In Hinnebeck wartete bereits ein Eiswagen auf die Jury des diesjährigen Wettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft". Nach einem Gang durch den Schwaneweder Ortsteil konnten sich die 14 Männer und Frauen plus Organisatorin Heike Morisse mit einem Eis erfrischen, bevor ihnen Ortsvorsteher Johann Ficken (CDU) vom Leben in Hinnebeck berichtete. Die Zeit war begrenzt. Denn Hinnebeck war nicht die einzige Ortschaft, die die Jury – bestehend aus Politikern der Kreistagsfraktionen, Vertretern und Vertreterinnen des Landkreises und des öffentlichen Lebens – an dem Tag besuchte, um sich ein Bild davon zu machen, wie zukunftsfähig der jeweilige Ort ist.
Neben Hinnebeck beteiligten sich dieses Jahr Meyenburg, Seebergen und Teufelsmoor an "Unser Dorf hat Zukunft". Laut Jana Lindemann vom Amt für Kreisentwicklung winkt den Teilnehmern ein Preisgeld von 5000 Euro sowie der Sonderpreis Mobilität. In ihrer schriftlichen Bewerbung hatten die vier Kandidaten insbesondere darstellen müssen, was ihr Dorf antreibt.

In Hinnebeck ging Ortsvorsteher Johann Ficken auf die Baupläne für das Dorfgemeinschaftshaus ein.
Johann Ficken berichtete seinen Gästen, dass es nur zwei Hauptbetriebe und einen Bio-Bauernbetrieb noch in Hinnebeck gebe. Gleichzeitig wirke die Dorfgemeinschaft mit Eigenleistungen bei der Gestaltung ihres Ortes mit. Ficken berichtete von einer Bücherbox, einer Schutzhütte für Wanderer und Radfahrer und einer Bank, die sie errichtet hätten. Die Dorfreinigung fände jährlich statt. Dann gebe es die Altpapiersammlung und den Sommergottesdienst im Freien. Als Highlight bezeichnete Ficken die elf plattdeutschen Theaterabende, bei denen die Kinder mitwirkten. „Alle elf Abende waren ausverkauft.“ Als Ortsvorsteher könne er sich auf die Dorfgemeinschaft und die Freiwillige Feuerwehr verlassen, betonte Ficken. Zu den politischen Zielen erklärte er, dass sie dem "Wucher mit den Baupreisen" Einhalt gebieten wollten.
In Meyenburg empfingen Ortsbürgermeister Dominik Schmengler (SPD), Barbara Junghans und Heiner Wenk die Reisegruppe an der Wassermühle. In seiner Begrüßung wies Schmengler direkt auf das örtliche Motto hin: „Meyenburg – Ein Dorf mit Charakter“. Geprägt werde es durch den Denkmalschutz und die Landwirtschaft, zu der auch Biolandwirte zählen. Was die Zukunft des Dorfes betreffe, so drehe sich die, laut Schmengler, um die Menschen. Pro Jahr verließen zwischen 60 und 80 Personen den Ort, sagte er. Aber ebenso viele zögen auch nach Meyenburg. Und obwohl Meyenburg nur 1400 Einwohner zähle, „bekommt man das gar nicht so immer mit“. Aber die, die kämen, erhielten eine kleine Willkommensbox mit Blumensamen, Informationen über die Vereine, die Gastronomie und mehr.

