Landkreis Osterholz. Die Verschärfung des Bußgeldkatalogs vom November 2021 hat den Tempokontrolleuren vom Landkreis Osterholz im vergangenen Jahr steigende Einnahmen beschert. Die Verkehrsbehörde im Kreishaus verfügt über drei mobile Geräte, die in beide Richtungen blitzen können. Ihr kreisweiter Einsatz zieht Bußgelder in mittlerweile siebenstelliger Höhe nach sich. Weil die Blitzer-Technik zu veralten droht, wird sie nun bis zum kommenden Jahr ausgetauscht. Nach Abzug der Personal- und Sachkosten bleibt nach den Prognosen der Verwaltung im laufenden Jahr trotzdem noch ein Bußgeld-Überschuss von rund 387.000 Euro – Geld, das zweckgebunden in die Verkehrssicherheit reinvestiert werden soll.
Nach dem Willen des Verkehrsausschusses werden 2023 allein 180.000 Euro in die Reparatur von Radwegen an den Kreisstraßen und durch die Hammeniederung gesteckt – das sind 80.000 Euro mehr als im Vorjahr und 5000 Euro mehr als 2021. Für die Verkehrsberuhigung in den Kommunen ist ein Zuschuss-Topf mit weiteren 90.000 Euro reserviert. Hinzukommen etliche kleinere Projekte von Behörden, Verbänden und Vereinen. Übergeordnetes Ziel der Tempo-Messungen sei es, "dass Geschwindigkeitsverstöße erst gar nicht begangen werden, da der Verkehrssicherheit so am besten gedient ist", erläuterte die Kreisverwaltung in der jüngsten Ausschusssitzung.
Sensible Bereiche
Die Einnahmen finanzieren die Arbeit von vier Angestellten, zwei Aushilfen und sieben Minijobbern. Die Abteilung hat im Berichtsjahr 575 Messungen an den Straßen im Kreisgebiet vorgenommen. Davon fanden 329 Messungen innerorts statt, und zwar vor allem vor Schulen und Kindergärten sowie in anderen Tempo-30-Bereichen. Dort seien Verstoßquoten von bis zu 13,5 Prozent festgestellt worden, teilt die Verwaltung mit und schreibt in der Sitzungsdrucksache: "Fahrer müssen bei Geschwindigkeitsverstößen in diesen sensiblen Bereichen jederzeit damit rechnen, dass sie geblitzt werden". Auf Schul- und Schleichwege habe man auch künftig ein besonderes Auge. Außerorts postierten die Kontrolleure vom Landkreis ihre Kameras vor allem in 70er-Bereichen.
Die meisten Temposünder fuhren bis zu 20 Kilometer pro Stunde zu schnell. Obwohl die Kontrolldichte in der Gemeinde Lilienthal und der Samtgemeinde Hambergen im Jahr 2022 erhöht wurde, konnten dort, relativ betrachtet, nicht mehr Tempo-Übertretungen als sonst festgestellt werden. Anders in Worpswede, wo im Jahr 2022 deutlich häufiger gemessen wurde als zuvor und wo die ganzjährige Verstoßquote auf über 4,5 Prozent kletterte. Bei den 102 Messungen in der Weyerberg-Kommune waren, je nach Einzeltermin, bis zu 20 Prozent der Verkehrsteilnehmer zu schnell, was sich unter anderem im 30er-Bereich auf dem Hammeweg zeigte.
Worpswede im Blick
Worpswede führt das Ranking fast schon traditionell an. Besonders vorschriftsmäßig hingegen verhielt man sich 2022 vor allem in Osterholz-Scharmbeck, wo allerdings mit 108 Messungen (davon 64 innerorts) auch etwas seltener kontrolliert wurde als zuvor. Anteilig werden ansonsten fast schon traditionell die wenigsten Verstöße in Ritterhude festgestellt. Dort wurde zuletzt ungefähr so häufig gemessen wie im kleineren Grasberg.
Bei den kreisweit 575 Messungen des Jahres 2022 passierten insgesamt fast 819.652 Fahrzeuge die Lichtschranken. Davon waren 28.606 zu schnell unterwegs, was einer mittleren Verstoßquote von knapp 3,5 Prozent entspricht. Laut Verkehrsdezernent Dominik Vinbruck ist dieser Wert im mehrjährigen Vergleich "erfreulich niedrig, wenn auch nicht historisch niedrig". Tiefstwerte gab es während der Pandemie, während im Jahr 2018 fast 4,1 Prozent aller Verkehrsteilnehmer zu schnell waren.
Technik-Investitionen geplant
Die Kreisbehörde prüft zudem für 2024 oder 2025 den Kauf einer teilstationären Anlage, die in einem Anhänger befördert wird. Damit würden mehrtägige Rund-um-die-Uhr-Messungen möglich, so der Dezernatsleiter. Von dauerhaft installierten Säulen oder Starenkästen halte die Verkehrsbehörde jedoch nichts. "Solche Anlagen bringen nur 50 Meter davor und 50 Meter danach etwas."
Priorität hat zunächst die Modernisierung der vorhandenen Messtechnik. Durchfinanziert ist für dieses Jahr bereits ein neues Messgerät vom Typ ES 8.0 (Kostenpunkt 130.000 Euro). Ein erster neuer Blitzer dieser Bauart ist seit dem Vorjahr in Benutzung; es soll sich künftig an Bord eines neuen Elektroautos befinden, das mit einiger Verspätung in diesem Jahr geliefert werden soll. Das dritte Gerät, inklusive Fahrzeug, steht mit weiteren 160.000 Euro für 2024 auf dem Einkaufszettel. Die Autos gelten als abgeschrieben; in ihnen sind einzelne Komponenten der bisherigen Messgeräte ES 3.0 fest eingebaut, für die es inzwischen aber kaum noch Ersatzteile gibt. Der neuere Typ ES 8.0 ist flexibel einsetzbar und an kein spezielles Messfahrzeug mehr gebunden.