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Netzwerk organisiert Wissens- und Technologietransfer zwischen Hochschulen und Mittelständlern aus der Region Hightech für das platte Land

Landkreis Osterholz. Ein Müllfahrzeugbauer und ein Seilwinden-Monteur, ein Montagetechnik- und ein Prüfstand-Spezialist: Dieses ungleiche Kleeblatt hat mehr miteinander gemein als den Unternehmensstandort im Landkreis Osterholz. Die Firmen Faun (Heilshorn), bwm (Lilienthal-Moorhausen), Aukos und Dual Lift (beide Pennigbüttel) haben sich die Dienste des Regionalen Netzwerks für Technologie, Innovation und Entwicklung gesichert. Damit wurden betriebliche Potenziale entdeckt, die über kurz oder lang zu handfesten Wettbewerbsvorteilen führen dürften - oder es bereits tun.
21.10.2011, 05:00 Uhr
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Hightech für das platte Land
Von Bernhard Komesker

Landkreis Osterholz. Ein Müllfahrzeugbauer und ein Seilwinden-Monteur, ein Montagetechnik- und ein Prüfstand-Spezialist: Dieses ungleiche Kleeblatt hat mehr miteinander gemein als den Unternehmensstandort im Landkreis Osterholz. Die Firmen Faun (Heilshorn), bwm (Lilienthal-Moorhausen), Aukos und Dual Lift (beide Pennigbüttel) haben sich die Dienste des Regionalen Netzwerks für Technologie, Innovation und Entwicklung gesichert. Damit wurden betriebliche Potenziale entdeckt, die über kurz oder lang zu handfesten Wettbewerbsvorteilen führen dürften - oder es bereits tun.

Netzwerk-Sprecherin Andrea Emde kennt die Einzelheiten. Während der organisierte Wissens- und Technologietransfer sonst eher als Privileg der Großkonzerne und Standortfaktor der Metropolen gilt, setzt ihr Netzwerk namens "Artie" genau dort an, nur dass kleine und mittelständische Betriebe auf dem platten Land die Adressaten sind. Die EU-Hilfen machen's möglich. Die Abkürzung "Artie" steht dabei für "Arbeitsgemeinschaft Technologie- und Innovationsförderung Elbe-Weser Region". Geschäftssitz ist Stade.

Der Landkreis Osterholz ist zusammen mit einem guten Dutzend Gebietskörperschaften zwischen Weser und Elbe mit im Boot - der Landrat ist gar Vorsitzender im Netzwerk-Beirat - und so hat die Wirtschaftsförderung des Kreises diversen Firmen zuletzt immer wieder erfolgversprechende Wege weisen können. Die praktische Arbeit für "Artie" erledigt dabei das Transferzentrum Elbe-Weser (TZEW), das früher Steinbeis-Zentrum hieß und das als kostenloser Makler geeignete Hochschulen und Forschungseinrichtungen für die ratsuchenden Betriebe aufspürt.

Das Beispiel Nummer eins heißt Aukos. Die Automatisierungstechniker von der Siemensstraße haben sich auf Prüfstände spezialisiert, welche die Festigkeit und Dichtheit von Rohren, Wärmetauschern, Pumpen und Armaturen testen. Dieter Rieger vom Vertrieb und Teamleiter Stefan Rux arbeiten dabei an der Herstellung eines Ventils, das bei unterschiedlichen Prüfdrücken absolut dicht ist. Dank der unkomplizierten Zusammenarbeit mit dem TZEW sei man bei Aukos auf die Lösung gekommen. Ohne die Denkanstöße eines externen Ventiltechnik-Spezialisten wäre das nicht möglich gewesen, versichern Rux und Rieger.

Beispiel Nummer zwei: Die Entwicklung eines Sammelfahrzeugs mit Hybrid-Antrieb im Hause Faun (wir berichteten) geht ebenso auf die Mitwirkung des Transferzentrums zurück wie die Einführung eines Energiemanagements für mehr Effizienz. Faun-Mitarbeiter Werner Corßen erläutert das Problem der 25000 Quadratmeter großen Halle, in der eine Laserschneideanlage steht. Diese benötigt für präzises Arbeiten eine konstante Temperatur; dabei würde man an Wochenenden gerne Heizkosten sparen. "Was wir selber lösen können, gehen wir intern an - für schwierigere Probleme holen wir uns Rat beim TZEW", sagt Corßen.

Beispiel drei: Bei Dual Lift tüftelt man an einer besonders leichten Seildurchlaufwinde, die Arbeitsmaterial bei Rettungseinsätzen oder in Handwerksbetrieben befördern soll. Das Ergebnis - etwa zehn Kilo leichter als eine normale Winde - will der Dual-Lift-Geschäftsführer Frank Lülfing nun mit Hilfe von Fördermitteln durch das Erfinderzentrum Norddeutschland entwickeln und patentieren lassen.

Viertes Beispiel: Die Anlagenbauer des Bremer Werks für Montagesysteme (bwm) wollen einen mobilen Roboter entwickeln, der große Werkstücke wie Flugzeugbauteile vermisst und bearbeitet. Der bwm-Ingenieur Ingo Gebauer ließ das Transferzentrum die Patentlage, mögliche Fördermittel und den Stand der Technik checken. Mit Erfolg: Durch einen Zuschuss des Bundeswirtschaftsministeriums (aus dem "Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand") bleiben Aufwand und Ertrag für bwm im Lot. Dabei koste gerade die Software-Entwicklung für solch eine Maschine sehr viel Zeit, erklärt Gebauer.

Zu den vier aktuellen Beispielen aus dem Landkreis Osterholz kommen nach Angaben von "Artie"-Sprecherin Andrea Emde mehr als 2200 weitere seit 1999. Firmen aus dem Landkreis Osterholz, die vor ungelösten Fragen stehen, können Kontakt mit der Wirtschaftsförderung im Kreishaus aufnehmen. Ansprechpartner ist Siegfried Ziegert (Telefon 04791/930597, Mail an siegfried.ziegert@landkreis-osterholz.de). Informationen zum Technologietransferzentrum im Internet unter www.tzew.de.

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