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Serie "Alles Müll, oder?! " Müllhalde Natur

Peter Heyer vom Nabu hat bei seinen Spaziergängen schon einiges entdeckt, was nicht in die Natur gehört: Autoreifen zum Beispiel.
16.05.2018, 01:30 Uhr
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Von Milena Schwoge

Jeder produziert ihn, jeder geht anders mit ihm um: Die einen versuchen, ihn im Alltag möglichst zu vermeiden, andere machen sich über die mögliche Verschwendung gar keine Gedanken. Wo Menschen leben, entsteht Abfall. Das war vor 10.000 Jahren nicht anders als heute. Anders ist es mit dem Bewusstsein für die Müllmengen, das seit der Entwicklung der Konsumgesellschaft durchaus gewachsen ist.

Zwar ist die Restmüllmenge in den vergangenen Jahren bundesweit weniger geworden, dafür hat sich die Menge an Verpackungen erhöht. Annemarie Lampe vom Abfall-Service-Osterholz (Aso) führt das auf Verhaltensänderungen in der Gesellschaft zurück. „Mit dem Boom des Online-Handels fallen mehr Pakete an“, erklärt Lampe. Auch die Essgewohnheiten hätten sich gewandelt. „Die Menschen kaufen heute häufiger Fast Food. Ein großes Problem sind auch die To-go-Getränke geworden“, gibt sie zu bedenken. Darüber hinaus sei deutschlandweit die Zahl der Ein- und Zweipersonenhaushalte gestiegen. Senioren konsumierten deutlich weniger als Familien, weshalb in den Supermärkten immer öfter auch kleinere Füllmengen pro Verpackung angeboten werden.

500 Kilo Abfall pro Kopf

Wird heute mit etwa 500 Kilogramm Abfall pro erwachsenem Einwohner und Jahr kalkuliert, war es vor knapp 100 Jahren nur ein Fünftel davon. Damals gab es oft nur einen Laden um die Ecke, in dem viele Lebensmittel noch lose abgefüllt wurden. „Die Generation unserer Großeltern ist noch mit dem Tante-Emma-Laden groß geworden. Da wurde sogar die Butter einfach in Pergamentpapier eingepackt“, blickt Lampe zurück. Mit dem Wirtschaftsboom der 1960er-Jahre stieg die Konsumkraft in der Gesellschaft. Während anfangs jede kleine Gemeinde ihre eigene Müllkippe hatte, entstanden nach und nach landkreisweite, große Mülldeponien.

Auch in der Natur hinterlässt das hohe Müllaufkommen Spuren. Peter Heyer vom Naturschutzverband (Nabu) Osterholz-Scharmbeck stolpert immer häufiger über Abfall in der Landschaft, der illegal entsorgt wird. „Bei meinen Spaziergängen habe ich schon Autoreifen und fast komplette Wohnungseinrichtungen gefunden“, sagt er. Für den sogenannten „Wegwerf-Tourismus“ hat der Nabu-Aktivist kein Verständnis.

„Meiner Ansicht nach hat sich vor allem das Problem mit dem Bauschutt in den vergangenen Jahren wieder verschlechtert. Man kann sich nicht vorstellen, welche Mühe sich manche Leute machen, um den auf einer Wiese zu entsorgen“, bedauert Heyer. Dabei hätten sich die Gebühren für den Sperrmüll in letzter Zeit nicht signifikant erhöht. „Für viele ist es so bequemer. Die Menschen haben oft keine Hemmungen mehr“, ergänzt er.

Auch die Kreisverwaltung stellt fest, dass immer häufiger auf öffentlichen Plätzen und Wegen illegal entsorgte Abfälle von Bürgern gemeldet werden. „Der Landkreis hat an den Parkplätzen entlang der Kreisstraßen vermehrt Mülleimer aufgebaut. Jedoch wird illegaler Abfall oftmals nachts abgelegt, was vonseiten des Landkreises nicht kontrolliert werden kann“, sagt Sprecherin Jana Lindemann. Zudem werde häufig auch Sperrmüll illegal entsorgt. Darunter befänden sich vor allem Elektrogeräte, Autoteile oder auch Möbel.

„Die illegale Beseitigung von Abfall schadet nicht nur der Umwelt, sondern stellt in bestimmten Fällen eine Straftat dar, die strafrechtliche Ermittlungen von Polizei und Staatsanwalt mit sich bringt“, so Lindemann weiter. Der Landkreis nehme bei einer illegalen Abfallentsorgung Ermittlungen auf, um die Verursacher wilder Müllkippen ausfindig zu machen und die Kosten für die Allgemeinheit zu minimieren. Beobachtungen aufmerksamer Bürger seien daher wichtig.

Plastik ist ein Problem

Zwei Mal pro Woche reinigt die Kreisstraßenmeisterei die Parkplätze an den Kreisstraßen und liest dabei rund zehn blaue Säcke je 120 Liter pro Woche auf. Im Bereich der Kreisstraße 8 und 9 stellten die Mitarbeiter ein erhöhtes Abfallaufkommen fest. „Der Grund liegt dabei vermutlich darin, dass dieses Gebiet gerne als Ausflugsziel genutzt wird“, mutmaßt Lindemann.

Ein Problem stelle Plastik dar. Unter den Fundstücken der Kreisstraßenmeisterei befänden sich größtenteils Verpackungen und Farbeimer. „Plastik ist für die Natur besonders schädlich, weil es erst nach etwa 500 Jahren abgebaut werden kann“, weiß Heyer. Der Nabu-Vorsitzende kennt die Risiken, die sich aus dem Müll für die Umwelt ergeben. Vor allem Tiere sind in Gefahr, ist sich Heyer sicher, dass sie unter dem Abfall leiden. Der Naturschützer erinnert sich an eine Begegnung im Wald, die ihn schockiert hat: „Auf dem Boden habe ich einen Igel entdeckt, dessen Kopf in einem Joghurtbecher feststeckte. Das arme Tier konnte sich von alleine nicht aus der Lage befreien."

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