Die Müllgebühren im Landkreis Osterholz steigen zum 1. Januar 2025 um mehr als 19 Prozent an. Der Kreistagsausschuss für Abfallwirtschaft hat die Anhebung jetzt einstimmig gebilligt; der Kreistagsbeschluss am 5. Dezember gilt als Formsache. Ein Zwei-Personen-Haushalt mit Restmüll- und Biotonne (je 60 Liter) zahlt damit künftig im Schnitt 160,74 Euro pro Jahr statt bisher 134,50 Euro; ein Musterhaushalt mit vier Personen und beiden Tonnen (je 120 Liter) muss für die Abfuhr mit jährlich 286,30 Euro rechnen – bisher sind es 237,76 Euro. Die Einsparmöglichkeit durch Unterschreiten der 14 Regelentleerungen liegt für die genannten Fälle bei maximal 20,85 beziehungsweise 33,35 Euro.
Unternehmensberater Armin Halbe, der die Entsorgungsmengen und -kosten für 2025 und 2026 hochgerechnet hat, wies darauf hin, dass mit der aktuellen Steigerung auch ein Einmaleffekt einhergehe: So werde nun auch die allgemeine Teuerung nachgeholt, die man bei der Gebührenkalkulation für die Jahre 2022 bis 2024 auf 1,7 Prozent taxiert und damit massiv unterschätzt habe. Das allein trage zu mehr als einem Drittel zum jetzigen Gebührenanstieg bei. Doch noch immer stehe Osterholz bei den Abfallgebühren im norddeutschen Vergleich sehr gut da, unterstrich Armin Halbe: Der jährliche Gebührenbedarf ländlicher Landkreise liege umgerechnet über 100 Euro pro Einwohner, in Großstädten würden inzwischen fast 200 Euro fällig – Osterholz erreiche mit der Gebührenanhebung im nächstem Jahr 92 Euro.
Restriktionen bei Gartenabfall und Sperrmüll
Einer von mehreren Gründen für den Preisvorteil sei nach Angaben von Werksleiter Werner Schauer der Umstand, dass der Landkreis – im Gegensatz etwa zu Bremen – Grün- und Gartenabfall nicht kostenlos entgegennehme. Dabei solle es auch bleiben, denn den Service würden über die Müllgebühren sonst auch diejenigen mitbezahlen, die gar keinen Garten haben." Bei einer Abkehr vom Verursacherprinzip müsste die Jahresgebühr wohl doppelt so stark wie jetzt angehoben werden, mutmaßte der Leiter der Kreisabfallwirtschaft (KAW) Osterholz.
Auch der Sperrmüll, dessen Entsorgung sich für die KAW seit 2022 um rund ein Drittel verteuert hat, wird im Kreis Osterholz mit nur einer Gratis-Abholung pro Jahr weiterhin eher restriktiv gehandhabt. Die zweite und jede weitere Abfuhr kostet künftig 73,37 Euro; bisher waren es 60 Euro, was einer Steigerung von 22 Prozent entspricht. An einer anderen Stelle wird es geringfügig billiger: Wer einen zusätzlichen Behälter benötigt, soll ab 2025 günstiger davonkommen als zurzeit.
Wirtschaftlichkeit hat Tradition
Halbe lobte, dass der Landkreis schon früh und stark auf eine nutzungsabhängige Komponente gesetzt habe, was im ländlichen Raum bis heute nur wenig verbreitet sei: Wer seine Tonne seltener rausstellt, als es die Regelentleerungszahlen seit mittlerweile 14 Jahren vorsehen, könne in einem gewissen Spielraum auch Boni nutzen. Die Folge: stabile Gebühren seit 2010 mit zwei kleineren Senkungen sowie einer ersten Anhebung 2022, die seinerzeit durchschnittlich zehn bis zwölf Prozent betragen hatte. Der Lebenshaltungskostenindex sei im selben Zeitraum in ganz andere Höhen geklettert, führte der Unternehmensberater aus.
Zweiter Kostentreiber ist die CO2-Abgabe, die bereits seit diesem Jahr bei der Müllverbrennung anfällt, so der Betriebswirt weiter. Sie allein verursacht fast ein weiteres Drittel der nun anstehenden Gebührenanhebung. Weil die finanziellen Folgen des Emissionshandels wegen der politischen Großwetterlage kaum seriös vorherzusagen seien, belasse man es jetzt ausnahmsweise bei einem zweijährigen Kalkulationszeitraum. Ziel bleibt es Werner Schauer zufolge, bei belastbareren Eingangsdaten künftig wieder nur alle drei Jahre die Gebühren anfassen zu müssen.
Für die Kreisabfallwirtschaft sieht der Wirtschaftsplan 2025 einen Überschuss von 8000 Euro vor; das Geld verbleibt als Rücklage im Betrieb, eine Ausschüttung an den Landkreis für das eingesetzte Eigenkapital ist nicht vorgesehen.