Zahlreiche Touristen schlendern Tag für Tag durch Worpswede. Bei ihrer Ankunft auf dem großen Parkplatz in der Bergstraße eint viele das gleiche Vorhaben: Sie suchen das Toilettenhäuschen auf. Derzeit ist gerade das aber etwas schwierig. Denn die liebevoll „Albert Hall“ genannte Einrichtung ist aufgrund eines Vandalismus-Vorfalls teilweise geschlossen (wir berichteten). Nachdem die Herrentoilette bis auf wenige Einschränkungen wieder genutzt werden kann, ist der Damenbereich nach wie vor komplett gesperrt. Viele Touristen stellen sich daher die Frage, ob es in zentraler Position eine alternative Möglichkeit gibt oder ob sie ihre Notdurft einhalten müssen.
„Gibt es hier eine Toilette?“ – diese Frage hören die Empfangsdamen von der Worpsweder Tourist-Info gerade sehr häufig. Gerade nach den Vorfällen in dem Toilettenhäuschen in der Bergstraße suchen die Touristen den Mitarbeiterinnen zufolge vermehrt die Tourist-Information auf, um dort nach öffentlichen Toiletten zu fragen. „Fragen Sie doch gerne in einem der Cafés oder Museen“, lautet dann die Antwort. „Leider ist es so, dass es hier im Ortskern nicht viele öffentliche Toiletten gibt, vor allem behindertengerechte Einrichtungen fehlen. Das ist echt schwierig, vor allem wenn die Toilettenanlage am großen Parkplatz geschlossen ist, wissen viele nicht, wohin sie gehen sollen“, so eine Mitarbeiterin. Die nächste öffentliche Toilette gebe es nämlich erst wieder am Hammestrand.
Für Hans-Helmut Pein, Vorsitzender des Worpsweder Seniorenbeirats, gibt es im Worpsweder Ortskern zu wenige öffentliche Toiletten. "Vor allem im Sommer, wenn die Busse in der Bergstraße anhalten, ist der Andrang auf das Toilettenhaus groß. Reicht das nicht aus, steuern viele die Geschäfte und Cafés an und das kann es ja nicht sein", sagt er. Seiner Meinung nach habe es die Gemeinde verpasst, am Albert-Reiners-Platz eine weitere Einrichtung zu bauen. "Auch hier halten sich immer viele Leute auf", sagt Pein und betont: "Man darf aber auch nicht vergessen, dass das Toilettenhäuschen in der Bergstraße nicht nur von Touristen genutzt wird, sondern auch von Anwohnerinnen und Anwohnern. Besonders bei den älteren Menschen kann das Bedürfnis ab und zu ganz plötzlich auftreten. Und wenn die Einrichtung, wie so oft in den vergangenen Monaten, aufgrund von Vandalismus gesperrt ist, ist das für alle ein großes Dilemma."

Hans-Helmut Pein
Wenn Peggy Erdmann durch die Fenster in der Großen Kunstschau auf das gesperrte Toilettenhäuschen in der Bergstraße schaut, kann sie nur den Kopf schütteln. „Ich verstehe einfach nicht, wie man auf die Idee kommen kann, dort so zu randalieren. Und es ist ja nicht das erste Mal in den vergangenen Monaten“, sagt die Museumsmitarbeiterin. Auch wenn die Toiletten in der Großen Kunstschau in erster Linie für die Museumsbesucherinnen und -besucher gedacht sind, verweigert sie niemandem die Nutzung, der höflich fragt. „Ich bin der Meinung, dass man die Nutzung aus menschlichen Gründen niemandem verwehren darf“, sagt sie.
Unabhängig davon, ob die „Albert Hall“ in der Bergstraße geöffnet oder geschlossen ist, werden auch die Toiletten im Café Scheibner gerne mal von vorbeilaufenden Touristen genutzt. „Das ist ja nichts Neues. Natürlich wäre es mir lieber, wenn sie bei uns auch etwas essen und trinken würden, aber wenn sie nett fragen, ist die Nutzung unserer Toiletten kein Problem“, sagt Inhaberin Kirsten Meier-Holstein. Eine Kundentoilette gibt es in dem Mode- und Dekorationsgeschäft Pauline in der Bergstraße hingegen nicht. Sollten die Besucherinnen und Besucher doch mal bei Inhaberin Miriam Amling nachfragen, verweist sie auf die benachbarten Cafés.
Hohes Bußgeld für Wildpinkler
Ist mal keine öffentliche Toilette in der Nähe, kommt vor allem bei Männern schnell der Gedanke auf, den nächsten Baum oder ein Gebüsch aufzusuchen. Doch wer dabei erwischt wird, muss in der Regel tief in die Tasche greifen. Denn in der Öffentlichkeit zu urinieren, ist in Deutschland nicht erlaubt. Das Bußgeld für das öffentliche Urinieren kann jede Gemeinde oder Stadt selbst festlegen. So liegt die Geldsanktion je nach Region zwischen 35 und 5000 Euro. Wie hoch das Bußgeld in Worpswede ausfällt, sollte man erwischt werden, werde individuell bewertet, so Michael Blechmann, allgemeiner Vertreter des Worpsweder Bürgermeisters. „Wir bewerten das je nach Schweregrad, Wiederholungstäter müssen mit einer höheren Strafe rechnen“, sagt er.