Radeln nach Zahlen: Nach diesem Muster funktioniert ein neues Knotenpunkt-System aus den Niederlanden, das der Landkreis Osterholz im Winter auch bei der Beschilderung der Radwege in der Region eingeführt hat. Bevor der Landrat und die Bürgermeister dafür in ein paar Tagen den offiziellen Startschuss geben werden, ließ sich der Kreistagsausschuss für Wirtschaft, Kultur und Tourismus über die Hintergründe und Folgeprojekte informieren. Denn mit dem Pressetermin am Montag beginnt nach Angaben von Sachgebietsleiter Thorsten Milenz zugleich eine Werbekampagne, die Einheimische und Auswärtige von dem Systemwechsel überzeugen soll. Die Nummern-Schilder und Wegweiser erleichtern nach seinen Worten den Alltags- und Freizeitradlern die Routenplanung ebenso wie den Tourenfahrern aus nah und fern. Auch der Landkreis Rotenburg stellt Milenz zufolge auf das neue Leitsystem um, und der Landkreis Stade werde wahrscheinlich ebenfalls folgen.

Jeder Knotenpunkt hat eine eigene Nummer, hier die 73; die Wegweiser führen zum jeweils nächsten.
Hauptzielgruppe des auf drei Jahre angelegten Marketingkonzepts sollen im ersten Jahr zunächst Tagesausflügler und Naherholungssuchende aus dem Landkreis und der näheren Umgebung sein. "Wir haben das Netz im Landkreis Osterholz auf 642 Radweg-Kilometer erweitert, sodass es nun aus 288 Knotenpunkten besteht", erläuterte der Landkreis-Touristiker. Mehr als 2000 Schilder wurden aufgestellt und katalogisiert, dazu zehn landschaftlich reizvolle Premium-Routen neu definiert. In analoger Form und auf digitalen Kanälen soll für die Tourenvorschläge besonders Werbung gemacht werden, eine neue Randwanderkarte ist in Arbeit.
Landkreis will sich kümmern
Konzeption und Beschilderung nach den Standards des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) hat sich der Landkreis bisher 260.000 Euro kosten lassen – abzüglich einer Bundesförderung von 117.000 Euro, die aus dem "Stadt und Land"-Topf für nicht-touristische Alltagsradler stammen. Wer nun einen Fahrradausflug plant, muss sich lediglich die richtige Reihenfolge einer Handvoll Nummern merken, an denen dann jeweils abgebogen werden muss. "Besondere Strecken wie den Butenpad gibt es natürlich auch weiterhin", setzte Milenz hinzu

Thorsten Milenz, Sachgebietsleiter Tourismusförderung beim Landkreis Osterholz, stellt das neues Marketingkonzept für den Fahrradtourismus vor.
Leider seien bereits etliche neue Schilder zugeklebt oder beschädigt worden. "Vandalismus ist ein Problem", so Milenz. Der neue Radwegewart, den der Landkreis im vorigen Herbst erstmalig eingestellt habe, sei aktuell mit 190 offenen Wartungen beschäftigt. An der Standfestigkeit einiger Pfähle müsse wegen der Windlast und der feuchten Böden unter anderem in Worpswede ebenfalls noch gearbeitet werden. Ein behördeninternes Digitalkataster – mit Lesezugriff für die Mitgliedsgemeinden – soll dem Landkreis-Personal dabei helfen, bei alledem den Überblick zu bewahren.
Abgeordnete loben Konzept
Pflege und Anpassung des Radverkehrsnetzes seien ein laufender Prozess, so der Tourismusbeauftragte des Landkreises. Er betonte, die bisherige Kritik, die etwa auch im Internet geäußert worden sei, habe sich als unberechtigt und unzutreffend erwiesen. "Ein paar Meckerer gibt's immer", kommentierte der Ausschussvorsitzende Peter Schnaars. Der Sozialdemoktrat sowie Abgeordnete der CDU und der Grünen gaben Lob und Anerkennung für Milenz' Marschrichtung zu Protokoll.
Das Ganze diene nicht nur dem Fremdenverkehr und den Gästen von außerhalb, fuhr der Touristiker fort. "Es ist auch ein Projekt für die Bürger im Landkreis Osterholz." Diese seien bisweilen die besten Werbeträger. Erste Adressaten, um die Neuerung in die Fläche zu bringen, sind im laufenden Jahr die Multiplikatoren und Leistungstragenden aus der Region: von den Tourist-Infos und Rathäusern über Tankstellen und ADFC-Gruppen bis hin zu Gastronomie und Hotellerie. "Wir brauchen auch noch mehr Bike-and-Breakfast-Betriebe", blickte Milenz voraus. Geworben wird online sowie in Print und Präsenz, unter anderem über Newsletter, Social-Media, Kalendarien und im OHZ-Live sowie auf der Reisemesse Bremen.
Größerer Radius fürs Radmarketing
In den Jahren 2025 und 2026 zieht das Konzept fürs Radmarketing dann immer größere Kreise. Von Tagestouren und Naherholung weitet sich der Horizont auf die Zielgruppe der Aktiv- und Genussurlauber sowie die Quellmärkte von Hamburg bis zum Norden Nordrhein-Westfalens. Eine Neuauflage der zwölf Jahre alten "Klimatour Teufelsmoor" mit eigener Broschüre und Routenführung ist für 2025 bereits in der Pipeline, und auch die Zertifizierung als ADFC-Rad-Reise-Region soll im kommenden Jahr anlaufen.
Im Idealfall erfolgt Anfang März 2026 auf der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin die Anerkennung. Das wäre der optimale Aufhänger für eine überregionale Kampagne und die bundesweite Vermarktung. Schlagartig wäre der Landkreis Osterholz dann unter anderem in allen ADFC-Medien präsent sowie auf den Landeskanälen des Tourismusmarketings Niedersachsen.