Landkreis Osterholz. Eine psychiatrische Facharztpraxis für Osterholz-Scharmbeck und Umgebung ist weiterhin nicht in Sicht. Das teilt der neue Stader Geschäftsführer der Kassenärztlichen Vereinigung (KVN), Sören Rievers, auf Anfrage des OSTERHOLZER KREISBLATT mit. Rievers ist Nachfolger des langjährigen KVN-Geschäftsführers Michael Schmitz, der sich vergebens um einen Praxis-Betreiber bemüht hatte.
Jahrelang hatte der beliebte Fachmediziner Wolf-Peter Schmidt über das Ruhestandsalter hinaus praktiziert, um keine Versorgungslücke entstehen zu lassen. Wie berichtet, versorgte Schmidt noch bis Ende Januar regelmäßig eine vierstellige Zahl von Patienten. Diese müssen seither nach Lilienthal, Bremen oder die weitere Region ausweichen und berichten von monatelangen Wartezeiten auf einen Termin.
Sören Rievers, der bei der KVN seit dem Frühjahr von Schmitz eingearbeitet wurde und ab 1. Oktober alleiniger Bezirksgeschäftsführer ist, erklärte der Redaktion, sein Haus suche weiter nach einem neuen Facharzt oder einer neuen Fachärztin für Psychiatrie. "Leider gestaltet sich diese Suche schwieriger als erwartet." Seit Februar wirbt die KVN für die Stelle mit einem Investitionskostenzuschuss von bis zu 50.000 Euro. Schmidts frühere Praxisräume an der Pappstraße sind inzwischen von der Wohnungsnotfallhilfe "Lebensraum Diakonie" belegt worden.
"Diverse Gespräche geführt"
Rievers sagte, sehr zu loben sei der Einsatz niedergelassener Hausärzte in der Region sowie der Ameos-Tagesklinik an der Poststraße, mit denen jeweils auch "diverse Gespräche" geführt worden seien. Sie leisteten in der Zwischenzeit einen wichtigen Beitrag zur Versorgung psychiatrischer Patienten, so der neue KVN-Geschäftsführer. Alle Beteiligten verfolgten dabei das Ziel einer Niederlassung beziehungsweise Anstellung – "nur bisher leider ohne Erfolg".
Anlässlich des Wechsels an der Stader KVN-Spitze teilt die Geschäftsstelle mit, "Ärztemangel und Sicherstellung der ambulanten Versorgung in ländlichen Strukturen" seien seit mehr als zehn Jahren die beherrschenden Themen. Durch Förderanreize habe es stellenweise auch leichte Zuwächse bei der Versorgung gegeben, aber die Nachwuchssuche bleibe ein großes Problem, besonders bei Allgemeinmedizinern sowie Rheumatologen, Dermatologen und Psychiatern.
Kooperationen als Ausweg
Aus Sicht von Rievers, der zuletzt als Führungskraft bei der AOK Niedersachsen gearbeitet hatte, liegt eine Lösung im Trend "weg von Einzelpraxen und hin zu mehr Kooperationsgemeinschaften". Unabdingbar seien auch zusätzliche Medizin-Studienplätze, so der 33-Jährige. Die KVN-Bezirksstelle Stade ist für die Regionen Cuxhaven, Osterholz, Bremervörde und Stade zuständig und betreut rund 1000 Vertragsärzte.