Wer bei seinen Fahrradtouren auf Abwechslung Wert legt, kommt bei der Thementour "Gärten und Auen" auf seine Kosten. Auf 37,5 Kilometern geht es von Ritterhude über Leuchtenburg nach Blumenthal und von dort zurück über Schwanewede, Löhnhorst und Stendorf. Das bedeutet, dass man zwar meistens weitgehend ungestört eine überwiegend höchst reizvolle landschaftliche Umgebung genießen kann, aber hin und wieder auch an einem recht belebten Straßenverkehr teilnimmt. Es gibt mäßige Steigungen, aber auch lange Abfahrten. Annähernd die Hälfte der Strecke ist asphaltiert, aber man bekommt auch sechs Kilometer Pflaster unterschiedlichster Qualität unter den Pneu.
Es ist eine mittelschwere Tour, für die man sich Zeit nehmen sollte und mitunter auch muss, denn es geht natürlich nicht immer schnurgeradeaus, und so läuft man bei allzu ungestümem Vorwärtsdrang Gefahr, eine der zahlreichen Abbiegungen zu verpassen, auch weil sich das Logo des Radwegs "Gärten und Auen" mitunter im dichten Schilderwald behaupten muss.

Die Piste nahe Löhnhorst.
Der Charakter der Tagesrundtour wird von der Bremer Schweiz geprägt, durch die das weite Tal der Schönebecker Aue zieht. Der Geestbach entspringt in der Langen Heide bei Heilshorn und fließt in südwestlicher Richtung bis nach Vegesack. Im hügeligen Naherholungsgebiet kommen wir an etlichen landschaftlichen Betrieben vorbei und durchqueren Parkanlagen. Gepflegte Gehöfte, großzügige Gartenanlagen und manchmal auch interessante Immobilien ziehen die Aufmerksamkeit auf sich.
Wo der Holthorster Weg in die Leuchtenburger Straße mündet, wird uns von der gegenüberliegenden Fahrbahnseite aus ein besonders schöner Blick auf eine Anhöhe geschenkt, auf der einige Kühe grasen. Ein prächtiges Fotomotiv, was uns bestätigt wird, als wir dort auf einen Mann treffen, der nur ein paar Meter entfernt von uns ebenfalls seine Kamera gezückt hat – dieselbe Stelle im Visier.
"Ist das nicht eine wunderbare Aussicht? Das ist so richtig typisch für die Bremer Schweiz", konstatiert Ruheständler Reiner Schaletz, der es wohl zu beurteilen vermag, da er auf eine Laufbahn als Werbefotograf zurückblickt. Die geteilte Begeisterung mündet in kurzes Klönen über berufliche Erfahrungen und Bekanntschaften. Schaletz erzählt, dass erat einmal bei einem Konzert fotografieren sollte, das Bill Haley in der Stadthalle gab. Er habe die Aufgabe gründlich versemmelt: "Alles völlig unterbelichtet." Die Aufnahme von der Leuchtenburger Straße habe er schon vor ein paar Tagen machen wollen. "Ich hab' nur noch auf das richtige Licht gewartet."

Reiner Skaletz
Nach dem Start am Bahnhof in Ritterhude wird der geneigte Thementourer zunächst an die Hamme geschickt. Ein starker Auftakt. In Ihlpohl hat er dagegen vor allem urbanes Leben studieren dürfen. Weiter geht's nach Platjenwerbe. Am Lohhof geht es sanft bergab, gut beschirmt von Bäumen, deren Äste und Zweige sich Schatten spendend über die Schotterpiste beugen. Linkerhand Äcker und Wiesen, rechts hört man Federvieh gackern. Diese Eindrücke wirken noch lange nach.
Das ländliche Postkarten-Idyll setzt sich am Holthorster Weg fort. Er wartet mit ansehnlichen Baumreihen auf, denn neben Kühen und Pferden begegnen uns Eichen, Kastanien, Linden und sogar ein Bergahorn, als wir von Platjenwerbe nach Leuchtenburg radeln. Die lange Lerchenstraße durchquert Aumund-Hammersbeck und führt nach Beckedorf. Wo die Wiesenstraße auf die Straßen Am Rosenbusch und An der Waldschmiede trifft, befindet sich das 1926 eingeweihte und Mitte der 1950er-Jahre erweiterte Ehrenmal, das an die Gefallenen und Vermissten der Weltkriegsjahre erinnert. Es handelt sich um einen Findling, der auf einem Sockel aus grob bearbeiteten Granit- und Feldsteinen ruht.

Zeit für eine Rast: das Denkmal für die Kriegstoten in Beckedorf.
In der Folge ist Konzentration gefragt, damit man nicht auf Abwege gerät. So sind wir ungewollt beim Blumenthaler Burgwallstadion gelandet. Aber nicht weiter schlimm. Vorbei an einem großen Fischweiher kommen wir zum Blumenthaler Schwimmbad. Zwischen Blumenthal und Schwanewede befindet sich der Übergang in die zweite Streckenhälfte.
Entspannt und nun ohne Irrungen und Wirrungen geht es von Löhnhorst, das mit reetgedeckten Bauernhäusern und nostalgischen Herrenhäusern aufwartet, auf der Habichthorster Straße nach Stendorf, wo uns die Schönebecker Aue abermals begegnet. Von dort ist es nicht mehr weit zum Ziel, dem Ritterhuder Bahnhof.