Plötzlich war sie da, die Riesenchance zum Ausgleich: Irgendwie gelangte das Leder nochmal hoch in den Strafraum, Loris Menger warf sich in den Ball – und traf den Pfosten. Die Szene war aber noch nicht vorbei: Der Abpraller landete vor den Füßen von Jonas Dieckmann, der praktisch nur noch einschieben musste, dann aber den auf der Linie stehenden Patrick Brouwer anschoss. Dann war Schluss: Der FC Hagen/Uthlede gewann das Fußball-Landesliga-Derby beim SV Blau-Weiß Bornreihe mit 2:1 (1:0).
Die Szene wirkte nach. Beide Trainer, sowohl Sven de Vries aufseiten der Bornreiher als auch sein Gegenüber Joshua von Glahn, kamen nach der Partie sofort auf diese Szene zu sprechen. "Da bin ich für ein paar Sekunden noch einmal ordentlich ins Schwitzen gekommen. Und ich glaube, Patrick Brouwer hat sich damit als neuer Torwart beworben, so gut wie er den Schuss geblockt hat", so von Glahn. De Vries war weniger zu Scherzen aufgelegt. "Die Szene war einfach sinnbildlich für das ganze Spiel. Ich glaube, ein Unentschieden wäre das gerechtere Ergebnis gewesen."
Gemessen an der zweiten Halbzeit hätten das wohl auch die knapp 500 Zuschauer im Teufelsmoor unterschrieben. Denn da machten die Bornreiher den deutlich wacheren und besseren Eindruck als die Gäste aus Hagen. Und auch von Glahn merkte an: "In den zweiten Durchgang sind wir nicht so gut reingekommen. Wir haben quasi zwei verschiedene Halbzeiten gezeigt." Denn zur Wahrheit gehörte aus Sicht der "Moorteufel" auch: Dass die Hagener nicht schon zur Pause deutlicher in Führung lagen, war dem verschwenderischen Umgang mit ihren Torchancen geschuldet.
Für den ersten Treffer der Partie sorgte Finn-Niklas Klaus nach gerade einmal neun Minuten: Ein Fehlpass im Spielaufbau der Bornreiher landete bei Julian Deppe, der schnell schaltete und Klaus auf die Reise schickte. Der blieb vor Martin Küstner im Tor der "Moorteufel" ganz cool und schob zum 1:0 ein. Klaus hatte auch die beste Möglichkeit, auf 2:0 zu erhöhen. Nach einem Freistoß ging sein Kopfball knapp am Tor vorbei (28.). Shaun Minns´ Versuch landete über dem Kasten (16.), David Subasic legte sich den Ball zu weit vor (23.) und einmal machten es die Hagener im Bornreiher Strafraum zu kompliziert und brachten eine schöne Kombination nicht zum Abschluss (24.). Auf der anderen Seite hatten die Bornreiher durch David Dere nur eine nennenswerte Torchance: Fünf Minuten vor der Pause tauchte der Stürmer frei vor dem Hagener Tor auf, setzte den Ball aber deutlich drüber.
Nach dem Seitenwechsel waren es die Hausherren, die besser aus der Kabine kamen. In der 48. Minute war es wieder Dere, der von Leandro Almeida bedient wurde, aber in Hagens Keeper Julian Heubach seinen Meister fand. Nach einer Stunde versuchte es Almeida volley aus der Distanz, schoss aber daneben.
Weitere acht Minuten später belohnten sich die "Moorteufel" für ihren Aufwand: Nach einer Ecke scheiterte Kapitän Hendrik Lütjen zunächst per Kopf, den Abpraller drückte Jan-Fabian Buchcik im Nachsetzen zum umjubelten Ausgleich über die Linie. Zu diesem Zeitpunkt durchaus verdient, denn von den Gästen kam offensiv in Halbzeit zwei bis dahin nicht viel.
Klaus erlöst den FC Hagen spät
Lange sah es in der Folge danach aus, als würden beide Mannschaften sich die Punkte teilen. Unverdient wäre das gemessen am Spielverlauf auch nicht gewesen, wäre da nicht diese eine Offensivaktion der Gäste gewesen: Nach einem Ballverlust im Mittelfeld gelangte der Ball zu Finn-Niklas Klaus, der sich bis zum Strafraum durchtankte, den Abschluss suchte – und traf. Völlige Ekstase auf der Bank der Grün-Schwarzen, die geschlossen auf den Platz lief, um mit Klaus zu feiern- Lange Gesichter dagegen bei den "Moorteufeln".
Aufgegeben hatten die Hausherren das Unentschieden allerdings noch nicht. Ein letztes Mal bäumte sich der SV Blau-Weiß Bornreihe auf und versuchte, über lange Bälle in die Spitze noch eine Torchance zu bekommen. Und diese Chance sollten sie bekommen. Nur wenige Sekunden nach Dieckmanns Fehlschuss war dann Schluss – und die Hausherren sanken kollektiv zu Boden.