Worpswede. Wenn Worpswede mit Abflauen der Corona-Pandemie wieder Gäste begrüßen darf, dann will man das auch sinnbildlich mit frischem Wind und noch ein wenig zuvorkommender als bislang tun. An den Ortseingängen sollen dann 3,70 Meter hohe Stelen Touristen und alle anderen mit Torfsegel-Motiven empfangen. So hatten es die Vertreter des zuletzt ins Straucheln geratenen Gemeindeentwicklungsprozesses, wie berichtet, vorgeschlagen und die Politik war der Idee nach einigem Hin und Her gefolgt. Es wurde ein Wettbewerb zur Gestaltung ausgeschrieben. Jetzt liegen die Ergebnisse vor, und die Jury favorisiert ein „Moin in Worpswede“ auf Cortenstahl mit der ausgefrästen Silhouette eines Torfkahns, erdacht von Andreas Lange.
Das neue Gesicht der Ortseinfahrten soll ein Stück Willkommenskultur mit einem begrüßenden, einladenden Charakter darstellen, so der Grundgedanke des Projekts. Es fand sich eine Gruppe im Rahmen des Gemeindeentwicklungsprozesses, die sich der Idee annahm und darüber ausgiebig und zuweilen auch kontrovers diskutierte. Man war sich aber einig, das Ergebnis solle die gesamte Gemeinde Worpswede mit ihren acht Ortschaften ansprechen, aber auch die Region repräsentieren. So setzte sich letztlich die Idee der Torfkahnsegel durch. Im Dezember des vergangenen Jahres lud die Verwaltung zehn ausgewählte Agenturen zu dem nicht offenen Gestaltungswettbewerb ein, diese Konzeption in ihren Entwürfen auf verschiedene Art durchzuspielen.
Drei von vier Standorten sicher
Drei Entwürfe hat eine Jury aus Mitgliedern der Verwaltung, der Politik und der Arbeitsgruppe dann im Januar ausgewählt und jetzt öffentlich vorgestellt. Die Mehrheit entschied sich für den Vorschlag des Worpsweder Designers Andreas Lange und seines Büros N 2 aus Bremen, das einen Bilderrahmen als transparentes Gestaltungselement für das Leitmotiv Torfkahnsegel verwendet. Die gestürzten Buchstaben des Schriftzugs Worpswede bilden einen typografischen Mast unterhalb der Begrüßung „Moin in Worpswede“. Das gewählte Material aus leicht rostigem Cortenstahl assoziiert dabei die Farben der regionalen Moorlandschaft. Die Jury attestierte dem Wettbewerbsbeitrag einen hohen Wiedererkennungswert und eine innovative Lösung der Aufgabe.
Dicht in der Bewertung folgte der Entwurf von Dörte Bauer-Heer aus Ritterhude auf dem zweiten Platz. Der Entwurf schlägt eine luftige, typografische Lösung aus den Buchstaben des Ortsnamens Worpswede in Form eines Segels vor. Er wurde von der Jury in der künstlerischen Umsetzung der Aufgabe positiv und in der Gestaltung als besonders bewertet, ist aber in seiner Lesbarkeit zumindest herausfordernd. Der dritte Platz blieb auch in Worpswede bei Andreas Wilhelm und seinem Studio 37. Er schlug großflächige Schilder in Segelform vor, auf dem der Begrüßungstext und das Logo der Gemeinde zu sehen sind. Sein Entwurf schlägt mit 10.000 bis 12.000 Euro pro Schild am teuersten zu Buche, die beiden anderen Vorschläge liegen, je nach Ausführung, mit 3500 bis 4500 Euro deutlich darunter. Hinzu kommen jeweils noch die Kosten für die nötigen Fundamente.
Geplant ist, an vier Stellen die Segel zu hissen: Am Hörenberg aus Richtung Grasberg, in Osterwede aus Richtung Hüttenbusch, an der Osterholzer Straße aus Richtung Waakhausen und an der Kreuzung Bergedorfer Straße/Bremer Landstraße aus Richtung Lilienthal. Letztgenannter Standort ist allerdings nach wie vor nicht sicher, da es dort keinen geeigneten Grund in Gemeindeeigentum gibt. Die angekündigten Gespräche mit Grundstücksbesitzern haben bislang nicht zu einer Lösung des Problems geführt, sodass zunächst wohl nur drei Segel aufgestellt werden können. Bürgermeister Stefan Schwenke ist vorsichtig mit einer Prognose, aber sein Ziel sei es, dass diese vor Beginn der Sommerferien installiert sein sollen. Eine erneute Diskussion soll es nicht geben, so der Verwaltungschef: Das Votum des Gemeinderats sei eindeutig gewesen. Der Siegerbeitrag werde wie entworfen, eventuell mit leichten Anpassungen, umgesetzt.
Andreas Lange
Der Worpsweder Designer Andreas Lange beschäftigt sich sonst vor allem mit Kinofilmen oder Süßigkeiten, für die er Plakate oder Verpackungen entwirft. Dass er nun für seinen Heimatort einen Hingucker im öffentlichen Raum schaffen konnte, freut ihn. Ihm gefällt am Entwurf vor allem der „Durchblick“, der die Verbindung zur Umgebung herstellt.