In Worpswede steht ein musikalischer Geburtstag an: Das Team der Music Hall feiert in diesem Jahr das 30-jährige Bestehen der Veranstaltungsstätte. Zelebriert werden soll dies mit einem großen Geburtstagsfest am 10. August. Einer, der die Anfänge des Worpsweder Clubs miterlebt hat, ist Christoph Bayer. Das Gründungsmitglied erinnert sich gerne an legendäre Musikabende, Herausforderungen beim Booking der Künstler und die Entwicklung vom Dorfsaal zur Kultstätte. „Ja, das sind zweifelsohne Erinnerungen, die für immer bleiben“, sagt Bayer.
Abgesehen von regelmäßigen kurzen Pausen in den Sommermonaten und am Jahresbeginn ist in der Music Hall eigentlich immer etwas los. Woche für Woche finden zwei bis drei Konzerte im alten Saal in der Findorffstraße statt. Ermöglicht wird das vom gemeinnützigen Verein Music Hall, der sich im März 1994 gründete. Gründer und Motor war neben Christoph Bayer Hans-Dieter Ludwig, genannt H. D., der bis zu seinem Tod im Februar 2007 den Verein führte und das Programm prägte. „Ich kann mich an ein Treffen mit H. D. im Hotel Village erinnern. Es war einige wenige Jahre nach der Gründung und wir fragten uns, wo wir mit der Music Hall überhaupt hin wollen, was wir erreichen wollen und welche Musiker bei uns spielen sollen“, sagt Bayer und ergänzt: „Wir waren uns schnell einig, dass wir Musikerinnen und Musiker aus den oberen Regalen in Worpswede präsentieren wollen.“ Nach dem Tod von H. D. übernahm Doris Fischer seinen Part. Parallel zum Verein wird die Music Hall seit vielen Jahren von einem Freundeskreis unterstützt, der über 300 Mitglieder zählt. „Wir hatten immer viele Freiwillige, die uns unterstützt haben. Auch die finanzielle Unterstützung des Freundeskreises war immer wichtig.“
Zu den ersten Bands, die in der Music Hall auftraten, gehören die Munich Big Band, die New Moscow Jazzband und die Mulligan Music Makers. Der Moment, der die Music Hall als Musikstätte auf ein neues Level hob, war laut Bayer das Konzert des Bluesmusikers John Mayall am 12. Oktober 1997. „Wir hatten hier plötzlich einen Musiker auf der Bühne, den die Welt kannte. Die Hütte war voll bis oben hin. Ein fantastischer Abend“, so Bayer.
Stetige Weiterentwicklung
Der Bekanntheitsgrad der Music Hall stieg, und infolgedessen gaben immer mehr bekannte nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler ihr Gastspiel in Worpswede. Doch der Erfolg zwang die Verantwortlichen, auf allen Ebenen eine Schippe draufzulegen. Regelmäßig wurden die technischen Anlagen auf den aktuellen Stand gebracht und es entstanden hinter der Bühne großzügige und gemütliche Künstlerräume. Nicht zuletzt der Backstage-Raum hat die Music Hall ihren legendären Ruf unter den Künstlern eingebracht. „Wir mussten aufrüsten. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich in Achim zahlreiche Stühle besorgt habe, die direkt wenige Tage später zum Einsatz kamen“, sagt Bayer und ergänzt: „Auch das Schaffen einer Homepage war damals Neuland für uns. Wir mussten uns stetig neu erfinden und wurden von Jahr zu Jahr professioneller“.
Blättert man die Konzertposter der vergangenen 30 Jahre durch, fällt auf, dass einige Musikerinnen und Musiker nach ihrem ersten Auftritt gefallen an der Worpsweder Musikstätte gefunden haben und dort immer mal wieder auf der Bühne standen. Hierzu gehören beispielsweise Inga Rumpf, Wishbone Ash, Axel Prahl oder auch Stoppok. Laut Bayer verfolgten die Veranstalter seit der Gründung immer eine genaue Linie: Bewährtes und Arriviertes wird in immer neuen Variationen präsentiert sowie Neues und Ungewohntes ins Programm aufgenommen. Internationale Künstler stehen neben regionalen Talenten und populäre Programme wechseln sich mit Auftritten von als Geheimtipp geltenden Musikern ab. „Die Mischung machts“, sagt Bayer.
Guter Ruf bei Musikern
Voraussetzung dafür, dass die Music Hall auch in den nächsten Jahrzehnten funktioniert, ist Christoph Bayer zufolge der gute Ruf des Hauses. Das beginne mit dem guten Gespür der Programmmacher und setze sich fort mit dem fairen sowie freundschaftlichen Umgang mit den Künstlern und dem Publikum. Erst auf dieser Grundlage entstehe eine Atmosphäre, die die Musiker zu besonderen Leistungen animiere und Konzertbesucher das Gefühl gebe, sie seien Zeugen eines einzigartigen Abends, ist sich das Gründungsmitglied sicher.
Nach 27 Jahren hat Christoph Bayer 2021 das Team der Music Hall verlassen, um sich neben ehrenamtlichen Tätigkeiten wie dem Vorsitz der Stiftung Worpswede verstärkt seiner Familie zu widmen. „Es gab auch Abende, an denen wir nicht wussten, ob es mehr Menschen auf der Bühne als Gäste gab. Auch das gehört zur Geschichte der Music Hall. Dennoch hat es immer eine Menge Spaß gemacht. Ich bin mir sicher, dass hier auch noch in den kommenden Jahrzehnten tolle Konzerte stattfinden werden“, sagt Christoph Bayer.