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Ausstellung in Worpswede Julia Kiehlmann im Dialog mit Bernhard Hoetger

Drei Monate hat Julia Kiehlmann als Stipendiatin in den Worpsweder Künstlerhäusern gelebt und Kunst erschaffen. Was nun mit ihren Werken passiert und warum dabei Bernhard Hoetger eine Rolle spielt.
04.09.2023, 08:00 Uhr
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Julia Kiehlmann im Dialog mit Bernhard Hoetger
Von Dennis Glock

Worpswede.  Momentan zeigen die Worpsweder Museen im Rahmen des Kunstsommers zeitgenössische Arbeiten gemischt mit Werken von Mitgliedern der ersten Worpsweder Künstlergeneration. Doch im Hintergrund laufen bereits die Vorbereitungen für neue Ausstellungen. So feiern die beiden Museen gemeinsam mit der Worpsweder Kunsthalle von März bis November 2024 den 150. Geburtstag des Künstlers Bernhard Hoetger und zeigen die Ausstellung „Bernhard Hoetger. Zwischen den Welten“. Aus  diesem Anlass haben die Worpsweder Museen und die Künstlerhäuser gemeinsam ein Arbeitsstipendium vergeben. Die fünfköpfige Jury wählte aus über 100 Bewerbungen Julia Kiehlmann als Stipendiatin aus. In den vergangenen drei Monaten hat sich die Leipzigerin intensiv mit Hoetger auseinandergesetzt. Dabei sind rund 20 Kunstwerke entstanden, die im kommenden Jahr Teil der Hoetger-Ausstellung werden sollen.

Das Bergfest, das Artfestival oder auch das Schützenfest – Julia Kiehlmann hat während ihres Aufenthalts in Worpswede von Juni bis August die ein oder andere Veranstaltung miterlebt und sich bewusst mit den Menschen aus dem Ort auseinandergesetzt. „Ich habe versucht, alles aufzusaugen, und habe mich intensiv mit den jeweiligen Organisatoren der Feste ausgetauscht, um noch mehr über diesen Ort zu erfahren“, sagt die Künstlerin. Der Dialog stand in den vergangenen Monaten immer im Zentrum ihrer Arbeit. So tauschte sie sich vor allem mit den Kunstschaffenden aus Worpswede über deren Sicht auf Kunst und deren Einstellung zu Bernhard Hoetger aus.

Kiehlmann hat den Mensch Bernhard Hoetger während ihres Arbeitsstipendiums kritisch betrachtet. In der Auseinandersetzung mit seiner Biografie untersuchte sie künstlerische Entsprechungen für psychische Vorgänge wie Verdrängung, Idealisierung oder Abwehr und erforschte die Wechselwirkungen seiner Person. Dabei stellte sie dem Sonnen- und Lichtmotiv, das Hoetger oft verwendet hat, das Thema Schatten gegenüber. „Ich habe mir die Frage gestellt, ob man den Künstler und den Nazi-Sympathisanten voneinander trennen kann, doch das geht einfach nicht. Er ist immer noch derselbe Mensch.“

Entstanden sind in ihrem Arbeitsprozess rund 20 Werke. So fertigte sie zum Beispiel einen Teppich aus Arbeiterhandschuhen, den sie „Arbeiterpelz“ nennt. Er symbolisiert laut Kielmann den nachhaltigen Umgang mit den eigenen Ressourcen. Gleichzeitig stehen die Handschuhe in den Augen von Kiehlmann für Arbeit und schlagen hier die Brücke zu Bernhard Hoetger als Macher. Des Weiteren hat sie eine Girlande aus Eichenlaub gefertigt und Kleidungsstücke zusammengenäht. „Ich glaube, Hoetger hatte eine gewisse Liebe zum Schrägen, und das spiegelt sich auch in meinen Werken wider“, sagt die Künstlerin.

Erste Details über Ausstellung

Für Beate Arnold und Manuela Husemann, die Kuratorinnen der anstehenden Jubiläumsausstellung, beginnt nun die Arbeit. Denn sie müssen die Arbeit von Julia Kiehlmann in die Hoetger-Ausstellung einbauen. „Ihre Werke werden in der Großen Kunstschau auf Hoetgers Schaffen eingehen und seine Verflechtungen mit der NS-Zeit aufzeigen“, kündigt Beate Arnold an. Wie die Ausstellung genau aussehen soll, ist noch nicht näher bekannt. Fest steht nur, dass die Große Kunstschau, erbaut von Bernhard Hoetger, dieses Mal der Hauptschauplatz des Geschehens sein wird. Im Barkenhoff soll die Kunst von Vogeler auf die von Hoetger treffen, und die Kunsthalle beschäftigt sich mit dem Einfluss von Hoetger auf andere Worpsweder Künstler. „Über die Feinheiten tauschen wir uns aktuell intensiv aus“, sagt Manuela Husemann.

Während sich also in Worpswede rund um die Große Kunstschau in den nächsten Monaten alles weiter  um die Hoetger-Ausstellung drehen dürfte, beginnt für Julia Kiehlmann ein neuer Lebensabschnitt. Die freischaffende Künstlerin beginnt eine Ausbildung zur Gärtnerin. „Dass die Ausbildung Einfluss auf mein zukünftiges künstlerisches Schaffen haben wird, ist mir bewusst“, sagt sie. Spätestens wenn im kommenden Jahr die Ausstellung mit ihren Werken eröffnet wird, möchte sie Worpswede wieder einen Besuch abstatten.

Erstmalige Kooperation

Das dreimonatige Arbeitsstipendium ist aus einer Idee des Worpsweder Museumsverbunds und der  Worpsweder Künstlerhäuser entstanden, die für dieses Projekt erstmals kooperiert haben. Geht es nach den Verantwortlichen, so dürfte es nicht das letzte gemeinsame Projekt gewesen sein. „Wir profitieren voneinander und haben mit dem Hoetger-Geburtstag einen schönen Anlass gefunden, uns kritisch und zeitgenössisch mit dem Thema zu beschäftigen“, sagt Philine Griem, Künstlerische Leitung der Künstlerhäuser. Das Arbeitsstipendium wurde außerdem von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und der Sparkasse Rotenburg Osterholz finanziell gefördert.

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