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Horst Obert (86) ist Chef der Rentnertruppe, die sich ums Tarmstedter Ausstellungsgelände kümmert „Nächstes Jahr wird mir sicher was fehlen“

Nur noch wenige Tage dauert es, bis die 66. Tarmstedter Ausstellung ihre Tore öffnet.
01.07.2014, 00:00 Uhr
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Von Johannes Heeg

Nur noch wenige Tage dauert es, bis die 66. Tarmstedter Ausstellung ihre Tore öffnet. 700 Aussteller präsentieren ihr Angebot, mehr als 100 000 Besucher werden vom 11. bis 14. Juli erwartet. Ohne Horst Obert und sein Helferteam wäre diese Großveranstaltung nicht zu wuppen. Johannes Heeg sprach mit dem 86-jährigen Chef der Rentnertruppe über seinen Job auf dem rund 18 Hektar großen Ausstellungsgelände am Wendohweg.

Herr Obert, sollten sie nicht eigentlich schon in Rente sein? Sie wurden doch voriges Jahr offiziell verabschiedet.

Ja, das stimmt. Aber weil mein Nachfolger noch nicht so weit ist, mache ich das dieses Jahr eben noch einmal.

Gibt es denn einen Nachfolger?

Ja, der wird im Oktober 65 und geht dann in Rente. Der übernimmt dann die Leitung der Rentnergang.

Was reizt Sie denn an der Aufgabe?

Der gute Zusammenhalt in meiner Mannschaft. Wir sind sieben Mann, die sich gut kennen. Wir machen jeden Morgen in der Werkstatt eine kurze Besprechung, und jeder weiß, was er zu tun hat. Das flutscht hier nur so. Die Arbeit macht Spaß. Nächstes Jahr wird mir sicher was fehlen.

Wann beginnt Ihr Job auf dem Ausstellungsgelände?

Wir fangen Ende April ganz sachte an. Zwei Mann mähen erst mal am Zaun, innen und außen. Das muss dreimal gemacht werden.

Mähen Sie etwa auch die 180 000 Quadratmeter große Ausstellungsfläche?

Nein, das wäre zu viel für uns. Wir arbeiten nur von Montag bis Donnerstag jeweils vier Stunden. Wir wollen hier niemanden überfordern. Die große Fläche macht daher der Maschinenring. Da kommen 220 Rundballen Heu raus, die zum Reitstall nach Wilstedt gehen. Wir schneiden aber die 80 Stromkästen auf dem Gelände frei. Dafür haben wir vier Motorsensen. Auch den Zaun müssen wir immer wieder reparieren. An mehreren Stellen kneifen Unbekannte den Draht durch, offenbar, um den Weg abzukürzen. Das wiederholt sich leider jedes Jahr.

Sie sind jetzt seit 41 Jahren dabei. Da wiederholt sich doch sicher einiges?

Immer wieder werden Wasserhähne abgeschraubt. Jetzt mussten wir wieder neun der 200 Hähne austauschen, weil jemand die Filtereinsätze geklaut hat. Nur die Filter wohlgemerkt, die Hähne selbst haben sie da gelassen. Dummerweise gibt es die Filter nicht als Ersatzteil zu kaufen, so dass wir den kompletten Hahn erneuern müssen. Das ist ärgerlich. Zu unseren Standard-Aufgaben gehören auch Malerarbeiten. Zum Beispiel mussten die vier Tombola-Häuschen neu gestrichen werden, auch die Kassenhäuschen brauchten ebenfalls dringend neue Farbe. Auch die 2500 Markierungspfähle für die Ständer der Aussteller haben wir gemacht. Die haben wir auf 75 Zentimeter Länge geschnitten und angespitzt.

Wird das auch mal stressig?

Während der Aufbauphase sind wir den ganzen Tag zu Gange, von früh morgens bis es dunkel wird. Wir helfen mit, Furchen zu beseitigen, die die Lastwagen hinterlassen, und wir streuen jede Menge Hackschnitzel aus. Und wir bauen den Parcours auf. 1000 Tiere sind dort an den vier Messetagen zu sehen.

Arbeiten Sie auch während der Ausstellung?

Klar, wir räumen jeden Morgen auf. Um 5 Uhr ziehen wir los und sammeln Müll ein. Es gibt sechs große Container für den Abfall, und wir haben 1000 blaue Müllsäcke besorgt. Wir sind auch für den Waschplatz auf dem Tierschaugelände verantwortlich. An den Haupttagen Sonnabend und Montag gehen dort 130 beziehungsweise 180 Tiere durch, die wir vorbereiten. Auch Einstreu und Futter besorgen wir, immerhin 60 Großballen Stroh und zehn Ballen Heu. Da die Isländer kein Heu fressen dürfen, bekommen die Silage. Auch das kaufen wir in Tarmstedt ein.

Und Dienstag legen Sie die Beine hoch?

Nein, nach der Ausstellung sammeln wir die Hinterlassenschaften ein, zum Beispiel zurück gelassene Prospekte. Auch Maschinenteile sind schon mal vergessen worden. Zudem sammeln wir die Deko ein, beispielsweise die Blumenkübel sowie die Bänke. Erst drei Wochen nach der Ausstellung ist für uns Schluss.

Was muss ihr Nachfolger alles wissen?

Der ist kein Neuling hier, kennt sich also schon ziemlich gut aus. Ganz wichtig ist es zu wissen, wo die acht Schieber für die Wasserversorgung sind. Vor vier Jahren hatten wir einen Wasserrohrbruch, und zunächst konnte niemand das Wasser absperren, weil der Schieber nicht zu finden war. Schließlich hat sich herausgestellt, dass sich der Absperrhahn unter dem Holzfußboden eines Zeltes befand. Man muss eben wissen, wo die Dinger sind. Und weil solche Sachen gerne mitten in der Nacht passieren, sind wir während der Ausstellung 24 Stunden täglich auf Abruf im Dienst.

Hat Ihr Enthusiasmus auf Ihre Familie abgefärbt?

Das kann man so sagen. Mein Enkel Ingo ist seit zehn Jahren dabei, er leitet das Abladen der großen Maschinen. Drei weitere Enkel nehmen sich ebenfalls Urlaub für diese Zeit und beschildern Wege oder helfen bei der Ausstattung der Zelte.

Zur Person: Horst Obert (86) ist Leiter der Rentnergang, die das Gelände der Tarmstedter Ausstellung in Ordnung hält. Der frühere Landwirt gehört seit 41 Jahren zu diesem Team. In seiner Truppe nach ihm am längsten dabei, nämlich 24 Jahre, ist Karl Rimkus (77). Hubert Kleinteich ist 79 Jahre alt und 15 Jahre dabei, Peter Schlohen (74) gehört seit zwölf Jahren dazu. Der 70-jährige Friedhelm Wacker arbeitet seit neun jahren mit, Hans-Hermann Schnaars (74) seit acht Jahren und Horst Bock (68) seit sieben Jahren.

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