ vor allem im ersten Durchgang gewesen. Sie legten furios los, Verden bekam zunächst überhaupt keinen Zugriff. Bornreihe spielte schnell und schnörkellos, selbst mit fünf Akteuren auf der letzten Linie kamen die Gastgeber nicht richtig in die Zweikämpfe, weil die „Moorteufel“ unglaublich variabel agierten, viel rochierten und aus dem Mittelfeld immer wieder gefährliche Tiefenläufe starteten.
Frühe Chancen, dann belohnt Bähr Bornreihe
So kam Bornreihe in den ersten sieben Minuten bereits zu drei gefährlichen Abschlüssen. Zweimal Justin Dähnenkamp und einmal Vinzenz van Koll verpassten jedoch die frühe Führung. Die „Moorteufel“ waren deutlich besser im Spiel, arbeiteten auch defensiv zunächst seriös und aufmerksam. Ganz aus dem Spiel nehmen ließ sich die Verdener Offensive allerdings nicht, das deutete Jonas Austermann mit einem Schuss an den Außenpfosten nachdrücklich an (21.). Allerdings waren Gelegenheiten wie diese aufseiten der Domstädter die Ausnahme. Bornreihe hatte viel Kontrolle und antwortete mit dem nächsten Hochkaräter, als Philip Bähr nach einem Zuspiel von da Rocha Nunes mit seinem Abschluss an Luis Saul hängen blieb (25.). Die Bornreiher Führung war überfällig – und kurz darauf fiel sie auch.
Fabian Linne schaltete sich links nach vorn ein, spielte einen Doppelpass mit Justin Dähnenkamp und flankte in Richtung des zweiten Pfostens, wohin sich Bähr abgesetzt hatte, und diese Gelegenheit ließ sich der erfahrene Stürmer nicht entgehen (29.). Bornreihe lag vorn. Der Lohn für eine ganz starke erste halbe Stunde, die an den Auftritt beim Auftaktspiel in Hagen erinnerte. „Jetzt war es aber noch ein bisschen besser, weil wir auch zu Chancen gekommen sind“, fand Gresens. Hätten seiner Bornreiher diese Chancen besser genutzt, dann hätten sie zur Pause recht komfortabel geführt. Stattdessen meldeten sich die Gastgeber zurück und glichen durch Jan-Ole Müller aus (45.). Abgezeichnet hatte sich der Treffer nicht, auch wenn Verden zuvor besser in die Partie gekommen war. „Aber wenn du von acht Chancen nur eine machst, ist das zu wenig“, sagte Gresens mit Blick auf die zahlreichen Gelegenheiten der eigenen Elf. Noch vor der Pause kam die wohl größte noch hinzu, als die Gäste gleich viermal nicht an Verdens Jascha Tiemann vorbei kamen (45.+2).
Und es waren wohl nicht wenige, denen die Fußballweisheit, dass derjenige, der seine Chancen nicht nutzt, dafür bestraft wird, in den Kopf schoss, als Jonas Austermann kurz nach dem Seitenwechsel das Spiel drehte (48.). Wenig geschockt ob des Rückstands waren jedoch Frank Meyer und Nils Gresens. „Wir haben im Moment ein gesundes Selbstvertrauen, sodass uns ein Gegentor nicht aus der Bahn wirft. Deshalb sind wir ruhig geblieben“, sagte Meyer und fügte an: „Und wir haben uns ja auch nicht getäuscht.“ Denn Bornreihe gab die perfekte Antwort in einer nun atemlosen Partie. Zunächst gelang Vinzenz van Koll im Anschluss an eine kurz ausgeführte Ecke der Ausgleich (50.), dann verlieh Loris Menger der Partie nach überragendem Zuspiel von Ricardo Marafona da Costa die nächste Wendung (53.). Doch auch Verdens Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Thomas Celik glich zum 3:3 aus (60.). Der Treffer war umstritten: Zunächst hatten die Domstädter ein Handspiel der Gäste gefordert, kurz darauf kam Marafona da Costa nach einem Zweikampf zu Fall, erhielt aber keinen Freistoß. Während er am Boden lag, fand eine Flanke den Torschützen. Das Spitzenspiel hielt all das, was es an Dramatik und Spektakel im Vorfeld versprochen hatte – und sogar noch ein bisschen mehr.
Beide Teams belauerten sich nun, agierten wieder etwas gefestigter und warteten auf die entscheidende Situation. Die leitete Simon Küstner ein, der einen Verdener Angriff nicht nur bereinigte, sondern mit seinem Zuspiel nach vorn auch noch Justin Dähnenkamp fand, der auf und davon war und seine „Moorteufel“ zum vierten Mal jubeln ließ (76.). Die Gastgeber fanden darauf keine Antwort mehr. Stattdessen verpasste Joker Denis Chinaka auf der anderen Seite die endgültige Entscheidung (84.). Doch auch ohne das fünfte Tor durften die Gäste feiern – den Sieg im Topspiel, die Tabellenführung und die gelungene Generalprobe fürs Derby gegen Hambergen am Freitag.