Bis die kreiseigene Förderschule 2026 vom Klosterplatz ins heutige Kreishaus II umziehen kann, müssen zur Überbrückung der Raumnot nun auch Klassencontainer genutzt werden. Vor einigen Tagen wurden auf dem südlichen Schulhof beim Kuhdamm die Mobilbauten für vier Lerngruppen aufgestellt. Dort können ab August neue und bestehende Förderschulklassen übergangsweise unterrichtet werden. 55.000 Euro stehen im Kreishaushalt 2024 für die Container-Lösung bereit.
Die Kooperationsklassen vom Klosterplatz, die bislang an einzelne Regelschulen des Kreisgebiets angedockt arbeiten, werden damit unwiderruflich zum Auslaufmodell. Das bestätigte Landkreis-Sprecher Sven Sonström auf Nachfrage der Redaktion. Bestehende Kooperationen würden "soweit möglich" noch fortgeführt, bis die Schulzeit dieser Förderschüler endet, neue jedoch würden nicht mehr begonnen. Das Koop-Angebot war vor einem Vierteljahrhundert etabliert worden, um eine Lücke zu füllen. Die Inklusion im Regelschulbereich war seinerzeit noch nicht im Schulgesetz verankert; und weil die Förderschulen Lernen nachfragebedingt hatten schließen müssen, sollten Kinder mit Unterstützungsbedarf ein anderes wohnortnahes Angebot erhalten oder behalten. Ein Entgegenkommen der kommunalen Schulträger – keine schulgesetzliche Verpflichtung durch das Land, wie es dazu nun aus dem Kreishaus heißt.
Zwischen Förderschule und Inklusionsklasse
Zwar wurden über Jahre hinweg maßgeschneiderte pädagogische Konzepte mit den allgemeinbildenden Schulen und den Trägern vereinbart und mit Leben gefüllt. Doch handelte es sich dabei – gerade auch angesichts der zuletzt wieder steigenden Schülerzahlen – stets um eine Kooperation auf Widerruf.
Erziehungsberechtigte von Kindern mit Unterstützungsbedarf können beziehungsweise müssen sich damit künftig entscheiden: zwischen Förderschule am Förderschulstandort (derzeit Klosterplatz, demnächst Kreishaus II) oder wohnortnaher Inklusion an einer anderen Schule. Einen dritten Weg gibt es bald nicht mehr.
Angebot weniger vielfältig
Was für das Kollegium der Förderschule stets auch einen zusätzlichen logistischen Aufwand bei der Lehrerstunden-Verteilung bedeutete, bescherte den Eltern mehr Wahlfreiheit für ihre Kinder mit Beeinträchtigungen: einerseits ein geschützter Klassenverband, andererseits immer auch gemeinsame Zeit mit den Schülern einer Partnerklasse - im Unterricht, bei Projekten, beim Ganztag, in den Pausen. "Wir machen die Regelschulen im Landkreis bunt", erklärten die Pädagogen vom Klosterplatz dazu stets selbstbewusst. Der Grundsatz für die Koop-Klassen lautete: „So viel gemeinsamer Unterricht wie möglich, so oft getrennt wie nötig." Außerhalb des Klosterplatzes profitierten davon zuletzt gut 60 Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf.
Gerne schmückten sich in der Vergangenheit auch der Landkreis und seine Kommunen mit einer besonders vielfältigen Schullandschaft; die sei ein Standortfaktor für junge Familien, hieß es. Das Kooperationsmodell, das vor mehr als 20 Jahren zuerst an der Osterholzer Findorffschule entwickelt und erprobt wurde, hatte sich erfolgreich auch auf Tandemklassen an anderen allgemeinbildenden Schulen ausgedehnt – übergangsweise, wie man heute weiß. Zum kommenden Schuljahr verbleiben Kooperationen mit zwei weiteren Grundschulen (Ritterhude, Worpswede), der IGS Lilienthal/Grasberg sowie den Gymnasien Ritterhude und Osterholz-Scharmbeck. Zwar sollen auch neue Erstklässler vom Klosterplatz am 10. August in Kooperation mit der Findorffschule an der Rübhofstraße eingeschult werden; die dortige Koop-Klasse jedoch erreicht dann die vierte Jahrgangsstufe. Es könnte die letzte ihrer Art sein.