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Coastal Rowing im Teufelsmoor Rückwärtsgewand über die Hamme

Ein Kreisstädter entdeckt das Coastal Rowing auf der Hamme. Der Sport ist eigentlich für das offene Meer und andere Gewässer mit viel Wellengang konzipiert. Nun findet er seinen Weg ins Teufelsmoor.
21.09.2024, 14:03 Uhr
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Rückwärtsgewand über die Hamme
Von Kim Wengoborski

Wenn im Sommer morgens um fünf Uhr Nebelfelder über den Hammewiesen liegen, springt der Kreisstädter Jörn Mangels aus dem Bett und begibt sich mit seinem Coastal Rower auf die Hamme. Meist ist er in der Frühe allein auf dem Wasser. Auch wenn sich im Laufe des Vormittags andere Ruderer, Boote oder Torfkähne dazugesellen, dann bleibt er doch der einzige mit einem fahrbaren Untersatz dieser Art.

Der sogenannte Coastal Rower ist eine relativ neue Erfindung und eigentlich nicht für glatte Gewässer wie die Hamme, sondern für das offene Meer und unruhige Flüsse und Seen konzipiert. Durch das offene Heck kann einströmendes Wasser problemlos ablaufen. Im Gegensatz zu Kanus und Kajaks liegen die Boote auch bei hohem Wellengang sehr stabil und sollen laut Herstellern annähernd unsinkbar sein. Außerdem können die Ruderer mit ihnen hohe Geschwindigkeiten erreichen. Ozeanüberquerungen sollen mit Coastal Rowern ebenfalls möglich sein.

„Ich wollte gerne rudern, bin aber kein Vereinsmensch“, beschreibt Jörn Mangels, wie er auf den Coastal Rower gekommen ist. Seit jeher betreibt er sportliche Aktivitäten losgelöst von Vereinsstrukturen. Unter anderem hat er Marathons, lange Wanderungen und Radtouren hinter sich gebracht. Während der Corona-Zeit zog es ihn allerdings aufs Wasser. Zuvor war er dort gern gemütlich mit seiner Frau Julia Mangels im Kanu unterwegs gewesen. Um ohne Partner auf der Hamme voranzukommen, wäre ein Kajak ebenfalls eine Option gewesen. „Aber die Art der Bewegung sagt mir nicht besonders zu“, erläutert Mangels.

Allein Rudern

Während die Paddel beim Kajakfahren abwechselnd ins Wasser gestoßen werden und der Fahrer vorwärtsblickt, werden die Ruder beim Coastal Rowing zeitgleich parallel bewegt und der Wassersportler sitzt entgegengesetzt zur Fahrtrichtung. Beim herkömmlichen Rudern hat zudem ein Steuermann oder eine Steuerfrau einen Blick nach vorn. Mangels bleibt lediglich ein Spiegel, der ihm verrät, worauf er sich zubewegt.

„Es ist unheimlich viel Multitasking gefragt“, beschreibt er. Seine ersten Ruderschläge waren daher sehr unbeholfen, erinnert sich der Kreisstädter. Im April 2021 erhielt er Besuch von einem Vertriebler, der ihm das Boot vorstellte.

Bei Melchers Hütte ließen sie den Coastal Rower ins Wasser. „Ich wusste gar nicht, was ich zuerst bewegen und wo ich hingucken sollte“, so Jörn Mangels. Dennoch entschied er sich kurzerhand, das Boot zu kaufen. Etwa hundert gefahrene Kilometer später stellte sich langsam aber stetig eine Routine beim Fahren ein.

Laut Herstellern sind die Boote für Ruderanfänger aller Altersklassen geeignet. Auch technische Vorkenntnisse seien nicht notwendig. „Es ist reine Übungssache. Ich weiß zwar nicht, ob ich alles richtig mache, aber es bringt mir unheimlich viel Freude“, beschreibt Jörn Mangels.

Die Handhabung des Coastal Rowers an Land sei ebenfalls Übungssache. "Anfangs hat Julia mich begleitet und mir geholfen, das Boot vom Autodach ins Wasser zu bringen", sagt Jörn Mangels. Mittlerweile könne er dies aber ohne Unterstützung.

Faszination Teufelsmoor

Als besonders angenehm empfindet der Kreisstädter die Kombination aus der körperlichen Betätigung und dem Aufenthalt in der Natur. „Es ist schön, zu sehen, dass wir so ein tolles Naherholungsgebiet hier direkt vor Ort haben“, so der Ruderer. Im Laufe der vergangenen drei Jahre ist er mehr als 3000 Kilometer auf der Hamme gefahren. Ihn fasziniere die Vielfalt der Landschaft, mit ihrer Fauna wie den Schwänen, Gänsen und Kranichen sowie die Flora mit den Lilien oder dem Blutweiderich. „Wenn man regelmäßig auf der Hamme unterwegs ist, kann man die Veränderungen der Jahreszeiten hautnah miterleben.“

Darüber hinaus übe die Art der Bewegung im Coastal Rower eine zusätzliche Faszination auf ihn aus. Der Blick sei nach hinten gerichtet, auf die Spuren, die der Ruderer im Wasser hinterlässt. Gleichzeitig ginge die Reise permanent vorwärts und nur ein kleiner Spiegel verrate, wo in etwa es hingehe. „Das ist ein bisschen wie im Leben, wo ich auch zurückschauen kann und gleichzeitig weiß, dass es nach vorne geht – doch niemals genau, wohin.“

Informationen über Coastal Rower finden Interessierte im Internet.

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