Landkreis Osterholz. Mit dem sogenannten Leader-Förderprogramm fließen seit 2014 rund 2,6 Millionen Euro in die hiesige Region. Grundlage ist das Entwicklungskonzept "Kulturlandschaften Osterholz", das der Landkreis und seine Gemeinden gemeinsam mit dem Bremer Blockland verabschiedet haben. Zur Fortschreibung durch das Bremer Planungsbüro "Sweco" sind die Einwohner der Region jetzt dazu aufgerufen worden, sich in einer Online-Befragung zu beteiligen (wir berichteten). Stimmt das Land Niedersachsen im kommenden Jahr zu, stehen für die Jahre 2023 bis 2027 weitere drei Millionen Euro bereit.
Gesucht werden nun zunächst Projektideen für die Entwicklung des ländlichen Raums, so Landrat Bernd Lütjen bei der Vorstellung der Umfrage. Bis zum 8. Januar 2022 werden die Teilnehmenden unter www.surveymonkey.de/r/WZV99NX um Rückmeldung gebeten, was ihnen für ihre Umgebung wichtig ist. Vieles sei denkbar: Energiewende, Wirtschaftsentwicklung, Dorfleben, Inklusion, Klima, Naturschutz, Tourismus, Kultur, Mobilität, Bildung. "Wir haben mit dem Programm sehr gute Erfahrungen gemacht", erklärte Landrat Bernd Lütjen. "Es lebt von den kreativen Ideen, die vor Ort vorhanden sind."

Sammeln Anregungen fürs Leader-Programm (von links): Wirtschaftsförderer Dirk Stelling, Landrat Bernd Lütjen, Amtsleiterin Jana Lindemann und Sweco-Autorin Verena Lorenz.
Jüngste Förderbeispiele sind unter anderem das "Tor zum Moor" am Ortseingang Ritterhude oder die Elektrifizierung der Außenborder an den Torfkähnen. Auch Dorfgemeinschaftshäuser und Touristik-Parkplätze wurden mit Brüsseler Finanzspritzen bedacht, ferner Gutachten zur Landwirtschaft im Moor oder zu Gewerbeflächen-Potenzialen. Als nützliche Besonderheit habe sich erwiesen, dass die Region der Kulturlandschaften aus dem Kreisgebiet zuzüglich einer länderübergreifenden Zusammenarbeit mit Bremen bestehe, so Lütjen: "Damit haben wir einiges bewegen können."
Verzahnung und Fortschreibung
Vorteil und Chance sei es außerdem, dass der Landkreis und die Sweco-Autoren mit dem Kreisentwicklungskonzept 2030 schon wichtige Hausaufgaben gemacht haben. Das vorhandene regionale Konzept für die "Kulturlandschaften Osterholz" müsse nur angepasst und fortgeschrieben werden. Dabei haben nun zunächst die Bürger das Wort. Denn Niedersachsen und die EU verfolgen mit Leader einen sogenannten "Bottom-up-Ansatz", wie Jana Lindemann darlegte.
Die frischgebackene Leiterin des Amtes für Kreisentwicklung ist bis zur Wiederbesetzung in der Pressestelle noch tageweise als Behördensprecherin tätig. Als Amtsleiterin verwies sie darauf, dass sich die Bürgerbeteiligung nicht darin erschöpft, in der Umfrage erste Ideen zu skizzieren oder persönliche Prioritäten zu nennen. So gibt es beim Regionalmanagement im Kreishaus eine Arbeitsgruppe, die sich anschließend mit den Förderanträgen befasst und in der neben Vertretern der Kommunen zahlreiche Wirtschafts- und Sozialpartner mitwirken, etwa Vertreter aus Touristik, Naturschutz, Kirche, Sport oder Landwirtschaft. Getagt wird zwei Mal im Jahr; pro Projekt sind bis zu 80 Prozent Leader-Zuschuss drin.
Lückenlose Förderung
Dirk Stelling, neuer Wirtschaftsförderer im Kreishaus, ließ erkennen, dass er sich von der Leader-Fortschreibung besondere Impulse für Touristik und Fremdenverkehr erhoffe. Auch werde die bisherige 10.000-Einwohner-Grenze fallen, die im Stadtgebiet bisher argumentative Klimmzüge erfordert habe, um Dörfer wie Pennigbüttel bei der Förderung zu bedenken. Stelling sagte, er gehe von einer nahtlosen Fortsetzung der Arbeit aus. "Wir können schnell starten", so der Wirtschaftsförderer.
Sein Kollege im Kreishaus II, Jan Hendrik Schumacher, soll hauptamtlicher Ansprechpartner für das Förderprogramm bleiben (Telefon 0 47 91 / 9 30 34 22; Info unter www.kulturlandschaften-osterholz.de). Seine Stelle wird zu einem Viertel auch aus dem EU-Topf gefördert. Mit Plakaten in den Rathäusern will der Landkreis zusätzlich für die Online-Umfrage werben. Dort werden auch ausgedruckte Fragebögen für die analoge Teilnahme ausliegen.
Zügiges Arbeiten
Misslich sei einzig der Zeitdruck, unter dem der Landkreis und die Sweco-Planerin Verena Lorenz nun stehen: Das Land erwartet, dass die Novelle des regionalen Entwicklungskonzepts bis spätestens 30. April 2022 vorliegt. "Die Zeit ist denkbar knapp", sagte Jana Lindemann vorige Woche im zuständigen Kreistagsausschuss. "Wir sind aber guter Dinge, dass es klappt."
Dezernatsleiter Dominik Vinbruck äußerte sich ähnlich. Er hoffe, dass sich mit Leader auch Projekte auffangen und fördern lassen, die in anderen Programmen und Richtlinien vielleicht durchs Raster fallen. Beispielhaft nannte Vinbruck den Erhalt historischer Bauernhäuser und den ländlichen Wegebau.