Meyenburgs Ortsbürgermeister Dominik Schmengler stellte der Jury die Willkommensbox für Neubürger vor.
Verschiedene Veranstaltungen strukturierten zudem das Leben im Dorf, so der Ortsbürgermeister. „Wir haben die Initiative: Meyenburg bleibt grün. Und am 6. Januar gibt es immer das Neujahrstreffen an und in der Mühle.“ Außerdem gebe es die Kinderrallye, das Frauenfrühstück und Infoveranstaltungen. Schmengler: „Und für besonderes Engagement verleihen wir den Meyenburger Mühlenpreis.“ Erst im März ist der Kulturverein gegründet worden.
In Seebergen wurde die Jury ebenfalls bereits erwartet und von Mitgliedern des Heimatvereins am Dorfgemeinschaftshaus empfangen. Vorsitzender André Germendorff gab einen Überblick über die jährlichen Unternehmungen und Tätigkeiten sowie das Engagement im Dorf. Etwa die Boßeltour mit Kohl- und Pinkelessen, eine Abendwanderung, Familienfrühstück, Ostereisuchen, das Abholen von Blumen durch die Kinder für ihre Mütter zum Muttertag.

Die beiden Vorsitzenden des Heimatvereins Seebergen, Wolfgang Entelmann und André Germendorff, berichteten von der aktiven Dorfgemeinschaft.
Überhaupt gebe es für die Jüngsten das Jahr über immer wieder verschiedene Angebote, so Germendorff. Dazu zählten das Laternelaufen mit bis zu 150 Menschen, Lagerfeuer, Halloween und Ferienspaß. Grundsätzlich habe der Heimatverein die Nachhaltigkeit im Blick. Dementsprechend habe man eine Sammelstelle für Kronkorken, ein Repair-Café und ein Plakat zur Nachhaltigkeit angefertigt, berichtete der Vorsitzende.
Heimatverein, Jägerschaft, Freiwillige Feuerwehr und Sportverein – sie alle seien wichtige für den Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft. Nach dem Lichtbildvortrag schaute sich die Jury im Ort um, sah die Basketball-Anlage und die aus 17 Bäumen bestehende Streuobstwiese. Unterwegs bemerkte Silvio Köhn vom Heimatverein, dass der beste Weg in die Dorfgemeinschaft die Teilnahme am alljährlichen Familienfrühstück sei.

Auch die Mitglieder der Arbeitsgruppe von Teufelsmoor wollte die Jury-Mitglieder vom Potenzial ihres Ortes überzeugen.
Für die Ortschaft Teufelsmoor hatte eine Arbeitsgruppe aus der Dorfgemeinschaft die Bewerbung und Präsentation für die Aktion "Unser Dorf hat Zukunft" auf den Weg gebracht. Ihre Mitglieder erwarteten die reisende Jury am Info-Zentrum Kleines Haus im Moor. Landwirt Hans Lütjen-Wellner ging direkt auf die Probleme der örtlichen Landwirte ein: Das Gras im Teufelsmoor eigne sich nicht als Viehfutter. Die Zukunft liege für sie daher darin, neue Wege zu gehen und Gras stofflich zu verwerten, es etwa zu Papier oder zu Bau- und Dämmstoffen zu verarbeiten. „Wir müssen deshalb Landwirtschaft und Industrie zusammenbringen.“
Maren Kornahrens zeigte der Jury Bilder vom Teufelsmoor, die mit einer Drohne gemacht worden waren. Sie zeigten, dass das Teufelsmoor ein Rastgebiet für Kraniche und Gänse ist. „Es kommen viele Leute, um die Rastvögel zu sehen.“ Franz-Christian Lenz wiederum blickte zurück auf die Geschichte des Kleinen Hauses im Moor, einer ehemaligen Schule. Auch den nahe beim Gebäude liegenden „Bäuerlichen Handtorfstich“ besichtigte die Reisegruppe, bevor sie Buchweizentorte, Butterkuchen und Himmelstorte mit Stachelbeeren probierte. „Wir leben mit der Vergangenheit und blicken optimistisch in die Zukunft“, sagte Ortsvorsteherin Maike Gorgs.
Bevor die Jury sich sozusagen zurückzog, um ihr Urteil zu fällen – das am 2. September bekannt gegeben wird – bemerkte Kreisdezernent Dominik Vinbruck noch, dass er von den Leistungen der vier Dörfer beeindruckt sei.