Worpswede. Seit mehr als 100 Jahren gibt es ihn, den Niedersachsenstein in Worpswede. Während die Wiese vor dem Bauwerk immer mal wieder Jugendlichen als Partyfläche dient, hatte das 18 Meter hohe Denkmal am Weyerberg in den vergangenen Jahren recht wenig zu feiern gehabt, denn um den Vogel ist es nicht gut bestellt. 2021 wurde das Tier aus Backstein eingezäunt, weil immer wieder Steinbrocken abplatzen und herunterfallen. Allein aufgrund der äußerlich sichtbaren Schäden wurden die Sanierungskosten im vergangenen Jahr auf rund 500.000 Euro geschätzt. Geld, das die Stiftung Worpswede als Eigentümerin nicht so einfach aufbringen kann, weshalb sie auf Fördermittel angewiesen ist. Einen Dämpfer gab es für die Stiftung nun im jüngsten Kreisausschuss für Wirtschaft, Kultur und Tourismus. Denn bei der diesjährigen Förderrunde aus dem Bundesdenkmalschutz-Programm ist der Niedersachsenstein nicht berücksichtigt worden. Die Sanierung lässt also weiter auf sich warten.
„Wir sind natürlich von dieser Entscheidung enttäuscht“, sagt Christoph Bayer, Vorsitzender der Stiftung Worpswede. Die Nachricht aus dem Kreisausschuss hätte ihn aber nicht aus heiterem Himmel erreicht, sondern war dem Vorstand bereits seit Juni bekannt. „Wir haben darüber bereits in unserem Kuratorium gesprochen und über das weitere Vorgehen diskutiert“, sagt Bayer. Demnach wolle man versuchen, erneut einen Antrag zu stellen und hoffen, dass der Niedersachsenstein im nächsten Jahr in das Bundesdenkmalschutz-Programm aufgenommen wird. Darauf will sich die Stiftung aber nicht verlassen, weshalb sie sich auch mit anderen Förderprogrammen beschäftigt. „Ohne Moos nichts los, so ist es leider nun mal“, sagt Bayer.
Der Niedersachsenstein ist nicht das einzige Denkmal im Landkreis, das bei der neuen Förderrunde leer ausgegangen ist. Auch die Verantwortlichen des Findorffhauses der Osterholzer Museumsanlage hatten vergeblich gehofft. Das Rennen hat am Ende die Mühle von Rönn in Osterholz-Scharmbeck gemacht. Das Programm ist traditionell stark überzeichnet; insgesamt sollen vom Bund in diesem Jahr 49 Millionen Euro an 163 Projekte fließen. „Eventuell standen wir aber auch mit zu vielen Projekten in Konkurrenz“, sagt Christoph Bayer.
Die riesige Skulptur auf dem Weyerberg wurde von dem Künstler Bernhard Hoetger geschaffen. Ob er schon damals wusste, dass die dauerhafte Erhaltung seiner Schöpfung nicht ganz so einfach ist, ist nicht bekannt. Dass die Lage ernst ist, ist sowohl der Stiftung Worpswede als auch der Denkmalspflege des Kreises und des Landes bewusst. So wurde der Niedersachsenstein im vergangenen Sommer von einer Firma mittels Bauradarverfahren, also einer elektromagnetischen Strahlung, auf seine statische Konstruktion untersucht. Die Hauptfragestellung war dabei, ob sich statisch bedeutsame rostende Stahlträger im Denkmal befinden, die eine künftige Sanierung erschweren oder nahezu unmöglich machen könnten. Denn das Innenleben des Vogels wirft bis heute Fragen auf. So gibt es keine kompletten Konstruktionszeichnungen, und auch die zahlreichen Sanierungen sind nicht alle ausreichend dokumentiert. Man weiß also nicht genau, in welchen Teilen Eisenträger das Mauerwerk stützen und ob sie in die Jahre gekommen sind.
Fertigstellung 2024 „unrealistisch“
Nach intensiven Begutachtungen gab die Firma Entwarnung und für eine mögliche Sanierung grünes Licht. Doch passiert ist seitdem nichts, es fehlen der Stiftung Worpswede die finanziellen Mittel. Im kommenden Jahr steht der 150. Geburtstag von Bernhard Hoetger an. Eigentlich hatte sich die Stiftung zum Ziel gesetzt, zu diesem Anlass mit den Sanierungsarbeiten fertig zu sein. Dass der monumentale Vogel 2024 in neuem alten Glanz erstrahlt, hält Christoph Bayer nun für unrealistisch: „Die Planungen stehen, nur zur Umsetzung ist es leider noch nicht gekommen. Das ist sehr schade.“