Mehr als 60 Konzerte finden jährlich in der Worpsweder Music Hall statt. Darunter etwa Auftritte von der Hamburg Blues Band, Stoppok oder Ray Wilson, die fest zum Jahresprogramm der Veranstalter gehören. Ab und zu tauchen aber auch Musiker auf der Bühne des Worpsweder Clubs auf, die vorher noch nicht den Weg in den Künstlerort gefunden haben, mal mit bekannten, mal mit weniger bekannten Namen. „Die Mischung macht's“, sagt Uli Kern, 2. Vorsitzender des Vereins Music Hall Worpswede und für die Programmplanung und das Buchen der Bands sowie Musikerinnen und Musiker verantwortlich.
Der Kontakt mit den jeweiligen Agenturen habe sich im Laufe der Jahrzehnte verändert. Denn anders als zu Beginn vor über 30 Jahren sei der Club bei vielen Musikmanagern mittlerweile deutschlandweit ein Begriff. „Von der urigen Atmosphäre bis hin zur besonderen Verbindung zwischen Musikern und Zuschauern – jeder, der hier auftritt, weiß, was er bekommt. Und genau das ist doch das Schöne“, so Kern.
Seit 1999 ist Uli Kern Teil des achtköpfigen Teams, das sich tagtäglich ehrenamtlich dafür engagiert, dass auch in den kommenden Jahrzehnten noch die unterschiedlichsten Musikgenres auf der Bühne in der Findorffstraße präsentiert werden. Angefangen mit der Gestaltung der Programmflyer hat Kern gemeinsam mit Doris Fischer nach dem Tod des Music-Hall-Gründers Hans-Dieter Ludwig die Aufgabe der Programmplanung übernommen. „Das Schöne ist, dass wir uns alle gegenseitig unterstützen. Dieser Zusammenhalt innerhalb des Teams ist ganz wichtig“, sagt Uli Kern.
Noch vor 30 Jahren sei es eine Herausforderung gewesen, die Bands nach Worpswede zu holen. Noch zu unbekannt sei der Ort für die Musikerinnen und Musiker sowie Agenturen gewesen. „Worpswede war damals vielleicht nicht der prädestinierteste Ort, um Livemusik anzubieten“, sagt Uli Kern und ergänzt: „In der Regel hatten wir uns damals mit den Agenturen zusammengesetzt und mussten erst mal Überzeugungsarbeit leisten.“ Heute hat sich die Situation geändert. Kern besitzt ganz lange Listen mit Kontaktdaten der Agenturen, und Überzeugungsarbeit müsse er heute nicht mehr leisten. „Die Künstler kommen gerne her, unser Backstage-Raum ist in der Szene sogar bekannt. Oftmals bekommen wir von den Agenturen sogar Konzertanfragen mit Bands, die für unser Haus eigentlich viel zu groß sind“, sagt Uli Kern und nennt die Band Fury in the Slaughterhouse, mit der das Team der Music Hall eine Freundschaft verbindet. Auch in Zukunft wolle man zahlreiche Bands kleinerer Größenordnung in Worpswede die Möglichkeit bieten, sich zu zeigen und zu wachsen. „Leider ist es so, dass auch wir aufs Geld gucken müssen. Etwa mit 20 Prozent unserer Konzerte gehen wir ins Risiko. Da ist vorher nicht abzusehen, wie groß die Nachfrage an Tickets sein wird“, sagt der 2. Vorsitzende.
Wohlfühlfaktor als Trumpf
Sind die Bands gebucht, kommt Elfi Kern ins Spiel. Die stellvertretende Vorsitzende der Music Hall und Frau von Uli Kern ist vor allem für das Catering im Backstage-Bereich und für die Unterbringung der Musiker in Hotels verantwortlich. „Meistens bekomme ich einige Tage vor dem jeweiligen Auftritt eine Liste mit Vorlieben, die Backstage auf keinen Fall fehlen dürfen“, sagt Elfi Kern und ergänzt mit einem Lächeln: „Die Listen sind immer unterschiedlich. Das eine Mal soll es eine bestimmte Teesorte sein, das andere Mal erreicht uns eine dreiseitige Liste mit Nahrungsallergien, die wir bei den Speisen und Getränken beachten müssen.“ Der Zeitplan sei bei jedem Konzert ähnlich. Beim Eintreffen der Künstler gebe es eine kleine Auswahl an kalten Speisen. Einige Stunden vor der Veranstaltung legt Elfi Kern mit warmen Speisen noch mal nach. „Wir versuchen immer unser Bestes, alle Wünsche zu erfüllen. Aber es gibt auch Grenzen. Super seltene oder zu teure Wünsche würden wir ablehnen“, sagt sie. Bislang sei sie diesem Grundsatz stets treu geblieben.
Hunderte Musikerinnen und Musiker waren bereits zu Gast in dem Worpsweder Club. Eine Vielzahl davon ist in Form eines Fotos inklusive Autogramm im Backstage-Bereich verewigt. „Das ist schon Wahnsinn, wie viele tolle Menschen ich hier in diesem Raum kennenlernen durfte. Eigentlich hätte ich ein Buch schreiben müssen“, scherzt Elfi Kern, die viel Wert darauf lege, dass sich ihre Gäste wohlfühlen. Auch deshalb versuche sie, sich nicht länger in dem urigen Raum hinter der Bühne aufzuhalten als nötig. „Meistens sitzen die Musikerinnen und Musiker kurz vor dem Auftritt zusammen und unterhalten sich. Da möchte ich nicht stören“, sagt sie und freut sich schon auf die nächsten Begegnungen in ihrer zweiten Heimat.