Osterholz-Scharmbeck. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan und Libyen, aus Polen und aus Bremervörde - die 16 jungen Erwachsenen, die nun im Verlauf einer kleinen Feier im Osterholzer Kreishaus ihre Hauptschulabschluss-Zeugnisse entgegennehmen konnten. Zum mittlerweile vierten Mal endete damit die erfolgreiche Kooperation zwischen der Volkshochschule Osterholz-Scharmbeck, der Bildungsstätte Bredbeck, dem Lernhaus im Campus und der Jugendwerkstatt des Landkreises Osterholz.
Gemeinsames Ziel ist es, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, den Hauptschulabschluss nachzuholen und damit wichtige persönliche Weichen für die Aufnahme einer Berufsausbildung zu stellen. Besonders bemerkenswert war das Beispiel eines Migranten, der in seinem Heimatland keine Schule hatte besuchen können. Nun musste er nicht nur den Inhalt für den Abschluss pauken, sondern dies auch noch in einer für ihn fremden Sprache tun. Daher freute sich Dominik Schmengler von der Jugendwerkstatt ganz besonders, diesem jungen Mann sein gutes Abschluss-Zeugnis zu überreichen.
Mehr als Fachunterricht
In den vergangenen zwölf Monaten hatten die Absolventinnen und Absolventen nicht nur den Stoff der klassischen Schulfächer bearbeitet, sondern auch durch Workshops in der Bildungsstätte Bredbeck soziale und staatsbürgerliche Kompetenzen erworben. „Dies ist für den weiteren Berufsweg unverzichtbar“, machte die Erste Kreisrätin Heike Schumacher deutlich.
Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten zusätzlich Unterstützung durch spezielle Module in der persönlichen Berufs- und Lebensplanung. „Wir haben die jungen Leute bis in die Vorstellungsgespräche mit möglichen Ausbildern begleitet“, sagte Alexander Starostin von der Bildungsstätte Bredbeck. „Keiner und keine wurde hier allein gelassen.“ In seinem Grußwort ermunterte Starostin: „Haben Sie niemals wieder Angst vor Misserfolgen oder Fehlern – es ist großartig, was Sie heute geschafft haben!“
Neue Perspektiven
Anida Ramadani hat in dem Kursus vor allen Dingen Spaß an Mathe, Deutsch und Erdkunde gehabt. Nach ihrem erfolgreichen Abschluss weiß die junge Frau auch ganz genau, was sie jetzt machen möchte: Nach einem freiwilligen Sozialen Jahr will sie eine Ausbildung zur Krankenpflegerin beginnen.
Auch Amani Ibrahim weiß schon, wohin der weitere Lebensweg sie führen soll. Mit dem Hauptschulabschluss in der Tasche hofft sie nun, sich einen lang gehegten Traum erfüllen zu können: „Ich möchte selbst Kosmetik-Produkte herstellen“, verrät sie mit strahlendem Lächeln ihre ehrgeizigen Pläne.
Etwas nüchterner geht es Waleed Haji an: Er wird eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann bei Deichmann im Weserpark machen. An den Mathe-Kenntnissen habe es während der vergangenen Monate zunächst gehapert, aber nach intensivem Nachhilfe-Unterricht habe sich die Note im Abschlusszeugnis dann noch erfreulich verbessert. Nun ist der junge Mann erleichtert: „Die Gruppe war großartig – wir waren fast so etwas wie eine Familie“, findet Haji. Er bedauere es geradezu, dass dieser Lebensabschnitt nun abgeschlossen ist.
Am Rande der Zeugnisverleihung an die Absolventen kam auch das Thema Umzug der Jugendwerkstatt auf. Eine Zeit lang hatte es geheißen, die Jugendwerkstatt werde in das ehemalige ATU-Gebäude an der Ritterhuder Straße umziehen werde. Diese Pläne haben sich aber zerschlagen, weil sie letztlich zu teuer geworden seien, wie Heike Schumacher bestätigte (wir berichteten). Die öffentliche Hand sei durchaus bereit, ortsübliche Preise zu bezahlen; "Aber mehr geht auch nicht!" Die Jugendwerkstatt werde definitiv umziehen, wenn ein geeignetes Gebäude gefunden sei.